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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Rabensteins gestorben, und Sitei cal Dabrân war als Rebell und Hochverräter hingerichtet worden. Als er alt genug war, um den Kampf gegen Csiró Házy aufzunehmen, den Mann, der seine Eltern verraten hatte, war er nach Norden in seine Heimat zurückgekehrt. Mit Gleichgesinnten hatte er sich durch die Wälder geschlagen, auf einsamen Gehöften und in schmutzigen Gassen versteckt und alles getan, um den Masriden und ihren verfluchten Helfern zu schaden. Schon bald hatten die Menschen von seinen Taten erzählt, und irgendwann hatte er sogar in einer schäbigen Kaschemme ein Lied über sich gehört.
    Irgendwann würde er Frieden finden, aber dieser Tag würde erst kommen, wenn die letzten Masriden für ihre Verbrechen bezahlt hatten. Bis dahin würde er kämpfen. Falls ihn nicht der Tod vorher ereilte, wie so viele seiner Freunde und Verwandten.
    »Erzähl mir mehr von den Sonnenmagiern«, meinte Druan und riss Sten so aus seinen finsteren Grübeleien.
    »Ich weiß nicht viel über sie. Sie kamen mit den Masriden, mit Feuer und Schwert. Sie sagten, dass die Geister, die wir verehren, Dämonen seien, nicht mehr als dunkle Höllenkreaturen, und dass alle die Sonne verehren sollen, den Spender des göttlichen Lichtes und des Feuers. Damals loderten überall im Land die Scheiterhaufen, auf denen sie die ›Ungläubigen‹ verbrannten – jene also, die nicht bereit waren, den alten Geistern abzuschwören. Sie nehmen nur Männer in ihre Reihen auf, und sie sind alle Magier. Ihre Macht und ihr Einfluss sind groß. Diejenigen, welche die alten Wege gehen, werden immer noch wie Verbrecher behandelt. Nur wenige Geistseher sind übrig geblieben, und sie müssen sich verbergen«, erklärte Sten.
    »Kennst du welche von ihnen?«
    »Natürlich, wir hatten einen Priester am Hof in Dabrân, und in der nahen Stadt haben sie einen Tempel gebaut. Der Priester war ein verknöcherter alter Mann, der mich und meine Schwester unterrichten sollte und uns immer mit dem Gehstock geschlagen hat, wenn wir auf seine Fragen keine Antwort wussten. Bis unser Vater ihm sagte, dass er jeden Schlag zu spüren bekäme, den er uns verpasste. Der Vorbs hat ihm nicht geglaubt, bis unser Vater ihn vor allen Mitgliedern des Hofes gezüchtigt hat«, erzählte Sten mit einem Lächeln.
    »Vorbs? Hieß er so?«, fragte Druan nach.
    »Nein. So nennen wir die Sonnenpriester. Es ist ein alter Name, früher war ein ›Vorbs‹ einfach nur jemand, der zu viel Unsinn redet, ein Schwätzer. Doch dann kamen die Priester und predigten von ihrem heiligen Sonnenlicht. Weil sie so viel redeten, nannte man sie Vorbs. Aber nicht offen, denn sonst trifft einen der Zorn der Masriden!«
    »Was ist mit dem Sonnenlicht? Warum dienen sie ihm?«, hakte Druan nach.
    »Sie sagen, das Sonnenlicht sei der Spender und Quell allen Lebens. Das Göttliche zeige sich nur in der Reinheit und Erhabenheit des Sonnenlichts. Vermutlich wisst ihr das nicht, weil ihr nicht in der Lage seid, es zu sehen, aber man kann nicht in die Sonne schauen, ohne zu erblinden. Jedenfalls nicht lange. Das ist das Zeichen der Göttlichkeit, behaupten die Priester; wir unvollkommenen Wesen werden von ihr geblendet. Ich weiß nicht, ob sie damit Recht haben, denn ich folge den alten Lehren meines Volkes. Aber eines ist sicher: Der Albus Sunasist mächtig, und seine Anhänger sind mächtig. Sie können die Kraft von Licht und Feuer beschwören. Ihr Glaube ist stark.«
    »Glauben viele von deinem Volk an die Sonne?«
    »Zumindest behaupten sie es. Es nicht zu tun ist gefährlich. Woran glaubt ihr Trolle?«, fragte Sten unvermittelt.
    »Wir glauben an die Gebeine der Welt, in denen wir leben«, antwortete Druan kurz angebunden.
    »Das ist alles?«, erkundigte sich Sten ungläubig.
    »Ja«, schnappte Druan unwirsch, was den Wlachaken zu der Erkenntnis brachte, dass es wohl besser war, diesen Gesprächsfaden nicht mehr aufzugreifen, auch wenn er Druan nicht glaubte. Bevor er jedoch etwas anderes fragen konnte, zischte Zdam von vorne: »Hier ist etwas. Irgendwas riecht komisch.«
    Gerade als Sten genauer nachfragen wollte, ertönte eine melodiöse Stimme aus dem Unterholz: »Das Einzige, was hier komisch riecht, bist du, Troll!«
    Alarmiert sah Sten sich um. Elfen hatten ihm zu seinem Glück gerade noch gefehlt!

 
10
    Nach einem kurzen Augenblick der Erholung versuchte Sargan, sich in der ihn umgebenden Finsternis zu orientieren. Ohne Zweifel war er in das Be- und Entlüftungssystem der Zwerge gelangt, was erst einmal

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