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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Marsches sprach keiner von ihnen viel, alle schienen ihren eigenen Gedanken nachzugehen. Erst als Mitternacht schon lange vorbei war, rief Zdam, der ein Stück vorausgelaufen war, ihnen etwas zu: »Da ist ein Fluss.«
    »Das wird die Reiba sein, die fließt in der Nähe von Orvol«, teilte Sten den Trollen mit. »Irgendwo weiter flussabwärts muss es einen kleinen Wasserfall geben, aber ich war noch nie dort. Wir können dem Flusslauf folgen und in der Nähe einen Lagerplatz suchen.«
    Tatsächlich stießen sie nach kurzer Zeit auf den Fluss, dessen Bett den Wald teilte. An dieser Stelle war der Fluss schon knapp ein Dutzend Schritte breit, was Sten vermuten ließ, dass er sehr bald in den Magy münden würde, den mächtigen Strom, der das Land wie ein Schwerthieb in zwei ungleiche Hälften teilte. Wenn sie den Magy erreichten, waren sie an ihrem Ziel angekommen, denn Teremi lag an seinen Ufern, genau dort, wo die Reiba in den Strom mündete.
    Die Reiba hatte sich tief in das Land gegraben, und ein Abstieg zum Wasser selbst machte keinen Sinn, denn die Ufer waren steil und boten nur wenig Halt. Aber parallel zum Fluss fanden die Trolle schnell einen gangbaren Weg, dem die Gruppe folgte.
    Auf der Reiba fuhren zuweilen Fischerboote, weshalb Sten den Trollen riet, sich etwas abseits zu halten. Kurz vor Sonnenaufgang jedoch fand Roch bei der Suche nach einem geeigneten Versteck für den Tag eine Höhle knapp über der Wasseroberfläche in einer der moosbewachsenen Felswände, um die sich der Fluss wie eine Schlange wand.
    Nach einer kurzen Untersuchung stellte sich heraus, dass die Höhle wohl tief genug war, um den Trollen Schutz zu bieten, vor allem, da das Flussbett an dieser Stelle sehr tief lag und nur wenig Licht zwischen den Felsen auf das Wasser fallen würde. Der Abstieg zu der Höhle war in der Dunkelheit sehr mühselig, aber die Trolle erwiesen sich als überraschend geschickt, und ihre scharfen, harten Nägel und starken Hände fanden überall im Gestein Halt.
    Sten selbst war es seit seiner Kindheit gewohnt, in dem bergigen Land über Stock und Stein zu klettern, und er bewältigte die Kletterpartie ohne größere Schwierigkeiten.
    In der Höhle angekommen, schichteten die Trolle ein wenig Holz auf, das Pard auf seinen Rücken gebunden und hinuntergeschleppt hatte. Dann entzündeten sie ein kleines Feuer, um sich zu wärmen. Dankbar setzte sich Sten zu ihnen und ließ die Hitze auf sich wirken, bis seine Kleider dampften. Als die Trolle begannen, das Ziegenfleisch zu verzehren, schnitt sich Sten einen Streifen von Druans Anteil ab und briet ihn sich über dem Feuer. Beim Anblick des knusprigen Fleisches lief ihm das Wasser im Mund zusammen, auch wenn die Trolle sich lauthals über die in ihren Augen schlechte Behandlung eines guten Stückes Fleisch beschwerten.
    Entgeistert erwiderte Sten: »Aber ihr habt doch selbst Fleisch gebraten, das Fleisch von …«
    »Ja, zähes und starkes Troll-Fleisch muss gebraten werden, aber zartes Zicklein? Manches kann man mit Feuer besser machen, anderes nicht«, antwortete Roch gelassen.
    Kopfschüttelnd machte sich Sten daran, sein Fleisch ordentlich zu braten, und achtete nicht weiter auf die Trolle, welche die ganze Zeit Scherze über den schwachen Magen von Menschen machten.
    Tatsächlich schien es eine Ewigkeit her zu sein, dass der Krieger warmes Essen zu sich genommen hatte, woran sein Magen ihn mit lautem Knurren erinnerte. Zusammen mit einer Hand voll Dörrobst und einem Stück Brot ergab das Ziegenfleisch ein Mahl, das der hungrige Wlachake wahrhaft fürstlich fand.
    Dann rollte er sich in eine Decke, die er vom Bauernhof mitgenommen hatte, und streckte die müden Glieder aus. Trotz des harten Felsbodens überkam ihn schnell die Erschöpfung, denn aus Angst, dass er den Sonnenuntergang verschlafen könne, hatte Sten es am letzten Tag nicht gewagt, die Augen zu schließen. Dementsprechend forderte sein Körper jetzt, was ihm zustand, und Sten fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf, aus dem er frisch und ausgeruht in den frühen Abendstunden erwachte.
    Ein wenig schlaftrunken blickte er sich um und sah die Trolle, die sich ganz in die Tiefe der Höhle zurückgezogen hatten und dort nahe dem Feuer schliefen. Nur Zdam war wach und nickte Sten zu, der grüßend die Hand an die Stirn hob. Dann trat er aus der Höhle und sah sich um. Tatsächlich war es in der Kluft zwischen den Steinen schon fast finster, auch wenn er oben an den Felsnadeln noch hellen Sonnenschein

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