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Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Titel: Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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Hatten ihn etwa auch die Steuermonster in die Enge getrieben, so daß er das Haus weiterveräußern mußte? Aber wieso beauftragte ein so altmodischer Mann dann solche schrägen Vögel für seinen Umzug, und ausgerechnet auch noch jene, die hier schon einmal zum Einsatz gekommen waren? Was für ein unglaublicher Zufall!
    Ali wich gänzlich in die Dunkelheit zwischen den Ziegelsteinmauern zurück, ohne das Geschehen aus den Augen zu verlieren. Ihn trennten gut sechs Meter von dem Lastwagen gegenüber, der ihm jetzt vollständig die Sicht auf das Gebäude nahm, und er fürchtete, daß der Mann am Steuer ihn sehen könnte, wie er sie alle angaffte, und noch schlimmer, daß er ihn erkannte. Der Fahrer hatte sich zu jener Zeit Bibo genannt und war der Chef der Truppe, allerdings so eine Art demokratisch gewählter Chef. Obwohl er mit einem furchterregenden Stacheldrahttattoo auf seiner Glatze, breiten Hosenträgern über einem T-Shirt mit dem Aufdruck »Fuck up« und den Doc Martens an den Füßen wie das Abziehbild eines brutalen Skinheads aussah, wußte Ali, daß er in Wahrheit die Friedfertigkeit in Person war, mehr von Jazz verstand als jeder andere und kuriose Theorien zur Politik vertrat.
    Er wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn, der infolge der neuen Übelkeitsattacke inzwischen wieder das ganze Gesicht bedeckt hatte. Seine Hände zitterten, der ganze Körper zitterte, und er hatte das Gefühl, als würde gleich in seinem Inneren etwas explodieren und ihn in Millionen Stücke reißen. Obwohl er sich dagegen immer noch sträubte, dämmerte es ihm allmählich, daß all diese Ausfallerscheinungen nicht von der zurückliegenden Nacht herrührten. Nein, es war das Grauen in seinem Kopf, die Erkenntnis, daß er diese Szene tatsächlich schon einmal erlebt hatte. Nur aus einer anderen Perspektive, geradeso, als hätte die Kamera damals woanders gestanden.
    Bibo linste in den Rückspiegel. Er schien darin das Signal erkannt zu haben, auf das er gewartet hatte, und stieß seine Kumpane an. Daraufhin öffneten die Jungs die Türen und stiegen aus der Kabine. Seichtem riß den Kopf nach rechts und sah eine Ente, nein, seine heißgeliebte gelbe Ente die Straße heruntertuckern, den Ci troë n 2CV, Baujahr '79, den er eine Ewigkeit lang gefahren hatte und nach dem Umzug gegen einen Jaguar tauschen sollte. Darin saßen er und Ida!
    Das war natürlich lächerlich, nicht nur lächerlich, sondern - unmöglich. Und weil es so war, spürte er, wie seine Beine langsam unter ihm nachgaben und seine Arme kraftlos im Nichts nach Halt suchten, während er wie eine willenlose Marionette auf die Pflastersteine niedersank. Leider wurde er nicht ohnmächtig, sonst hätte er das Folgende als eine Sinnestäuschung verbuchen können. Seine Augen waren jedoch gieriger als seine müde, mit all dem überforderte Psyche.
    Ali und Ida parkten vor dem Laster, stiegen aus und vertieften sich in eine offenkundig heitere Lagebesprechung mit der »Vierer Bande«. Der Citro ë n 2CV, der ihm so lange die Treue gehalten hatte, war vollkommen verdreckt und wirkte aufgrund diverser Kleinunfälle, als hätte ihn jemand systematisch mit dem Vorschlaghammer bearbeitet. Bis der Jaguar geliefert wurde, präsentierte sich Ali damit überall mit dem provokant stolzen Gehabe eines Kriegsinvaliden, der seine grausigen Narben zu Schau trägt. Ida trug eine Jeanslatzhose und hatte sich ihre langen schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Man sah es ihr an, daß sie begierig auf ihre neue Rolle als Frau des Hauses war, die sie in diesem Palast einzunehmen gedachte. Er selbst zelebrierte mit seinem Outfit das Bild des vom Erfolg geküßten, stets überarbeiteten Künstlers mit Dreitagebart, der sich einfach irgend etwas Zerknittertes überzieht - alle wußten ja, daß er sich in Wirklichkeit ganze Edelboutiquen zusammenkaufen konnte. Beide schienen vor Glück schier zu platzen, weil sie sich darüber im klaren waren, daß nun ein Leben im Luxus beginnen würde, und dieser Glücksfunke sprang sogar auf die Jungs über, denen ja noch harte Arbeit bevorstand.
    Seichtem auf dem Boden der Gasse, die Finger wie im Krampf fest um das rostige Zierwerk der Gartentüre geklemmt, schwitzend, keuchend, wimmernd, versuchte sich in Anbetracht der Szene vergeblich den Hirnschaden einzureden, mit dem er noch vorhin kokettiert hatte. Oder es war der Alkohol, ja, der Absturz, da mußte man doch einfach Geister sehen ... Aber es hatte keinen Sinn, etwas

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