Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
sollte er sie je trennen können, dann wird er König werden.« Druan nickte wortlos, und Sten fuhr fort: »Noch stehen wir zwischen Zorpad und der Krone. Solange die Gefahr der Rebellion in der Luft schwebt, kann er sich keinen Bruderzwist erlauben. Und eines Tages wird er an seiner eigenen Gier verrecken!«
    »Wird Zorpad euch alle töten, wenn er siegt?«
    »Vermutlich nicht. Mich natürlich und einige andere. Aber wir sind ja auch seine ganz speziellen Freunde. Wieso fragst du?«
    »Uns werden die Zwerge alle töten, jeden Einzelnen, wenn sie uns besiegen«, erklärte Druan.
    »Dann sollten wir das wohl besser verhindern, was?«, fragte Sten augenzwinkernd.
    »Und auch, dass dieser Zorpad König wird«, antwortete der Troll.
    »Wenigstens müsste ich das nicht mehr erleben, obwohl der Bastard mich vermutlich genau deshalb bis kurz nach der Krönung am Leben ließe«, flachste Sten. Bevor Druan etwas darauf antworten konnte, hob er das Haupt und schnupperte.
    »Ja, Menschen«, warf Roch ein. »Nicht allzu weit. Viele.«
    Beeindruckt sah Sten Druan an, der nickte. »Feuer und der Geruch von vielen Menschen an einem Ort. Der Wind hat sich gedreht und trägt ihren Gestank zu uns.«
    Gerade wollte Sten eine bissige Bemerkung über den Körpergeruch der Trolle machen, als Druan fortfuhr: »Sten und ich werden uns das ansehen. Ihr wartet am besten in der Nähe. Aber seid vorsichtig.«
    Sofort brach ein Tumult aus, als die anderen Trolle heftig widersprachen. Besonders Pard war mit dem Plan nicht einverstanden. »Das ist Schwachsinn, Druan! Entweder wir gehen alle – oder keiner!«
    »Nein. Die Gefahr ist groß. Es ist im Gegenteil Schwachsinn, alles aufs Spiel zu setzen«, erwiderte Druan ruhig.
    »Warum willst du dann dorthin, wenn die Gefahr so groß ist?«, ereiferte sich Pard.
    »Weil ich die Menschen sehen will. Ich will ihre Häuser sehen, will sie riechen und sie verstehen.«
    »Und wir sollen hier wie Pilze im Wald rumstehen?«
    »Wir sind nicht lange fort«, antwortete Druan.
    »Vor Sonnenaufgang sind wir wieder da«, fügte Sten hinzu.
    »Halt dich da raus, Mensch!«, schrie Pard den jungen Wlachaken an. »Hier reden Trolle!«
    »Pard, ich gehe zu den Menschen«, stellte Druan sachlich fest.
    »Dann gehe ich auch! Du gehst nicht allein«, erwiderte Pard, und die anderen Trolle nickten. Druan seufzte: »Doch. Sten sagt, dass es nicht ungefährlich ist. Also gehe ich allein mit ihm, damit ihr weitersuchen könnt, falls etwas schief geht.«
    »Der will dich doch nur hinterrücks umbringen!«, heulte Pard geradezu verzweifelt.
    »Das hätte er heute am Tag tun können, wenn er es gewollt hätte«, belehrte ihn Druan. Verwundert fragte Sten sich, warum Pard so aufgebracht war, dann dämmerte es ihm. Der gewaltige Troll hatte Angst! Ohne Druan war ihre Lage wesentlich schlimmer, denn dieser schien als Einziger die Oberfläche und ihre Bewohner zumindest ansatzweise zu verstehen. Vermutlich fühlten die Trolle sich ohne ihn noch verlorener, als sie es jetzt schon waren.
    Wütend stieß Pard die Luft aus, dann blickte er Druan kalt an. »Also geh. Aber es ist keine gute Idee. Daran wirst du noch denken.«
    »Ich finde euch hier wieder?«, fragte Druan ungerührt. Die Trolle nickten und machten es sich wieder bequem. Wortlos führte Druan Sten in Richtung des Dorfes, das er in der Ferne riechen konnte.
    Schon bald übernahm jedoch der Mensch die Führung und brachte das ungleiche Paar so nah wie möglich im Schutz der Bäume an das Dorf heran, das an drei Seiten von Feldern umgeben war. Nur im Westen floss die Reiba ruhig dahin und trieb eine große Wassermühle an, die im Augenblick aber nicht in Betrieb war. Die beiden beschlossen, sich von Süden zu nähern, da der Wald dort weiter an das Dorf heranreichte. Deshalb mussten sie einen großen Bogen schlagen, da sie ursprünglich von Norden kamen. Schließlich lagen sie kaum fünfzig Schritt entfernt vom Dorf in der Dunkelheit des Waldrandes, und Druan betrachtete mit großen Augen die Ansammlung von kleinen, geduckten Häusern, die ihm vermutlich groß und eindrucksvoll erschien. Sten hingegen beeindruckte das Dorf keineswegs; er versuchte vielmehr den Troll zu überreden, möglichst bald wieder aufzubrechen.
    Doch dann ertönte plötzlich Hufgeklapper, und auf der Straße erschien eine kleine Gruppe Reiter, vielleicht ein halbes Dutzend, die im Galopp Richtung Orvol ritten. Eine einzelne Laterne beleuchtete ihnen den Pfad, aber dennoch war es gefährlich, im Dunkeln

Weitere Kostenlose Bücher