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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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fest.
    Caspar rührte sich und suchte Elsbeth.
    Die saß vor dem Haus und steckte Salatsamen in ein Frühbeet. „Reden!“, seine Kehle war trocken.
    Elsbeth erhob sich verwundert, klopfte die Schürze sauber und ging mit Caspar ein Stück. „Ach du meine Güte“, rief sie, „ist dir der Leibhaftige persönlich begegnet?“
    Caspar war mit einem Male speiübel.
    „Du bist ganz bleich, was ist los?“
    Erst als sie ein Stück vom Hause entfernt waren, begann Caspar, sich seiner Schwester anzuvertrauen.
    „Das hab ich mir gedacht.“
    „Was?“
    „Ich hab’s mir gedacht, schon länger. Weibliche Eingebung nennt man das!“ Seine Schwester war wirklich eine Schlaue, aber Caspar war ehrlich verzweifelt. Da hatten sie sich in einen schönen Schlamassel reinbugsiert.
    „Keine Sorge, ich überleg mir eine Lösung!“ Vielleicht war Elsbeth die Rettung.
     

     
    Caspar war nicht im Gottesdienst gewesen. Luisa hatte das nicht gewundert, sie waren schließlich bis in den Morgen zusammen gewesen.
    Zum Mittag gab sich Clemens als vollendeter Gast und Luisas Mutter war hingerissen. „Glaubt man gar nicht, dass Clemens der Sohn des Meisters Weber ist“, raunte sie, während sie beide in der Küche das Dessert anrichteten. Nicht, dass nicht Bettine das hätte tun können, aber Gustine Treuentzien nutzte dieses hauswirtschaftliche Intermezzo, um mit Luisa zu tuscheln.
    „Wieso nicht?“ Luisa war gereizt und das verhehlte sie ihrer Mutter nicht. „Meinst du, die Kinder des Meisters Weber haben keine Manieren? Analphabeten und Vorzeitmenschen?“
    „Luisa, Kind, sei doch nicht so ...“
    Aber Luisa war so gereizt! „Meinst du, Clemens Weber hat erst auf der Akademie gelernt, wie man Messer und Gabel benutzt?“ Darauf ging ihre Mutter nicht ein.
    Luisa ertrug es, so wie Caspar es ertrug.
    Clemens reiste ab, aber Elsbeths Hochzeit nahte unaufhaltsam und mit ihr kehrte Clemens zurück und strapazierte die traute Zweisamkeit. Zumindest war das Muster des Keubler-Tuches eingelesen und die Webarbeiten hatten begonnen.
    Erst bei einer späteren Gelegenheit gestand ihr Caspar, dass sein Vater über ihn und sie Bescheid wusste. „Es ist doch nur eine Frage der Zeit, wann sich alles aufklärt. Mit dem Tuch vom Keubler wird sich jeder Irrtum in Wohlgefallen auflösen, und das Schöne daran ist: Niemand wird uns die Schuld an den Irrtümern geben ...“
    Luisa presste eine Hand auf ihren Magen. „Mir ist nicht gut – Christianas Waffelröllchen.“
    „Wieso isst du auch ständig diesen Süßkram?“
    Sie saßen in der Webbank und Caspar kontrollierte mit dem Fadenzähler das begonnene Tuch, das „superfein“ Zoll für Zoll die Geschwister Fernheim preisgab.
    Schritte im Flur. Luisa gab Caspar einen Kuss auf den Mund und kletterte schnell aus der Webbank, bevor die Tür geöffnet wurde.
    „Ah, Fräulein Treuentzien, wieder beim Geschäft, wie?“ Clemens strahlte bis über beide Ohren, nahm ihre Hand und küsste ihren Handrücken. Luisa rang sich ein Lächeln ab und hörte, wie Caspar den Fadenzähler übertrieben laut auf die Fensterbank hinter sich knallte. „Er ist nur eifersüchtig, Fräulein Luisa, das wird aber seiner Arbeit keinen Qualitätsverlust beibringen.“
    „Könnte mir einer bitte Balthasar reinschicken, dass ich weitermachen kann!“
    „Wenn Blicke töten könnten.“ Clemens erheiterte sich und nahm die schlechte Laune seines Bruders zum Anlass, noch einen obenauf zu setzen: „Übrigens, Fräulein Treuentzien, Ihr Vater hat mich vorhin für morgen zum Mittagessen eingeladen.“
    Luisas Lächeln fror ein.
    „Sie isst in letzter Zeit nicht gut!“, mischte sich Caspar ein. Damit wand er sich aus der Webbank, rempelte seinen Bruder im Vorbeigehen unlieb an und verschwand aus der Stube.
    Luisa selbst wäre es nicht aufgefallen, wenn Caspar diese Bemerkung über ihren Appetit nicht geäußert hätte. Aber sie hatte so ganz und gar keine Lust zum Essen. In letzter Zeit fühlte sie sich eher voll und träge und morgens war ihr ganz und gar ungut. Einmal hatte sie sich sogar übergeben. Diese Frühjahrskrankheiten!
    Clemens war wie immer vollendet: Hübsch und geschniegelt saß er am Mittagstisch und plauderte mit dem Vater über Politik und mit der Mutter über das Wetter. Nicht einmal ein Matthias Kollmar hatte ihre Mutter dermaßen unterhalten können. Sie unterhielten sich über alles, aber die entscheidende Frage traute sich Clemens wieder einmal nicht, Luisas Vater zu stellen.
     
    Elsbeth war eine so

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