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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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schaute sie geradeheraus an und nahm vom Beistelltischchen neben sich eine marmorne Miniatur-Schussspule, die Ludwig Treuentzien einmal als Auszeichnung verliehen bekommen hatte. Matthias betrachtete nicht den Gegenstand in seiner Hand, sondern ließ seinen Blick auf Luisa ruhen. „Es ist doch so, dass deine anhaltende Distanz nicht gerade förderlich für unsere Beziehung ist. Diese unregelmäßigen Sonntagstreffen, dieses ewige Händchenhalten. Jedenfalls“, er atmete gedehnt aus und legte den Gegenstand wieder aus der Hand, „möchte ich, dass wir heiraten, sobald ich aus Schweden zurück bin, meine Magisterprüfungen sozusagen mit unserer Hochzeitsfeier einleiten. Was sagst du dazu?“
    Nichts sagte Luisa dazu, sie schluckte, aber ihre Kehle war staubtrocken.
    Matthias fuhr sogleich mit der ihm eigenen Gefasstheit fort: „Deinem Vater gefällt es zwar nicht, dass du einen mittellosen Studiosus heiraten wirst, aber es beruhigt ihn zu wissen, dass im nächsten Frühjahr alles überstanden sein wird. Die Prüfungen sind das kleinere Übel.“ Er räusperte sich, ließ seine Augenbrauen einen Moment hochschnellen und erklärte etwas eindringlicher: „Das größere Übel: mein Vater. Er erbot sich, mir eine Stelle in seinem Büro zu geben, die ich absitzen werde.“ Er lächelte über sich selbst, eine Seltenheit, wie Luisa bemerkte, eine Seltenheit, die Matthias gut zu Gesicht stand. „Bis ich etwas anderes hab, und dann verschwinden wir von hier. Nichts wie weg aus der Oberlausitz: nach Leipzig oder Meißen, vielleicht bis in den Harz, wer weiß. Im Herbst wird geheiratet.“
    „W...w...warte!“, hob Luisa die rechte Hand und legte das Stickzeug beiseite. Leipzig, Meißen, Harz, das hatte nie zur Debatte gestanden! Das hatte Luisa nie gewollt! Nie hatte Matthias sie dazu befragt und sie hasste es, wenn er gemeinsam mit ihren Vätern Pläne schmiedete, ohne sie einzubeziehen. „Wir hatten abgesprochen, dass du im Zittauer Gebirge arbeiten wirst.“
    Er schnaubte und lächelte wieder so jungenhaft. „Das ist nicht lukrativ, Luisa, überleg doch mal, wie viele Geologen in den maroden Steinbrüchen herumkriechen und Proben analysieren und wie viel Platz da noch für Matthias Kollmar ist. Nein, lass uns weggehen, ganz weit weg!“
    „Du wirst verstehen, Matthias, dass diese Planänderung sehr unverhofft kommt und dass ich darüber nachdenken muss!“
    „Was gibt’s da nachzudenken?!“
    „Einiges!“, empörte sie sich, wobei Matthias sich in seinem Sessel ausstreckte und zur Decke schaute.
    So wenig interessiert dich meine Meinung?, dachte sie, während sie ihn beobachtete.
    Nach einer kurzen Weile erhob er sich und stellte sich vor sie hin. „Gut, dann denke darüber nach.“ Und dann tat er etwas, was er noch nie getan hatte und was ihr sämtliche, gegen eine überstürzte Heirat gerichteten Argumente aus dem Kopf wirbelte: Mit einem siegessicheren Lächeln auf den Lippen beugte er sich zu ihr hinab und bedeckte mit denselben ihren Mund.
    Luisa wich zurück und mied seinen Blick.
    „Ich befürchte, dass du viel zu viel nachdenkst, Luisa. Ich möchte die belastende Zeit des Nachgrübelns verkürzen, das ist alles.“ Matthias sah sie nur an. Dann fügte er mit Resignation in der Stimme hinzu: „Wir wollen doch nicht, dass uns Zweifel kommen, nicht wahr?“
    An diesem Sonntag bekam Luisa Matthias Kollmar nicht mehr zu Gesicht, aber sein Besuch, die Unterhaltung mit ihm und die Versuchung, der er erlegen war, brachten sie am Abend um die Ruhe.
    Die Worte, die sie am Morgen mit Friedrich Weber gewechselt hatte, waren ihr Kleinod. Von Caspar hatte sie sich während des gesamten Gottesdienstes beobachtet gefühlt. Und auch jetzt huschte ein Lächeln über ihre Lippen, weil sie ihre Gedanken zurück zum Morgen auf den Kirchplatz schweifen ließ und sich die Worte des Meisters Weber wieder in ihr Gedächtnis rief: „Nehmen Sie Ihre Handschuhe wieder an sich, Fräulein Treuentzien. Die haben meine Herde lange genug aufgescheucht. Die Mädchen glucken seit Tagen um die guten Stücke herum wie um einen Schrein, als erwarteten sie, dass sie zu leben anfingen. Und Caspar macht einen riesigen Bogen um die Dinger, aus Angst, ich beauftrage ihn damit, sie Ihnen zurückzubringen.“
    Nicht mit Matthias’ Kuss, sondern mit Caspar Webers unergründlicher Miene vor ihrem inneren Auge schlief Luisa in jener Sonntagnacht ein. Die Handschuhe, die sie getragen hatte, als sie der Familie Weber ihr Portrait gebracht hatte,

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