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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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hören, was und mit wem seine Mutter an der Haustür sprach, denn der alte Schiffner lamentierte weiter: „Ihr glaubt eurem Sohn, ich glaube meiner Tochter. Völlig verständlich, Friedrich! Ich glaube Emilie, was sie erzählt hat. Weißt du, es ist auch eigentlich egal, ob jetzt oder nach der Hochzeit.“
    Die Stimmen, die aus dem Flur durch den Türspalt drangen, waren nicht auseinanderzuhalten.
    „Auch euer Streit. So was geht vorbei, nun ja ...“ Bertolt Schiffner fuhr sich über sein stoppeliges Kinn.
    Draußen waren nun Schritte zu hören.
    „Du hast sie entehrt, Caspar. Und jetzt musst du es gutmachen!“
    Die Stubentür wurde geöffnet, Caspar aber konnte seinen Blick nicht von Bertolt Schiffner wenden.
    „Und wenn Emilie sagt, dass sie schwanger ist, Caspar, dann glaub ich ihr das.“ Bertolt nickte zu seinen eigenen Worten und Caspar wurde es übel. „Du hast ungeweiht Fleisch gekostet, Caspar, du wirst Emilie heiraten. Wo ist da das Problem?“
    Das Problem waren die beiden aufgerissenen grauen Augen, die von der Stubentür her auf die Männer am Tisch herabblickten. Caspar sprang auf, schälte sich aus der Bank und durchquerte die Stube mit wenigen entschlossenen Schritten.
    Die hellgrauen Augen waren so schnell aus dem Weberhaus verschwunden, wie sie hergekommen waren. Ein hammelbeiniger, schafsköpfiger Hund wackelte hechelnd und über das Fangenspielen erfreut neben ihm her, als Caspar aus dem Haus rannte. „Luisa!“
    „Nein, Caspar, lass mich in Ruhe! Ich hab genau das gehört, was ich hören musste!“ Sie machte sich nicht einmal die Mühe, sich nach ihm umzudrehen, während sie mit langen Schritten vor ihm herlief. Er bekam ihren Arm zu fassen, sie machte sich los.
    „Das stimmt alles nicht, Luisa! Lass mich doch erklären!“
    „Erklären?“ Sie wirbelte so plötzlich herum, dass Caspar mit ihr zusammenprallte.
    „Er lügt, der Schiffner lügt ...“
    „Natürlich, einer lügt ja immer, nicht wahr? Du ... du Strolch!“
    „Warte! Luisa! Ich schwöre dir, ich leg die Arbeit nieder, wenn du mich nicht anhörst!“ Das war eine Drohung, eine haltlose. „Das ist alles ein Missverständnis, Luisa, ich will’s dir erklären.“
    „Ich will keine Erklärung, was du mit Emilie Schiffner treibst! Du hast gesagt, ich kann dir vertrauen! War das bevor oder nachdem du sie geschwängert hast?“ Sie wollte weiterlaufen, besann sich aber, schimpfte: „Pfui! Schäm dich!“ und knallte ihm eine.
    Caspar starrte Luisa nach, die schnurstracks gen Westen entlang der Mandau stromaufwärts marschierte.
    Fleck überlegte, ob er bei Caspar stehen bleiben oder hinter seinem Frauchen herrennen sollte, entschied sich dann aber für Luisa.
    Recht so, verlasst mich doch alle! Caspar rieb sich seine Wange. Er hatte noch nie zuvor eine Ohrfeige von einer Frau bekommen. Luisa hatte recht, auf ihn wütend zu sein, aber es war nicht in Ordnung, dass sie ihm keine Chance gab, die Geschichte richtigzustellen. Es würde sich bald alles von allein klären, da war er sicher. Sollte sie erst mal wütend auf ihn sein, umso schöner würde die Versöhnung werden.
    Noch am selben Abend machte Caspar sich auf den Weg in den Mauerweg im Oberdorf.
     

     
    Luisa weinte, weinte, weinte. Und aß Gebäck. Sie hatte allen Grund zu weinen, denn schließlich war ihr schon wieder ein Verlobter abhandengekommen.
    Vor lauter Ratlosigkeit hatte ihre Mutter die Magd Bettine zu Christiana Haller geschickt. Die saß nun auf dem kleinen Sofa im Mädchenzimmer und ließ Sorgenfältchen zwischen ihren Augenbrauen erkennen. „Maximiliane Clementine Luisa Treuentzien, der Kollmar ist keine Träne wert!“ Wie sollte Christiana wissen, dass Luisa nicht um Matthias Kollmar weinte. „Jetzt solltest du mal allmählich nach vorn blicken, meine Liebe.“ Luisa jaulte auf, obwohl es der Anstand und die Gepflogenheiten verbaten, Gefühlen dergestalt freien Lauf zu lassen, doch der Blick in ihre Zukunft gefiel ihr gar nicht. Es sollte doch alles wunderbar werden mit Caspar. Aber jetzt war es grauenvoll.
    Umständlich stopfte sich Christiana ein Sofakissen unter den Rücken, was ihren prallen Bauch nur noch mehr zur Geltung brachte. Das Kind würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Der Anblick der Schwangeren tat Luisa gar nicht gut. Wie unbedacht sie gewesen war. Was sollte sie tun, wenn auch sie nun schwanger war? Oh Gott! Und diese Emilie Schiffner erst! Dabei hatte Luisa gar keine Ahnung, dass Caspar Weber just in diesem Moment vis à

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