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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Prinzessin eintreffen würde, und wenn sie kam, konnte ich doch nicht einfach auf sie zutreten und den Wunsch äußern, sie zu sprechen. Kein Wächter, der seinen Sold wert war, würde einen Fremden durchlassen, der sich nicht ausweisen konnte – außer mit dem Wappen auf meinem Ärmel, das ich ja auch gestohlen haben konnte, und dem Ring, den ich nicht vorzeigen durfte.
    Die Gelegenheit würde sich also von selbst ergeben müssen. Ich wartete im Schatten des Palasts, horchte gespannt auf das Wellengeplätscher. Als ich das rhythmische Klatschen von Rudern vernahm, machte ich mich bereit, aus meiner Deckung zu huschen.
    Ein von einem Baldachin überdachtes Boot glitt in Sichtweite.
    Die Wächter stellten sich in einer Reihe auf. Aus dem Garten tauchte eine schlanke Gestalt auf. Ich zuckte zusammen, als ich Master Cecil erkannte. Ein ganz in Schwarz gewandeter Mann gesellte sich zu ihm. Kribbelnd stellten sich mir die Nackenhaare auf. Wie viele unsichtbare Schattengestalten mochten da denn noch lauern?
    Das Boot legte an. In den Schatten der Hecke geduckt, schlich ich näher. Obwohl meine Schritte furchtbar laut auf dem Kies des Weges knirschten, erreichte ich ungehindert das Flussufer.
    Drei Gestalten in langen Umhängen stiegen aus dem Boot und erklommen die Stufen zum Steg. Sie selbst trat als Erste hervor, mit einem schlanken, silberfarbenen Hund an der Leine. Als ihre schmale Hand die Kapuze zurückschlug, erspähte ich feuerfarbene Flechten in einem filigranen Silbernetz, die ein kantiges Gesicht umrahmten.
    Cecil und der Fremde in Schwarz verbeugten sich. Ich schlich mich näher heran, duckte mich noch tiefer in den Schatten der Hecke. Sie waren nur einen Steinwurf entfernt, und die nächtliche Stille verstärkte ihre Stimmen. Zunächst hörte ich die von Cecil. Sie hatte einen dringlichen Unterton.
    »Eure Hoheit, ich muss Euch bitten, Euren Entschluss zu überdenken. Der Hof ist für Euch gegenwärtig nicht sicher.«
    »Ganz meine Meinung«, mischte sich eine zweite Stimme wichtigtuerisch ein. Sie gehörte der kleineren Gestalt an der Seite der Prinzessin, einer korpulenten Person, die reichlich dreist klang. Das war wohl diese Mistress Ashley, die Robert erwähnt hatte. Die etwas größere Begleiterin hinter Elizabeth schwieg, eingehüllt in ihren goldbraunen Samtumhang.
    »Noch keine Stunde ist es her, da habe ich Ihrer Hoheit genau das gesagt!«, ereiferte sich die Gouvernante. »Aber hat sie etwa auf mich gehört? Natürlich nicht! Wer bin ich denn schon? Doch nur die Frau, die sie aufgezogen hat.«
    »Ash Kat«, ließ sich die Prinzessin in gereiztem Ton vernehmen, »sprich nicht von mir, als ob ich nicht da wäre.« Sie blitzte die Gouvernante ärgerlich an, die ihrem Blick erstaunlich selbstbewusst standhielt. Elizabeth wandte sich Cecil zu. »Wie ich Mistress Ashley schon habe wissen lassen, sorgt Ihr beide Euch zu sehr. Der Hof war noch nie sicher für mich, und doch bin ich immer noch lebendig genug, um durch seine Hallen zu wandeln, nicht wahr?«
    »Aber natürlich«, entgegnete Cecil. »Niemand bezweifelt Eure Fähigkeit zu überleben, Mylady. Ich wünschte nur, Ihr hättet mich um Rat gefragt, bevor Ihr Hatfield verließt. Indem Ihr einfach so nach London kommt, könntet Ihr den Unmut des Herzogs erregen.«
    »Wüsste nicht, warum«, erwiderte sie barsch. »Ich habe genauso das Recht, meinen Bruder zu sehen, wie meine Schwester Mary, und sie hat er wohlwollend genug empfangen.« Sie raffte ihren Umhang. »So, wenn es weiter nichts gibt, möchte ich jetzt endlich in den Thronsaal. Edward wird mich schon erwarten.«
    Wieder musste ich mich hinter die Hecke ducken, um ihnen nachzuschleichen, voller Angst, mich durch das Knacken eines trockenen Zweigs zu verraten, aber zum Glück verursachten meine weichen Ledersohlen keine Geräusche auf dem Rasen. Mir war nur zu bewusst, dass ich gerade einer Unterhaltung gelauscht hatte, die nicht für meine Ohren bestimmt war, während mir die Botschaft, mit der ich betraut war, mehr und mehr wie eine Finte vorkam. Mochte Robert auch beteuern, er würde die Prinzessin nie betrügen, dem Herzog jedenfalls schien Cecil alles zuzutrauen. Was, wenn ich mit der Übergabe der Botschaft und des Rings meines Herrn mehr Unheil anrichtete, als ich mir vorstellen konnte?
    »Eure Hoheit, bitte.« Cecil stolperte ihr atemlos hinterher, denn trotz ihrer Zierlichkeit schritt sie kraftvoll aus. »Ich beschwöre Euch, bedenkt doch, welcher Gefahr Ihr Euch aussetzt. Hättet Ihr

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