Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
Vom Netzwerk:
Der Hund beschnupperte meine Hand, und ich wäre fast zurückgezuckt, als ich seinen Atem auf meiner Haut spürte. Er schnüffelte. Im nächsten Moment leckte er mir zu meiner Erleichterung die Finger und zog sich zurück.
    »Ihr versteht etwas von Tieren«, sagte Elizabeth. »Urian fasst selten Vertrauen zu Fremden.« Sie bedeutete mir, mich zu erheben. »Wie heißt Ihr?«
    »Brendan Prescott, Eure Hoheit.«
    »Ihr seid ein kühner Bursche, Brendan Prescott. Sagt, was ist Euer Begehr?«
    Ich merkte plötzlich, dass ich zitterte, und platzte überstürzt heraus: »Mylord lässt Euch sein Bedauern ausrichten, dass er nicht hier sein konnte, um Eure Hoheit zu empfangen. Er wurde in einer dringenden Angelegenheit abberufen.«
    Weiter wagte ich nicht zu gehen. Ich hatte versprochen, den Ring diskret zu übergeben, und hatte das Gefühl, dass sie es nicht schätzen würde, ihre Beziehung zu Robert Dudley an die Öffentlichkeit gebracht zu sehen. Der Blick, mit dem sie mich in Schach hielt, war von einer Intensität, die an ihren verstorbenen Vater erinnerte – dessen Augen, wie es hieß, so durchdringend waren, dass sie einem Menschen bis ins Herz sehen und erkennen konnten, ob es treu war oder nicht.
    Sie legte den Kopf in den Nacken und lachte auf. »In einer dringenden Angelegenheit, sagt Ihr? Das bezweifle ich nicht. Lord Robert hat einen Vater, dem er Gehorsam schuldet, nicht wahr?«
    Ich spürte, wie mein devotes Grinsen verrutschte. »Ja, das tut er wohl.«
    »Nun, und ich weiß, wie fordernd Väter sein können.« Noch immer lächelnd, reichte sie Urians Leine an Cecil weiter und winkte. »Begleitet mich ein Stück, Junker. Ihr habt mir heute Abend Grund zur Heiterkeit gegeben, und das ist eine Fähigkeit, die ich überaus schätze.« Sie warf einen vielsagenden Blick auf ihre Gefolgschaft. »Zumal ich in letzter Zeit so wenig davon um mich habe.«
    Ein Glücksgefühl durchströmte mich von Kopf bis Fuß. Master Shelton hatte mich gewarnt, dass es mit ihr nichts als Ärger gab.
    Doch in diesem Moment war mir das gleichgültig.
    Ich begleitete sie in den Palast, sorgsam darauf bedacht, ihr den Vortritt zu lassen. Bei der ersten Gelegenheit drängte Mistress Ashley sich an mir vorbei und flüsterte der Prinzessin etwas zu. »Nein«, hörte ich Elizabeth antworten, »ich habe ihn heute Abend zu meinem Begleiter erwählt, also bleibt es dabei.«
    Mistress Ashley schnaubte. »Ich verbiete es. Es wird Gerede geben.«
    »Simple Begleitung führt wohl kaum zu Gerede, Ash Kat«, erwiderte Elizabeth trocken. »Und Ihr seid viel zu kurz geraten, um mir noch etwas zu verbieten.«
    Die Gouvernante sah sie finster an. »Mistress Ashley«, warf Cecil ein, »der Junge wird keinen Schaden anrichten.«
    »Das werden wir noch sehen«, murrte Mistress Ashley. »Er ist schließlich ein Diener der Dudleys, oder?« Mit einem letzten wütenden Blick auf mich zog sie sich zurück.
    Ich nickte Cecil dankbar zu. Er musste bemerkt haben, dass ich von Robert geschickt worden war, und versuchte, mir meinen ersten Auftrag zu erleichtern, doch zu meiner Verwunderung wich er meinem Blick aus und verlangsamte den Schritt, um uns vorangehen zu lassen. Ebenso eigenartig erschien mir der Fremde in Schwarz, der Walsingham genannt wurde und sich so lautlos bewegte wie eine Katze, die Miene ein Inbild der Ausdruckslosigkeit.
    Ich war umzingelt von misstrauischen Fremden. Ihr Drang, die Prinzessin zu beschützen, bohrte sich mir geradezu in den Rücken. Die Einzige, deren Gesicht ich noch nicht gesehen hatte, war Elizabeths andere Gefährtin, doch ich nahm an, dass meine Anwesenheit auch ihr unwillkommen war. Bei diesem Gedanken warf ich einen Blick über die Schulter und erspähte ein Paar braune Augen, die mich keck unter der Kapuze hervor anblitzten.
    Elizabeth unterbrach meine Überlegungen. »Ich bat Euch, mich zu begleiten, nicht, hinter mir herzutrödeln.«
    Hastig begab ich mich an ihre Seite. Als sie erneut das Wort an mich richtete, war es kaum mehr als ein Wispern. »Wir haben wenig Zeit, bevor wir den Thronsaal erreichen. Ich wüsste gern den wahren Grund für Robins Abwesenheit.«
    »Robin, Eure Hoheit?«
    »Dient Ihr vielleicht noch einem anderen Lord Robert?« Sie lachte. »›Dringende Angelegenheit‹! Ich hätte gedacht, nichts als der Kerker könnte ihn heute Abend von hier fernhalten.« Ihre Heiterkeit schwand. »Wo ist er? Er weiß doch, wie viel ich mit meinem bloßen Kommen riskiere.«
    »Ich …« Meine Zunge fühlte sich an wie

Weitere Kostenlose Bücher