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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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neugieriger. Was konnte er so dringend wollen?
    »Na gut«, sagte er gedehnt. »Vor allem musst du wissen, dass sie einen gern dann überrascht, wenn man es am wenigsten erwartet. Ich kenne sie, seit sie ein kleines Mädchen war, und ich sage dir, nichts gefällt ihr besser, als alle zu verblüffen. Sie ergötzt sich an Konfusion.«
    Der vorsichtige Unterton, der sich in seine Stimme geschlichen hatte, ließ darauf schließen, dass es um mehr ging als nur das Aufbegehren eines Sohnes gegen seinen Vater.
    »Zum Beispiel ihre Ankunft heute«, fuhr er fort. »Sie stiehlt sich ohne Vorwarnung in die Stadt, und erst, als sie ihre Residenz erreicht hat, lässt sie anfragen, wann sie ihren Bruder besuchen darf, so wie es ihre Schwester, Lady Mary, vor ein paar Monaten getan hat.« Er lachte auf. »Wenn das nicht pure Berechnung ist! Gott behüte, dass sie sich unserer Gnade anvertraute oder sich von ihrer papistischen Schwester überflügeln ließe! Und sie weiß, dass wir es nicht wagen würden, ihr diesen Wunsch abzuschlagen, denn die ganze Stadt schwirrt schon vor Gerüchten über ihre Ankunft, genau, wie sie es geplant hat. Sie will uns zeigen, dass kein Dudley mächtiger ist als sie.«
    Er tat gerade so, als wäre das alles ein ausgeklügeltes Spiel, obwohl doch klar war, dass Elizabeth nach London gekommen sein musste, weil sie Gerüchte vom bevorstehenden Tod ihres Bruders gehört hatte. Wieder drängte ich das ungute Gefühl zurück, dass ich alles tun sollte, um diesem Auftrag zu entgehen. Wozu mich in Teufels Küche begeben? Wozu riskieren, dass ich einmal mehr zu Lord Roberts Opfer wurde? So verheißungsvoll sie auch war, die Befreiung aus der Knechtschaft schien momentan nur eine sehr entfernte Möglichkeit zu sein.
    Ich holte tief Luft. »Warum sollte sie mich überhaupt anhören? Wir sind uns nie begegnet.«
    »Sie wird dich anhören, weil ich ihr Freund bin, an dem zu zweifeln sie noch nie Grund hatte. Sie weiß, dass ich nicht wie mein Vater bin. Ich werde kein falsches Spiel mit ihr treiben.« Er angelte einen Ring unter dem Handschuh hervor und warf ihn mir zu. »Gib ihr den. Sie wird schon verstehen. Aber geh diskret vor. Ihre wichtigtuerische Gouvernante, diese Mistress Ashley, darf nichts davon erfahren. Sag ihr, ich sei aufgehalten worden, würde mich aber bald bei ihr einfinden – auf dem üblichen Weg.« Wieder baute er sich bedrohlich vor mir auf. »Und lass sie ja nicht aus den Augen, nicht einmal, wenn sie dich fortschickt! Ich will einen exakten Bericht über alles, was sie tut – von dem Augenblick, in dem sie den Palast betritt, bis zu dem Augenblick, in dem sie ihn verlässt.« Er nestelte eine Geldbörse vom Gürtel und ließ sie neben die Wachskerze fallen, die auf dem Boden schmolz. »Davon gibt es noch mehr, wenn du Erfolg hast. Wer weiß? Du könntest ein reicher Mann werden, Prescott. Die Zugbrücke liegt direkt vor dir. Wenn du getan hast, was ich dir aufgetragen habe, darfst du dich amüsieren gehen. Elizabeth zieht sich immer früh zurück. Such dir eine Dirne, sauf, friss, bis du kotzt. Nur verrate keinem ein Sterbenswörtchen, und finde dich morgen auf den Glockenschlag um neun bei mir ein.«
    Er stieß die Tür auf. Als seine Schritte verhallten, griff ich mir die Börse und stürzte hinaus. Im Korridor schnappte ich nach Luft, während ich mit bebenden Fingern die Börse aufknöpfte. Sie enthielt mehr Geld, als ich mir je hätte vorstellen können. Noch ein wenig mehr davon, und ich konnte mir, wenn nötig, den Weg in die Neue Welt erkaufen.
    Alles, was ich tun musste, war, Lord Roberts Ring abzuliefern.

5
    Ich wanderte durch eine Reihe von Korridoren, bis ich plötzlich aus dem Palast in die Nacht hinaustrat.
    Die Fackeln in den Mauernischen von Whitehall ließen die Butzenscheiben der Erkerfenster wie Katzenaugen schimmern. Ein fast voller Mond schwamm am Himmel und badete den kunstvoll angelegten Garten vor mir in fahlem Licht. Trauerweiden neigten sich über duftende Kräuterbeete, und hüfthohe Buchsbaumhecken säumten den Pfad zu den moosbewachsenen Stufen des Anlegestegs. Drei Wächter, alle in wollene Umhänge gewickelt, standen an einer Feuerstelle, die einen rötlichen Widerschein auf den Fluss warf.
    Sonst war niemand zu sehen.
    Das Plätschern der Uferwellen war das einzige Geräusch. Ich hätte die unerwartete Ruhe der lauen Nacht genießen können, wäre ich nicht hinsichtlich meines weiteren Vorgehens so ratlos gewesen. Zum einen hatte ich keine Ahnung, wann die

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