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Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Titel: Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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gegeben?«
    Das immerwährende Branden des Grauens war nur noch durch Zynismus zu ertragen.
    »Ja, Herr Seichtem, das hat sie. Aber ich habe nicht Lore umgebracht, sondern sie und ich haben dieses Dreckschwein von Haschim erledigt!«
    »O Verzeihung!« Diesmal meinte er es nicht zynisch.
    Haschim ließ sich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder und schwenkte den Kopf in Richtung Garten, über dem wieder ein kobaltblauer Nachthimmel mit tausenden von Sternen glühte. Er wirkte in dem aufsteigenden Rauch der Zigarette grenzenlos traurig, geradeso, als sei kürzlich ein ihm sehr nahestehender Mensch gestorben. Was ja in einem gewissen Sinn auch stimmte. Ali verstand nun selbst nicht mehr, daß er eben auf der Feier die Schummelei nicht gleich durchschaut hatte. Denn der Orientale hatte in der Tat nichts mehr von einem käuflichen Liebhaber an sich. Die Zeit, die leidvolle wohl, hatte seinem Gesicht sämtliche Attribute des einstigen exotischen Schönlings geraubt. Es war eingefallen, und zusammen mit den ergrauenden Haaren und der leicht geknickten Körperhaltung erinnerte Haschim ihn an die ausgezehrten jämmerlichen Figuren, die ihm in Marokko an jeder Straßenecke einen falschen Kelim oder sonstigen Tinnef andrehen wollten.
    »Haschim war undankbar und hat sie ausgenutzt«, sagte Haschim. »Aber man muß fairerweise sagen, daß er es nicht anders kannte. Er hatte schon seit seiner Jugend immer von Frauen gelebt, von Frauen, die doppelt so alt waren wie er. Es fing an mit kleinen Geschenken, die sie ihm machten, und steigerte sich bis zur gemeinsamen Kontovollmacht. Sie mochten seine verständnisvolle Art, die reifen Täubchen, und seine süßen Komplimente. Und im Bett gab er den Verwöhner. Dann lernte er Lore von Mahlen kennen, und da war es vorbei mit der Routine, sie wurden ein richtiges Paar. Es war diesmal anders. Er lernte viel von ihr, was Stil heißt zum Beispiel, oder daß es nicht schadete, hin und wieder mal ein gutes Buch zu lesen. Lore trimmte ihn auf einen Gigolo mit Geist und Kultur, und er liebte sie dafür. Aber es gibt doch diesen Spruch: Ein Mann, der keine Fehler macht, macht wahrscheinlich gar nichts. Auf Haschim umgemünzt, hätte er gelautet: Ein Mann, der früher gar nichts gemacht hat, macht wahrscheinlich auch in der Zukunft gar nichts. Er blieb ein Gigolo, trotz Stil und Kultur.
    Und dann beging er einen schlimmen Fehler. Er stahl aus ihrem Musterkoffer Rohdiamanten. Er hatte sie nicht zum ersten Mal bestohlen, doch diesmal fiel sie nach der Entdeckung auf seine Ausreden nicht mehr herein und schmiß ihn raus. Haschim besann sich wieder auf sein Handwerk, ältere Damen zu verführen und auszunehmen. Doch in der Zwischenzeit hatte sich der Wind gedreht. Die reifen Damen hatten keine Haschims mehr nötig, sie sahen selbst wie junge Hasen aus und gebärdeten sich auch so - und hatten Erfolg damit!
    So verlegte sich Haschim auf einen Berufszweig, von dem er nicht den blassesten Schimmer besaß: Er wurde Drogendealer. Allerdings nur für ein paar Monate. Dann wurde er unter Kopfschütteln der Rauschgiftfahnder über so viel Dummheit verhaftet und wanderte für Jahre in den Knast. Dort hatte er genug Zeit, über seine Fehler nachzudenken. Vor allen Dingen aber wurde es ihm schmerzlich bewußt, wie sehr er Lore geliebt und das Leben an ihrer Seite genossen hatte. Am Abend nach seiner Entlassung ging er zum Ort der verlorenen Chancen zurück, um ihr das zu sagen. Er hatte keine Hintergedanken, er wollte sich bei ihr nur für die schönste Zeit seines Lebens bedanken und sich für sein mieses Verhalten entschuldigen. Und plötzlich war da dieses Licht - und die Tür! Er verstand sofort, daß an der Welt, die er betreten hatte, etwas nicht stimmte. Deshalb klopfte er nicht an, sondern schlich sich durch den Garten in das Haus. Er fand Lore und sein eigenes junges Ich im Bett schlafend vor. Er weckte sie, und da sie noch ganz benommen war, folgte sie ihm in die Küche, im Glauben, es wäre der schlafende Mistkerl an ihrer Seite. Er legte die Karten offen auf den Tisch, erzählte ihr das Unglaubliche und warnte sie vor dem jungen Haschim. Sie war seltsam gefaßt und ging auf das eigentliche Wunder nicht ein. Schließlich konnte er sie davon überzeugen, daß eine Zukunft mit einem alten geläuterten Haschim besser wäre als eine tränenreiche mit dem jungen. Sie wurden sich einig und dann ...«
    »Den Rest kenne ich«, sagte Ali und stand auf. »Ich habe euch vom Balkon aus beobachtet. Wie habt ihr ihn

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