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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Kinn.
    Offensichtlich hatte der Elf seine intensive Musterung bemerkt, denn mit einem spöttischen Grinsen fragte er: »Entspreche ich deinen Erwartungen, Mensch?«
    Sten hatte sich inzwischen von dem Schock erholt, einem Elfen direkt gegenüberzustehen, und antwortete gelassen: »Ich hatte dich mir größer vorgestellt.«
    Darauf lachte der Elf melodisch und hob die Hände: »Enttäuschungen sind ein Teil des Lebens.« Sodann wandte er sich an die Trolle: »Seht her, ich komme unbewaffnet und mit Geschenken.« Er deutete auf die Kaninchenleiber, die im saftigen Gras der Lichtung lagen. »Werdet ihr Frieden halten, während ihr esst?«
    »Ja«, sagte Druan kurz und setzte sich an das Feuer. Die anderen Trolle taten es ihm gleich, bis auf Roch, der die Kaninchen holte und sie verteilte. Der Elf wartete, bis alle einen Platz am Feuer eingenommen hatten, bevor er sich ebenfalls niederließ. Mit gekreuzten Beinen setzte sich auch Sten und nahm einen spitzen Stock, der neben dem Feuer lag, um den Kaninchenkadaver aufzuspießen und das Fleisch zu braten.
    »Mein Name ist Ruvon«, hob der Elf an und nickte bei jedem Namen, als Druan die kleine Gruppe vorstellte.
    »Dies hier ist das Land meines Stammes, über dessen Grenzen ihr ohne unser Einverständnis getreten seid.«
    »Das wussten wir nicht«, erwiderte Druan, »wir wollten nur den Menschen aus dem Weg gehen.«
    »Sehr löblich«, schmunzelte Ruvon, »aber warum seid ihr überhaupt aus den Gebeinen der Welt emporgestiegen?«
    »Wir sind auf der Suche nach Magiern«, antwortete Druan.
    »Magier? Meint ihr die neuen Menschen, die von jenseits der Berge stammen?«
    »Vielleicht. So genau wissen wir es nicht, deshalb suchen wir ja.«
    »Sie werden euch kein Glück bringen. Sie haben die wenigen Menschen vertrieben, die noch Achtung vor der Welt hatten. Nun sind nur noch die Eisenträger da, deren Waffen und Werkzeuge unheilbare Wunden in die Wälder und die Erde reißen.«
    »Du meinst die Masriden«, mischte Sten sich ein, doch der Elf zuckte nur mit den Schultern: »Dieser Name bedeutet mir nichts. Aber«, wandte er sich an die Trolle, »diese Magier verehren die ewige Sonne als Gott. Glaubt ihr, dass ausgerechnet ihr bei ihnen Freunde findet?«
    »Wir suchen keine Freunde, wir suchen jemanden, den wir zerquetschen können«, fauchte Pard.
    »Wir suchen die Magier, die unsere Feinde sind«, sagte Druan mit einem bösen Seitenblick zu dem großen Troll.
    »Ihr sucht Feinde, die ihr nicht kennt«, stellte der Elf fest.
    »Ja. Jemand greift uns mit Zaubern an. Wir wollen wissen, wer und warum«, erklärte Druan.
    »Und dann?«, fragte Ruvon neugierig, und Sten schien es, als richteten die Ohren des Elfen sich ein wenig auf.
    »Dann sorgen wir dafür, dass es aufhört«, beantwortete Druan die Frage, und alle Trolle nickten grimmig.
    »Nun ja, diese Sonnenanbeter zu finden sollte nicht allzu schwierig sein, immerhin wachsen ihre Häuser überall wie Pilze aus dem Boden«, stellte Ruvon trocken fest.
    »Überall?«, fragte Druan nach, und Sten wurde es ein bisschen unbehaglich zumute, als er den misstrauischen Ton in der Stimme des Trolls vernahm. Doch Ruvon nickte nur, und Druan ließ die Sache auf sich beruhen.
    »Und dieser Mensch hier?«, erkundigte sich der Elf unvermittelt.
    »Er hilft uns, er ist unser Führer.«
    »Menschen helfen Trollen? Es sind in der Tat seltsame Zeiten, die wir erleben. Das Land verändert sich«, meinte der Elf nachdenklich. Dann entblößte er seine kleinen, ebenmäßigen Zähne zu einem Lächeln. »Aber jetzt solltet ihr erst einmal essen.«
    So aßen sie schweigend die Kaninchen. Sten hatte während des Gesprächs kaum auf das brutzelnde Fleisch geachtet und suchte nun nach genießbaren Bissen. Die Trolle hingegen verschlangen die rohen Fleischstreifen mit sichtlichem Genuss. Der Elf aß nichts, sondern beobachtete lediglich seine Gäste bei der Mahlzeit. Immer wieder dachte Sten, aus den Augenwinkeln eine Bewegung im Wald zu erkennen, aber wenn er genauer hinsah, konnte er nichts erblicken. Der Stamm der Vînai war wohl in der Nähe, blieb aber verborgen. Wie viele mögen es wohl sein, überlegte Sten, und warum bleiben die Trolle angesichts dieser Gefahr so ruhig?
    »Was meintest du damit: Das Land verändert sich?«, fragte Sten nach, um sich von den wandernden Schatten abzulenken, die er zwischen den Baumstämmen zu sehen glaubte.
    »Kannst du es nicht spüren, Mensch? Hier im Wald? Oder auf euren Wiesen und Feldern?« Er sah Sten

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