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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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schnell wieder auf den Beinen zu sein und davonzulaufen, hallte hinter ihm der gellende Alarmschrei des Zwerges durch die Stollen, der sogleich von anderen Kehlen aufgenommen wurde. Verzweifelt hastete Sargan weiter, stieß einen überraschten Zwerg zu Boden, der mit einem großen Korb aus einer Tür trat, setzte über einen niedrigen Tisch hinweg und fand sich Auge in Auge mit einem Dreier-Trupp axtschwingender Zwerge wieder, die geschlossen auf ihn vorrückten. Schlitternd kam er zum Stehen und hastete sodann durch eine Tür in einen anderen Raum, hinter sich die schweren Schritte seiner Verfolger. Wie im Fluge ging es durch eine Serie von Wohnräumen, von denen er nur verschwommene Eindrücke gewann, bis er in einer Sackgasse landete. Der letzte Raum, durch dessen Tür er gerade geeilt war, hatte nur diesen einen Ausgang, und als er sich nach Luft schnappend umdrehte, sah er schon ein gutes Dutzend Zwerge auf sich zurennen. Mit letzter Kraft schlug Sargan die Tür zu und rückte eine Kommode davor, die an der angrenzenden Wand gestanden hatte.
    Wild blickte er sich in dem kleinen Raum um, der offensichtlich einem Zwerg als Wohnstatt diente. Bett, Tisch, eine Truhe, viel gab es nicht, was ihm helfen konnte. Ein dumpfes Poltern von der Tür machte ihm klar, dass er keine Zeit hatte, um einen genialen Plan zu schmieden, der ihn aus dieser Todesfalle befreien würde. Gerade, als das erste Axtblatt durch die Türe brach, fiel Sargans herumirrender Blick auf ein schmales Loch in der Decke. Ohne zu zögern schob er die Truhe darunter, kletterte hinauf und sprang hoch. Zum Glück war die Decke hier deutlich niedriger als in einer menschlichen Behausung, und so erreichte Sargan die Öffnung. Seine tastenden Finger fanden einen schmalen Spalt, in den er seine Hand krallte. Mit reiner Willenskraft zog er sich hoch. Ohne auf den Lärm, die Schreie, Flüche und Verwünschungen seiner Verfolger zu achten, verkeilte er die Füße und arbeitete sich langsam nach oben. Gerade wollte er den Zwergen, die inzwischen in den Raum gedrungen waren, noch eine hübsche Beleidigung auf Kherak zurufen, da vernahm er von unten das Klacken einer Armbrust. Ohne seine wertvolle Atemluft auf höhnische Worte zu verschwenden, beeilte er sich, hastig weiter nach oben in den Schacht zu kommen.
    Zu seiner Erleichterung gelangte er nach einigen Schritt an eine Abzweigung. Schnell robbte er in den waagerecht verlaufenden Schacht zu seiner Linken und brachte sich aus der Schusslinie. Ein, zwei Bolzen flogen durch den Schacht und prallten klappernd von den Wänden ab. Die Fehlschüsse entlockten den Zwergen unter ihm düstere Flüche, während Sargan auf dem Bauch lag und nach Luft schnappte.

 
8
    Der Weg zurück in die Wohnhallen war lang und mühselig für die Zwergenkrieger, denn obwohl in den tieferen Lagen bereits nach Erz geschürft wurde, waren doch viele Tunnel und Gänge nicht verbunden, sodass das Heer etliche Umwege in Kauf nehmen musste, um dem König höchstselbst Bericht über ihren Sieg über die Trolle erstatten zu können. Und so war der Marsch weitaus länger, als es dem Kriegsmeister Hrodgard gefiel. Trotz seiner düsteren Stimmung versuchte er gegenüber seinen Untergebenen aufgeräumt und voll guten Mutes zu erscheinen. Dennoch verblieb für ihn ein bitterer Nachgeschmack, denn auch wenn sie etliche Trollkrieger getötet hatten, so waren doch einige entkommen, und damit blieb die Wurzel des Übels bestehen.
    Solange die Brut der Trolle existierte, würde Hrodgard sie jagen und vernichten. Seine Hoffnung, den Stamm auf einen Schlag mit Stumpf und Stiel auszurotten, von den Bälgern bis zu den Ältesten, war an der Standhaftigkeit und Verbissenheit der zwei Dutzend Trolle gescheitert, welche die Flucht ihres Stammes mit dem eigenen Leben erkauft hatten. Innerlich fluchte Hrodgard darüber, doch seine Leute waren noch vom Hochgefühl des siegreichen Kampfes erfüllt, und er wollte ihnen keinen Grund geben, an sich zu zweifeln. Irgendwann würden die Späher schon eine Spur der Trolle finden, und dann konnte Hrodgard wieder ausziehen und beenden, was vor so langer Zeit begonnen worden war.
    Nun aber zogen sie erst einmal in die beleuchteten Wohnhallen ein und wurden von den Daheimgebliebenen begrüßt. Die Kunde vom Sieg des Heeres erfüllte schon bald sämtliche Hallen der Zwerge, und Reccard, Sohn des Rotald, Gesandter des Königs unter dem Berge, begrüßte und beglückwünschte sie, auch wenn der stattliche Zwerg sicherlich wusste,

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