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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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vis auf der anderen Uferseite der Mandau im Mauerweg eingetroffen war. Hätte sie es geahnt, hätte sie sich gewiss nicht von Christiana zum Dinner entführen lassen.
     

     
    Als fühlte sie sich ertappt, zeigte Emilie ein falsches Lächeln, nachdem Caspar in ihrer Stube aufgetaucht war. Er hatte sie nie so verlogen gesehen. Ihre dunklen verschlagenen Augen waren ihm nie so zuwider gewesen wie in diesem Moment.
    „Wieso lügst du in der Welt herum?“ Nein, das war ein ganz falscher Ansatz. Die pikierten Blicke, die von Mutter und Tochter Schiffner gewechselt wurden, standen gegen ihn. Anders: „Willst du mit offenen Haaren zur Trauung marschieren oder willst du, dass ich das alte Zunftrecht wieder in Kraft treten lasse?“ Das war besser. Mit dümmlichen Kuhaugen sah Emilie ihn an. „Ich nehme keine, die bei einem Kerl gelegen hat und behauptet, ich sei’s gewesen!“ Jetzt wurde Emilie rot im Gesicht und ihre Mutter war diejenige, die dümmlich dreinschaute.
    „Hast du oder hast du nicht?“
    „Was denn, Caspar?“ So dämlich, wie sich Emilie anstellte, war sie auch. Caspar hatte nie eine Frau so sehr verabscheut, wie er jetzt Emilie verabscheute.
    „Hast du dich von einem anrühren lassen?“
    „Von dir!“
    „Das war Anfang des Jahres!“
    „Aber Emilie“, mischte sich die Mutter pikiert ein.
    „Ja, Anna, dein feines Töchterlein ist eine Schlampe, die sich zu jedem legt!“
    „Caspar, wie redest du von deiner Verlob...“
    Emilie schwieg, weil Caspar die Rechte gehoben und gedroht hatte. Wie gern hätte er Luisas Ohrfeige weitergegeben. Zu gern! „Bist du schwanger?“
    Emilie antwortete nicht, sondern begann zu flennen – auch das noch!
    „Hast du geglaubt, ich lass mich zum Narren halten? Hast du geglaubt, ich lass mir das Balg von einem Dahergelaufenen andrehen und mir von dem dann auch noch das Meisteramt abnehmen?“ Emilie schwieg weiter und schüttelte den Kopf. „Also werden wir herausfinden lassen, ob du dich mit einem eingelassen hast!“ Das Kopfschütteln wurde energischer. „Ich werd vom alten Zunftrecht Gebrauch machen und eine Bettsetzung veranlassen!“
    Emilie stieß einen schrillen Schrei aus, den sie mit der flachen Hand erstickte. Noch immer schüttelte sie den Kopf. Annas entsetztes „Caspar!“ ignorierte er.
    Bettsetzung war keine so schöne Sache, wenn man davon ausging, dass sich die Braut einer förmlichen Untersuchung auf ihre Unberührtheit hin unterziehen musste.
    „Sittliche Reinheit der Zunft, Emilie, ist oberstes Gebot!“ Sittliche Reinheit der Zunft interessierte Caspar nicht im Geringsten, aber das tat nun nichts zur Sache.
    Bei der Bettsetzung sollte die Braut ins Ehebett gesetzt werden, wo von den eidlichen Zunftmeistern mit eidlichen Händen die eidliche Untersuchung vorgenommen werden sollte. Caspar würde nie auch nur seine ärgste Feindin einer solch peinlichen und respektlosen Untersuchung unterziehen lassen – nicht einmal Emilie Schiffner, aber darum ging es ihm gar nicht.
    „Oh Gott, nein, Caspar!“
    Darum ging es ihm. Er jauchzte innerlich. Emilie beugte sich vornüber und hielt ihre Arme vor ihrem Leib verschlungen.
    „Willst du die Weberzunft beflecken?“
    Emilie schüttelte den Kopf.
    „Bist du schwanger?“
    Sie nickte.
    „Von mir?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    Na bitte!
    „Von wem?“
    Sie nannte den Namen des Unglücklichen, der sie würde heiraten müssen.
    „Wirst du das vor deinem Vater und Türpe zugeben?“
    Sie nickte.
    Mehr hatte Caspar nicht gewollt. Er fühlte sich großartig.
     
    Es war stockfinstre Nacht, als lautes Gebrüll Bettine weckte. Ein Blick aus dem kleinen Fenster ihrer Kammer machte sie hellwach. „Nun hör doch auf zu brüllen, Caspar Weber!“
    Aber Caspar hörte nicht auf Bettine und er wollte nicht aufhören zu brüllen. Er wollte retten, was zu retten möglich war. Mit in den Nacken gelegtem Kopf stand er im Schneesturm vor Luisas Haus und schaute zu ihrem Fenster hinauf. Er kam sich vor wie Romeo. „Luisa!“
    „Sie sind doch nicht da. Keiner ist da. Die sind bei Liebigs und Hallers.“
    Was sollte er machen? Er wollte Luisa nicht verlieren. Diese blöde Emilie!
    „Soll ich was ausrichten?“
    Caspar überlegte. Morgen war der neunzehnte. Luisa musste zu ihm kommen, ob sie nun wollte oder nicht. Er fühlte sich so elend. Ein Hustenanfall erstickte die Worte, die er ohnehin einer Magd nicht hätte sagen können. Er schüttelte den Kopf. Der eisige Wind tat ihm in der Brust weh. Es hatte schon

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