Die Trolle
und jetzt liefen sie in ihren Verschlägen hin und her und blökten ängstlich. Auch Sten war nervös und wischte sich den Schweiß von den Händen an der Hose ab.
Er hatte dem Tod schon mehr als einmal ins Auge geblickt, hatte Gefechte und Scharmützel überlebt. Stets war er sich seiner Fähigkeiten und seines Könnens sicher gewesen. Mit dem Schwert war er vielleicht nicht so überragend wie Flores, aber er führte durchaus eine tödliche Klinge. Doch all das würde ihm hier wenig nützen; er war sich völlig sicher, dass er sich schwer täte, sich auch nur gegen einen einzigen Troll zu behaupten. Trotzdem durfte er jetzt keine Angst zeigen, denn er wollte den Trollen beweisen, dass sie ihn trotz ihrer Größe und Kraft brauchten. Sie waren wenige und kannten die Länder an der Oberfläche nicht. Also trat er hoch erhobenen Hauptes in das Wohnhaus – oder was davon übrig geblieben war.
»Brav, Menschlein«, sagte Pard böse und ließ die Fingerknochen knacken, »jetzt zeige ich dir, was Schmerzen sind!«
Geschmeidig zog Sten Schwert und Dolch und hielt sie abwehrend vor sich. Doch Pard kam nicht näher, sondern grinste nur breit: »Angst?«
»Lass das, Pard. Ich will mit ihm reden«, fiel Druan ein, und Sten atmete auf. Ebenso schnell, wie er sie gezogen hatte, verschwanden Schwert und Dolch wieder in ihren Scheiden.
»Du, Mensch«, begann Druan, »bist frei und hast Waffen aus Metall.«
»Die dir nichts nützen werden …«, fiel Pard ein, schwieg aber, als Druan ihm einen düsteren Blick zuwarf.
»Was willst du?«, fragte Druan.
»Ich helfe euch, wie ich es versprochen habe. Aber ich begleite euch freiwillig und auf meinen eigenen Füßen, nicht in einem Käfig. Ihr versprecht, nein, ihr schwört auf alles, was euch kostbar ist, dass ihr auf meinen Rat hört, wenn es um Menschen geht. Keine Toten, kein Blutvergießen, es sei denn, dass ihr euch selbst schützen müsst. Oder dass ich es für richtig halte.«
»Sehr großzügig von dir«, erwiderte Druan mit lauernder Miene, »aber wo ist für dich der Gewinn?«
Sten überlegte. »Zum einen werdet ihr nicht sinnlos meine Leute töten, nur weil sie euch im Weg stehen. Ich kann andere, bessere Möglichkeiten für euch finden, zum Ziel zu kommen.« Er zögerte, unschlüssig, wie viel von seinen Gedanken er den Trollen anvertrauen sollte. Dann sprach er jedoch weiter. »Zum anderen geschehen in diesem Land merkwürdige Dinge. Ich glaube, dass diese Vorkommnisse irgendwie mit euch verbunden sind. Ich muss herausfinden, wie. Wenn ihr auf meinen Vorschlag eingeht, können wir uns gegenseitig helfen.«
»Ich traue ihm nicht«, teilte Pard unmissverständlich mit und ballte die Fäuste. »Ich sage, wir brechen ihm das Genick und suchen ein neues Menschlein, das nur redet, wenn ich Fragen stelle.«
»Angst, Pard?«, fragte Sten kalt und zwang sich zu einem abfälligen Lächeln. Die Reaktion fiel aus wie erwartet: Pard brüllte auf und kam auf ihn zu. Doch Druan, auf dessen Eingreifen Sten gesetzt hatte, schaute nur unbeteiligt zu. Fluchend zog der Krieger seine Waffen und duckte sich unter Pards erstem Schlag weg. Aus der Hocke riss er sein Schwert hoch und traf den Troll mit einem harten Schlag am Bauch, aber die scharfe Klinge drang nur wenige Fingerbreit ein. Verblüfft stellte Sten fest, wie zäh und widerstandsfähig die Haut des Trolls war, fest genug, um den für einen Menschen sicherlich tödlichen Streich zu einer leichten Wunde zu machen. Wie können die Zwerge gegen solche Wesen im Kampf bestehen?, fragte er sich erschüttert, doch dann schnellte der Fuß des Monstrums vor, und Sten musste sich mit einer verzweifelten Rolle in Sicherheit bringen. Mit erhobenen Waffen kam er geduckt wieder auf die Füße, doch sein Gegner war ihm nicht gefolgt, sondern hatte sich nur gedreht und fuhr sich mit der Hand über den Bauch, um dann die von seinem eigenen dunklen Blut benetzten Finger anzusehen. Mit einem mörderischen Blick auf Sten leckte Pard sich das Blut von den Fingerkuppen.
»Genug jetzt«, befahl Druan, doch Pard schüttelte wild den Kopf. »Nein! Er muss dafür bezahlen!«
»Denk nach, wir brauchen ihn! Und er uns. Es wäre dumm, diesen Kampf zu Ende zu führen«, redete Druan auf den riesigen Troll ein. Obwohl dieser gerade keine Anstalten machte, Sten anzugreifen, ließ ihn der Wlachake nicht aus den Augen.
»Vielleicht hast du Recht«, gab Pard schließlich widerstrebend zu und ließ die Fäuste sinken.
»Vielleicht ja, vielleicht nein, aber
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