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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Wie könntest du nicht? Du liebst sie.«
    »Und du?«, fragte sie stockend. »Liebst … du sie?«
    Ich drückte Kate an mich. »Nur als meine Prinzessin. So viel verdient sie, glaube ich.«
    In meinen Armen liegend, murmelte Kate: »Es heißt, ihre Mutter hätte unter einem Fluch gestanden. Manchmal frage ich mich, ob Elizabeth denselben Fluch in sich trägt. Robert Dudley hat sich ihr zu Füßen geworfen. Sein Vater ebenfalls. Doch als sie ihnen einen Korb gab, stürzten sie sich auf sie wie die Wölfe. Ist es möglich, dass der Zauber, den sie ausübt, Männer genauso schnell in Hass verfallen lässt, wie er sie zur Liebe treibt?«
    »Ich bete um ihretwillen zu Gott, dass das nicht der Fall ist. Du auch?«
    Sie seufzte. »Jetzt gerade nicht.«

22
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich allein im Bett. Erst war ich beunruhigt, aber dann lachte ich leise vor mich hin. Vergnügt fuhr ich mir mit der Hand durch das zerzauste Haar. Der Klapptisch war weggeräumt worden, die Hocker standen in einer Reihe vor der Wand. Säuberlich gefaltet lagen meine Kleider auf einem Stoß vor dem Bett. Kate musste sie mir gebracht haben, als ich noch schlief. Ansonsten wies der Raum keinerlei Spuren ihrer Anwesenheit auf.
    Ich wollte gerade aus dem Bett schlüpfen, als die Tür aufging. Mit Handtuch, einem Waschzuber und einer kleinen Kiste beladen, erschien Kate. Wieder trug sie ihr goldbraunes Cape. Das Haar hatte sie sich zu Zöpfen geflochten, sodass man meinen konnte, sie hätte eine ereignislose Nacht hinter sich. Als sie ihre Last abstellte, umarmte ich sie und erstickte ihren matten Protest mit meinen Lippen. Einen Moment lang drückte sie sich an mich, doch dann schob sie mich weg.
    »Das genügt.« Sie trat ein paar Schritte zurück und nahm das Tablett an sich. »Unten wartet Walsingham. Er will dich gleich nach dem Frühstück sehen.«
    »Frühstück? Ich brauche andere Nahrung viel dringender.« Wieder griff ich nach ihr.
    Leicht und flüchtig wie Löwenzahnsamen schwebte sie davon. »Du wirst dich mit dem begnügen müssen, was du gestern Nacht bekommen hast. Mehr gibt es nicht von mir, solange du mir nicht ein Haus baust.« Sie warf mir das Handtuch zu.
    »Und das sagt mir die übermütige Frau, die mir erst gestern geschworen hat, dass sie restlos glücklich ist?«
    »Eine Frau kann es sich immer anders überlegen. Und jetzt benimm dich, wenn ich dich wasche.«
    Folgsam nahm ich eine scherzhafte Büßerhaltung ein, auch wenn es mich enorme Anstrengung kostete, sie nicht zu umarmen, während sie mich von oben bis unten einseifte, ohne darauf zu achten, was sie alles abschrubbte. Erst als sie den Verband öffnete, um ihn zu wechseln, stieß ich einen Aufschrei aus. »Tut es weh?«, fragte sie.
    »Ein bisschen.« Ich riskierte einen Blick auf die Wunde. Sie war so hässlich, wie ich erwartet hatte. »Faulig?«
    »Am Anfang war sie das. Aber du hattest Glück. Die Kugel hat dich nur gestreift und nichts als ein paar Hautschichten abgerissen.« Sie nahm einen Glastiegel mit einer grünen Salbe darin aus der Truhe und trug die Tinktur auf meiner Schulter auf. Regungslos stand ich da und ließ es geschehen. Wie Mistress Alice verstand sich offenbar auch Kate auf heilende Kräuter.
    »Das ist ein französisches Hausmittel«, erklärte sie. »Rosmarin, zerstoßene Pistazien und Rosenöl. Es beschleunigt die Heilung.« Mit flinken Fingern legte sie mir einen frischen Verband an und verknotete ihn in der Achselhöhle. »So, das muss genügen. Das mag zwar unbequem sein, aber ich denke, an ein paar Tagen mehr im Bett wirst du nicht vorbeikommen.«
    Ich zwickte sie sanft in die Nasenspitze. »Du kennst mich zu gut.«
    Sie half mir in meine Kleider: Hemd, neues Lederwams, Hose und ein Gürtel mitsamt Tasche. Und zu meiner Verwunderung stellte sie ein nagelneues Paar Stiefel in meiner Größe vor mich hin.
    »Peregrine hat sie am Markt gekauft. Sich selbst hat er eine Kappe und einen Umhang besorgt. Er sagt, er wird dein Page sein, wenn du erst einmal reich bist.«
    »Da wird er aber lange warten müssen.« Ich drehte mich zu ihr um. »Vorzeigbar?«
    »Ein Prinz!« Sie trug Brot, Käse und ein dunkles Ale auf. Gemeinsam aßen und tranken wir, doch ich spürte, dass sie besorgt war.
    »Hast du schlechte Nachrichten?«, fragte ich schließlich.
    »Bei Walsingham sind sie das fast immer. Aber ich habe keine Ahnung, was er diesmal will. Er hat bloß gesagt, dass ich dich holen soll.« Sie schnitt eine Grimasse. »Jetzt, da ich

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