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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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bitte ich als Vertreter des wahren Sir John Farnleigh um die Erlaubnis zum Kreuzverhör.«
    »Mr.   Welkyn«, erwiderte der Coroner und ließ wieder den Blick über die Reihen schweifen, »Sie werden Ihre Fragen stellen, wenn ich Sie dazu auffordere, und bis dahin werden Sie schweigen. Also, Miss Dane …«
    »Aber lassen Sie ihn doch seine Fragen stellen«, sagte Madeline. »Ich weiß, daß ich ihn schon einmal im Haus dieses gräßlichen kleinen Ägypters Ahriman in der Half-Moon Street gesehen habe.«
    Mr.   Welkyn holte ein Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn.
    Und die Fragen wurden gestellt. Und der Coroner resümierte. Und Inspektor Elliot ging nach draußen, damit keiner sah, wie er vor Freude hüpfte, und die Geschworenen verwiesen den Fall schnurstracks zurück an die Polizei, denn das Urteil lautete auf Mord von unbekannter Hand.
     

Kapitel 16
    Andrew MacAndrew Elliot hob ein Glas höchst passablen Rheinweins und musterte es.
    »Miss Dane«, sagte er, »Sie sind die geborene Politikerin. Oder sagen wir Diplomatin – das klingt seriöser, ich weiß auch nicht, warum. Diese Sache mit dem Fußballtoto, das war genial. Besser hätte man auch mit tausend Worten den Geschworenen nicht die Augen öffnen können. Wie sind Sie darauf gekommen?«
    In der langen, warmen Abenddämmerung saßen Elliot, Dr.   Fell und Page mit Madeline in Monplaisir – ein Haus von unglücklichem Namen, doch großer Gemütlichkeit – beim Abendessen zusammen. Der Tisch stand an der offenen Glastür des Eßzimmers, die hinaus in einen großen Garten voller Lorbeerbüsche führte, und daran schlossen sich zwei Morgen Obstgarten mit Apfelbäumen an. Durch diesen Obstgarten führte in die eine Richtung ein Pfad zu dem Anwesen, in dem einst Colonel Mardale residiert hatte; in die andere Richtung ging es über einen Bach hinauf zum Hanging Chart, dessen bewaldeter Hügel sich links vom Garten dunkel vor dem Abendhimmel abhob. Wenn man diesem Pfad durch den Chart folgte, über die Kuppe und wieder bergab, kam man in den Garten auf der Rückseite von Farnleigh Close.
    Madeline lebte allein; nur tagsüber kam eine Frau, die kochte und alles in Ordnung hielt. Es war ein schmuckes kleines Haus, voller Messing, geschäftig tickenden Uhren und voll bunter Drucke mit militärischen Motiven, eine Hinterlassenschaft ihres Vaters. Das Haus stand recht einsam – die nächste Nachbarin war die unglückliche Victoria Daly gewesen –, doch Madeline machte die Einsamkeit nichts aus.
    Nun saß sie am Kopfende des Tisches an der offenen Terrassentür, umgeben von poliertem Holz und Silber in einem Zwielicht, das noch nicht ganz dunkel genug war, um die Kerzen auf dem Eßtisch anzuzünden. Sie trug Weiß. Die schweren, niedrigen Eichenbalken des Zimmers, das Zinngeschirr und die geschäftigen Uhren, das alles war nur der Hintergrund für sie. Als sie mit ihrer Mahlzeit fertig waren, entzündete Dr.   Fell eine Zigarre von gargantuesken Ausmaßen; Page hatte Madeline eben Feuer für ihre Zigarette gegeben, und im Licht des Streichholzes konnte man sie auf Elliots Frage lachen sehen.
    »Das Fußballtoto?« fragte sie und errötete ein wenig. »Ehrlich gesagt, ich bin überhaupt nicht darauf gekommen. Das war Nat Burrows. Er hat es aufgeschrieben, und ich mußte es auswendig lernen wie ein Gedicht. Nicht daß es nicht die Wahrheit wäre, jedes Wort davon. Ich habe es alles tief empfunden, in meinem tiefsten Innersten. Ich fand es ausgesprochen mutig von mir, daß ich es vor all den Leuten fertiggebracht habe, das alles zu sagen, und jeden Augenblick mußte ich damit rechnen, daß der arme Mr.   Whitehouse mich unterbrechen müßte; aber Nat bestand darauf – es sei die einzige Möglichkeit. Als es vorüber war, bin ich oben im Bull and Butcher in ein Zimmer gegangen und habe geheult, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Meinen Sie, es war unanständig von mir?«
    Alle starrten sie an.
    »Nein«, antwortete Dr.   Fell mit fester Stimme. »Es war eine bemerkenswerte Leistung. Aber lieber Himmel, Burrows hat Ihnen das eingepaukt? Alle Achtung!«
    »Er war gestern die halbe Nacht hier, und wir haben geübt.«
    »Burrows? Wann war er hier?« fragte Page überrascht. »Ich habe dich doch nach Hause gebracht.«
    »Er kam, nachdem du wieder gegangen warst. Er hatte von Molly erfahren, was ich ihr gebeichtet hatte, und war fürchterlich aufgeregt.«
    »Ich glaube, meine Herren«, brummte Dr.   Fell und paffte nachdenklich seine große Zigarre,

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