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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Peregrine.« Er hockte sich auf ein Fass und fischte zwei Falläpfel aus seiner Jacke. Einen warf er mir zu. »Wie der Wanderfalke.«
    »Interessanter Name. Hast du noch einen anderen dazu?« Ausgehungert, wie ich war, biss ich herzhaft in den Apfel, doch er war schauderhaft sauer.
    »Nein«, entgegnete er mit trotziger Miene. »Wieso auch?«
    »Na gut. Immerhin ist er leicht zu merken. Wie alt bist du, Peregrine?«
    »Zwölf. Und du?«
    »Zwanzig«, sagte ich und hätte fast hinzugefügt: Glaube ich .
    »Ach.« Er warf die Reste des Apfels in Cinnabars Box. Mein Pferd schnaubte und fing an zu kauen. »Du siehst jünger aus. Ich dachte, du wärst so alt wie Edward. Fünfzehn.«
    »Edward? Meinst du Seine Majestät, den König?«
    Peregrine runzelte die Stirn. »Du bist komisch. Du bist nicht von hier, oder?«
    Jetzt musste ich aber doch grinsen. Er war wirklich ein Waisenknabe. Nur jemand, der seit jeher für sich selbst sorgen musste, hatte so schnelle Reflexe und konnte jeder Frage eine eigene entgegensetzen. Ich hatte nicht erwartet, eine so unverfälschte Seele in Whitehall anzutreffen.
    Und dass er nicht geantwortet hatte, bedeutete natürlich, dass ich recht hatte. Er kannte den König.
    »Stimmt«, sagte ich. »Ich bin aus Worcestershire.«
    »Nie dort gewesen. Nie über London hinausgekommen.«
    Ich nickte, wischte mir Strohhalme von der Hose. »Kennst du Seine Majestät gut?«
    Er zuckte mit den Schultern. »So gut, wie man einen Prinzen eben kennen kann. Früher war er oft hier im Stall. Er liebt Tiere und hasst es, den ganzen Tag eingesperrt zu sein. Seine Hoheit, der Herzog, hatte ihn immer …« Er unterbrach sich und blickte mich mürrisch an. »Das ist gemein!«
    »Ich habe dir nur eine Frage gestellt.« Ich lächelte. »Außerdem, wem sollte ich das verraten? Ich bin doch gar nicht wichtig. Ich bin nur neugierig, wie ein Stallbursche dazu kommt, den König kennenzulernen.«
    »Ich bin nicht nur ein Stallbursche, ich kann auch andere Dinge.« Er schürzte die Lippen und blickte mich abschätzend an, als wäre er nicht sicher, ob ich der Mühe wert sei. Doch ich sah hinter die Pose und erkannte, dass er sich nur zu gerne mitteilen wollte; wie ich war er einsam aufgewachsen.
    »Du sagtest gerade, der König wäre viel lieber im Freien«, erinnerte ich ihn.
    »Ja. Edward … ich meine, der König … also, er muss dauernd studieren und schreiben und Leute treffen, die er gar nicht mag, darum stiehlt er sich manchmal davon, um mich zu besuchen. Oder vielmehr seine Hunde und Pferde. Ich versorge sie. Er liebt seine Tiere.«
    »Ich verstehe.« Ich dachte an Elizabeth und die Furcht in ihrer Miene, als sie den Ankündigungen des Herzogs im Thronsaal lauschte, und musste an mich halten, um den Jungen nicht mit Fragen zu überschütten. Er hatte den König getroffen, vielleicht sogar noch vor Kurzem; hatte mit ihm gesprochen. Was mochte er sonst noch alles wissen?
    »Kommt der König denn oft hierher?« Ich fühlte ihm auf den Zahn, um herauszufinden, ob er sich nicht vielleicht nur aufspielte.
    Er wirkte nicht weiter betroffen, sondern zuckte nur mit den Schultern, wie jemand, der sich wohlweislich nicht weiter um das Kommen und Gehen Hochgestellter kümmerte. »Früher war er öfter da, aber seit einiger Zeit lässt er sich nicht mehr blicken. Der Herzog hat es wahrscheinlich untersagt. Edward hat mir einmal erzählt, Seine Lordschaft habe ihn dafür gerügt, dass er sich mit Untergebenen anfreundete. Oder vielleicht ist er auch zu krank geworden. Das letzte Mal hat er Blut gehustet. Aber wenigstens hat er noch diese alte Amme als Pflegerin.«
    »Eine alte Amme?« Ohne ersichtlichen Grund sträubten sich mir die Nackenhaare.
    »Ja. Sie ist einmal mit einer Order des Herzogs gekommen, um einen von Edwards Spaniels zu holen. Eine alte Frau, die stark humpelte. Sie roch aber angenehm, irgendwie nach Kräutern.«
    Obwohl ich auf festem Boden stand, begann der Stall, sich um mich zu drehen wie eine Galeone im Sturm. »Kräuter?«, hörte ich mich sagen. »Was für welche?«
    »Woher soll ich das wissen?« Er verdrehte die Augen. »Ich bin doch kein Küchenjunge, der den Bratspieß dreht. Vielleicht war sie ein Kräuterweiblein oder so. Wenn man als König krank wird, bekommt man so eines wahrscheinlich zusammen mit den Ärzten und Blutegeln angedient.«
    Ich atmete tief durch, um nicht dem Impuls nachzugeben, den Burschen am Kragen zu packen. All diese rätselhaften Ereignisse, die seit meiner Ankunft am Hof über

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