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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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anderen Seite hatten die Trolle ihm das Leben gerettet, zaudernd zwar und kaum um seinetwillen, aber dennoch fühlte der junge Krieger sich ihnen verpflichtet. Wenn es sein muss, kann ich sie später töten, dachte Sten. Mit einem Schaudern machte er sich klar, dass er soeben dasselbe über die Trolle gedacht hatte, was auch Druan über ihn gesagt hatte. Verdammt, ich bin nicht wie sie.
    Die Zeit kroch dahin. Schließlich verschwand das Sonnenlicht, und die Trolle regten sich.
    Unbewusst griffen Stens Finger nach dem Griff seines Schwertes, und er spannte die Muskeln an, jederzeit bereit aufzuspringen. Doch zunächst sahen die Trolle sich nur verwirrt um und gähnten, bis Andas Blick auf den leeren Eisenkäfig fiel.
    »Er ist weg!«
    Sofort kam Bewegung in die Gruppe. Fluchend sah Pard auf den offenen Keller, aus dessen Einstieg die Leiter ragte. Die anderen blickten wild umher und suchten nach den Menschen. Nur Druan blieb einigermaßen ruhig und untersuchte den Käfig. Pard hingegen machte seinem Ärger Luft und brüllte laut auf, bevor er mit beiden Fäusten gegen die mit Lehm verputzte Wand schlug. Brocken flogen umher, und zu Stens Entsetzen bebte die gesamte Häuserwand. Ein weiterer krachender Hieb ließ einen Teil der Wand in sich zusammenfallen, wobei Tragbalken splitterten und Steine zu Boden donnerten. Das Hausdach im hinteren Teil sackte ab und stürzte ein, als das Gebälk ohne die Außenwand das Gewicht nicht mehr tragen konnte. Mit einem ohrenbetäubenden Getöse polterten Balken, Steine, Lehm und hölzerne Schindeln zu Boden. Eine gewaltige Staubwolke erhob sich, aus der sich schließlich hustend und röchelnd Pard schälte. Die anderen Trolle beobachteten belustigt, wie er sich den Staub aus dem Gesicht wischte und dann angewidert auf die Überreste des Daches starrte. »Bah! Was schichten sie Steine auf, wenn die so einfach einstürzen?«
    »Der Käfig war nicht fest verschlossen. Er muss ihn geöffnet haben, und dann hat er die anderen befreit. Ganz so schwer ist dein Hintern wohl doch nicht, Pard«, erklärte Druan ruhig.
    »Diese Kröte! Wenn ich ihn finde, dann breche ich ihm jeden Knochen in seinem mageren, madigen Leib!«, schwor Pard wütend, was Sten nicht unbedingt beruhigte. Gerade eben hatte der gewaltige Troll mit zwei Hieben eine Hauswand zum Einsturz gebracht, die gebaut worden war, um den stärksten Stürmen zu trotzen. Beindicke Dachbalken waren auf ihn niedergestürzt, doch er zeigte sich davon nicht im Geringsten beeinträchtigt.
    »Wohin ist er wohl gelaufen?«, fragte Pard bösartig, aber Druan winkte ab.
    »Die wichtigere Frage ist: Warum leben wir noch?«
    Das war Stens Stichwort, doch Pard kam ihm zuvor: »Weil er ein kleiner, ängstlicher Mensch ist!«
    »Nein!«, rief Sten von seiner erhöhten Warte aus. »Weil ich mit euch reden wollte!«
    Sogleich reagierten die Trolle. Pard und Roch liefen geduckt zur Tür, während Anda und der namenlose Troll nach hinten liefen, wo jetzt ein beachtliches Loch in der Wand klaffte. Wieder war es nur Druan, der sich nicht beeindrucken ließ und sich aufmerksam umsah. Bevor der Troll Sten jedoch entdecken konnte, redete dieser weiter: »Ihr braucht Hilfe, und ich habe versprochen, euch zu helfen.«
    »Dann geh zurück in deinen Käfig!«, rief Pard unwirsch von unten.
    Druan aber hob beschwichtigend die Hände. »Warte ab, Pard.« An Sten gewandt, fuhr er fort: »Was willst du?«
    »Ich will reden. Ich habe euer Vertrauen nicht gebrochen, nun bitte ich euch, meines zu achten«, antwortete Sten.
    »Die anderen Menschen …«, meinte Druan fragend, doch Sten unterbrach ihn: »… sind in Sicherheit. Aber sie werden niemandem von euch erzählen. Ihr seid also ebenso sicher.«
    »Woher sollen wir wissen, ob du die Wahrheit sagst?«, fragte Druan.
    »Nun, ihr müsst mir schon vertrauen. Ich habe euch meine Hand entgegengestreckt.«
    »Wenn ich dich finde, Menschlein, dann nehme ich deine Hand. Und behalte sie«, fiel Pard ein.
    »Tja, das ist keine gute Antwort«, gab Sten zurück, »so kommen wir nicht weiter.«
    »Warte«, sagte Druan und rief die anderen Trolle zu sich. Nach einer kurzen Beratung schaute Druan auf und sagte: »Du kannst dich zeigen, wir werden dir nichts tun. Wir müssen reden.«
    »Ja, das müssen wir«, stimmte der Krieger zu und erhob sich langsam. Schnell kletterte er die Leiter hinab und öffnete die Tür zwischen Wohnhaus und Stall. Der Lärm und der Geruch der Trolle hatten die Tiere aufgeschreckt und nervös gemacht,

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