Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)
in Robert Dudleys Diensten stehe«, gab ich zu bedenken. »Und immerhin hat er so viel Vertrauen zu mir, dass er mich mit einer persönlichen Botschaft zur Prinzessin geschickt hat, nicht wahr?«
»Ganz recht. Und ich muss wissen, was er von ihr will. Ihr Leben könnte davon abhängen.«
»Ihr Leben ?«
»Ja. Ich habe gute Gründe anzunehmen, dass der Herzog etwas gegen sie im Schilde führt und dass Lord Robert, Euer Herr, ein Teil seines Plans ist. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie sich zerstritten geben, während sie unter der Hand zusammenarbeiten, um einen Gegner zu Fall zu bringen.«
Es war eine Falle. Ich war nicht hier wegen meiner verborgenen Talente. Ich war hier, weil ich Lord Robert diente. Elizabeth hatte meine Botschaft nicht offenbart. Das war der Grund, warum Cecil mich mit einem Sack über dem Kopf hatte herschleppen lassen. Er wollte wissen, wie meine Botschaft lautete, und sobald ich es ihm berichtete, würde man mich zum Schweigen bringen.
Für immer.
»Tut mir leid, das zu hören«, gab ich mich ungerührt, obwohl ich beinahe vor Angst geschrien hätte. Doch lieber wollte ich wehrhaft sterben, als kleinmütig hinzunehmen, was immer Cecil mir als Schicksal zugedacht hatte. »Aber wie Mylord Master Secretary wissen, riskiert ein Diener, der seinen Herrn verrät, dass ihm Zunge und Ohren abgeschnitten werden.« Ich zwang mich zu einem Lachen, das eher kläglich ausfiel. »Und diese sind mir eigentlich ganz lieb.«
»Ihr habt ihn schon verraten. Ihr wisst es nur noch nicht.«
Das war eine Feststellung, knapp und unpersönlich. Obgleich nichts an seiner Haltung sich verändert hatte, ging plötzlich eine stille Bedrohung von ihm aus. »Gleichgültig, wie Ihr Euch entscheidet, Eure Tage als Bediensteter der Dudleys sind gezählt. Oder glaubt Ihr, sie behalten Euch, nachdem sie bekommen haben, was sie wollen? Lord Robert hat Euch als seinen Laufburschen benötigt, und seine Eltern verabscheuen Ungewissheiten.«
Er trägt das Mal der Rose .
Wieder sah ich die Herzogin von Suffolk mich mit ihrem metallischen Blick durchbohren.
»Soll das heißen, sie werden mich töten?«, fragte ich.
»Ja. Obwohl ich natürlich keinen Beweis dafür habe.«
»Und Ihr könnt mir die Sicherheit bieten, dass mir nichts passiert, wenn ich in Eure Dienste trete?«
»Nicht unbedingt.« Er faltete die Hände unter dem bärtigen Kinn. »Seid Ihr interessiert?«
Ich hielt seinem Blick stand. »Ich höre Euch zu.«
Er neigte den Kopf. »Lasst mich damit beginnen, dass der Herzog und seine Familie sich in einer misslichen Lage befinden. Sie waren nicht darauf gefasst, dass Ihre Hoheit sich am Hof zeigen würde. Ehrlich gesagt hat das keiner von uns erwartet. Und doch war sie plötzlich da, wollte unbedingt ihren Bruder treffen; also musste man irgendwie mit ihr umgehen. Sie traf Vorsichtsmaßnahmen, indem sie das Volk wissen ließ, dass sie in London ist, was ihr ein gewisses Maß an Schutz bietet, zumindest kurzfristig. Aber sie macht einen schweren Fehler, wenn sie glaubt, der Herzog könne ihr nichts anhaben. Sie ist so erbost über seine – wie sie das sieht – Weigerung, sie mit ihrem Bruder, dem König, sprechen zu lassen, dass sie jetzt darauf besteht, nach Greenwich weiterzureisen und sich selbst von der Genesung Seiner Majestät zu überzeugen.«
Cecil lächelte mich bedauernd an – was sich auf seinem strengen Gesicht höchst eigenartig ausnahm –, als könnte ihn nichts, was Elizabeth Tudor anstellte, je überraschen. »Sie ist nicht leicht von etwas abzubringen, was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hat. Und Northumberland hat sie gründlich verprellt. Edwards Abwesenheit gestern Abend hat ihren Verdacht geweckt und sie aufs Bitterste erzürnt, was zweifellos in der Absicht des Herzogs lag. Sie hängt sehr an ihrem Bruder. Zu sehr, wie manche sagen würden. Sie wird nie aufgeben, bis sie die Wahrheit herausfindet. Und genau das ist es, was ich fürchte. Denn, versteht Ihr, wir mögen zwar die Wahrheit suchen, doch sie ist nur selten das, was wir uns erhoffen.«
Ich merkte, dass ich angespannt auf der Stuhlkante saß. »Ihr glaubt, der Herzog hat …?« Ich wagte es nicht, den Satz zu beenden. Im Geiste sah ich die undurchdringliche Miene des Herzogs wieder vor mir, hörte sein Unheil verkündendes Murmeln, das nun einen noch bedrohlicheren Klang annahm.
Doch wer uns verrät, den werden wir ebenso wenig vergessen .
»Ich wünschte, ich wüsste es«, sagte Cecil. »Als Edward einen Rückfall
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