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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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eine freudige Entdeckung war, denn irgendwo mussten diese Schächte ja an die frische Luft führen. Wieder einmal dankte er der Göttin für seine schlanke Statur, denn ein etwas breiterer Mensch wäre unrettbar in dem Schacht stecken geblieben. Es war nicht das erste Mal, dass er in beengten Verhältnissen klettern musste, also machte er sich zuversichtlich auf den Weg. Vermutlich würde es den Zwergen schwer fallen, ihm zu folgen, denn trotz ihrer geringen Größe hatten sie doch eher breite Schultern und Brustkörbe. Hauptsache, sie haben keine Hunde oder ähnliche Viecher, dachte Sargan, der sich bei dem Gedanken unangenehm an eine seiner weniger erfolgreichen, aber dafür umso schmerzhafteren Unternehmungen erinnert fühlte.
    Nachdem er eine Weile vorwärts gerobbt war, erreichte er einen weiteren nach oben führenden Schacht und machte sich an den beschwerlichen Aufstieg. Solange er hinaufkletterte, konnte er nicht allzu falsch liegen. Früher oder später mussten die Belüftungstunnel an die Oberfläche führen. Unter der Erde zu bleiben hatte für ihn wenig Sinn, solange die Zwerge in Alarmbereitschaft waren und wussten, dass es einen Eindringling gab. Also galt es erst einmal die Stollen zu verlassen; danach konnte er immer noch weitersehen. Ein leichter, beständiger Luftstrom wies ihm den Weg, und je höher er kam, desto kühler wurde es in den Tunneln.
    Das Klettern war äußerst anstrengend, und es war ein großes Glück für Sargan, dass es in regelmäßigen Abständen Querschächte gab, in denen er sich ein wenig ausruhen konnte. Dieses Belüftungssystem war eine weitere Meisterleistung der Zwerge, auch wenn es jetzt einem ihrer Feinde zugute kam.
    Wegen der beengten Verhältnisse konnte er nicht ausholend greifen, sondern musste stets die Schultern verkeilen, dann die Füße anziehen und sich langsam abstoßen, wobei er jedes Mal in Gefahr geriet abzustürzen, wenn er die Schultern lockerte. Bald schon schmerzte sein ganzer Körper, aber er gab nicht auf, sondern arbeitete sich Ruck für Ruck, Schritt für Schritt nach oben in Richtung Freiheit.
    Nach einer schier endlosen Zeit erspähte er einen Lichtschimmer über sich, der mit jedem Stück, das er weiter erklomm, heller wurde. Angespornt von diesem hoffnungsvollen Anblick, raffte er all seine Kraft zusammen und kletterte schwungvoll weiter. Das Licht wuchs beständig, und schon bald konnte er ein kleines Stück blauen Himmel erkennen, über den einige Wolken zogen. Unterdessen hatte der Luftzug an Stärke gewonnen, sodass Sargan kühle, frische Luft ins Gesicht blies.
    Der einfallende Sonnenschein schuf ein schummriges Dämmerlicht, in dem Sargan einige Schritt unterhalb der Öffnung eine Nische erkannte, in der er erst einmal zu rasten beschloss, bevor er das letzte Stück des Aufstiegs bewältigte.
    Erst als seine tastenden Finger an der Kante der Nische in eine seltsame klebrige Masse griffen, änderte er seinen Plan. Was, bei der Göttin, ist das?, fragte er sich angeekelt und zog sich sehr vorsichtig empor. Noch immer war das Licht nicht stark genug, um Einzelheiten erkennen zu können, doch die Wände schienen hier von einer dünnen Schicht desselben klebrigen Materials bedeckt zu sein. Verwirrt sah Sargan sich um und überlegte, ob dies wohl eine Maßnahme der Zwerge war, vielleicht um Getier und Schmutz aus ihren Schächten fern zu halten. Auch der Boden war von der Substanz bedeckt, die ihn zwar nicht vollständig an der Bewegung hinderte, aber doch die Sohlen seiner Stiefel nur unwillig wieder freigab. Falls dies eine Falle für Ungeziefer war, dann funktionierte sie recht gut, denn im düsteren Licht sah Sargan mehrere Kadaver von kleinem Getier an den Wänden hängen. Gerade wollte er weiterklettern, als ein leises Kratzen ihn herumfahren ließ. Hektisch spähte er in das Zwielicht.
    Dort … eine rasche Bewegung, die ebenso schnell wieder im Schatten verschwunden war, wie er sie gesehen hatte. Langsam zog Sargan seinen Dolch und ließ dabei die gegenüberliegende Ecke des Raumes nicht aus den Augen. Deswegen wurde er auch von der Kreatur überrascht, die kopfüber an der Decke blitzschnell auf ihn zukam. Fluchend warf er sich zur Seite und hieb mit der Klinge nach ihr, ohne sie jedoch zu treffen. Aufgrund des dämmrigen Lichts und der rasenden Geschwindigkeit, mit der sich das Geschöpf bewegte, hatte er nur einen flüchtigen Blick auf das Wesen werfen können, doch es hatte eindeutig zu viele Beine, als dass Sargan sich damit

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