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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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muß, wen man wecken und wie man es anfangen muß, falls es Schwierigkeiten geben sollte. Und dann übernimmt jeder auf ein oder zwei Monate eine Wache. Es gibt immer Hunderte von Leuten an Bord, und wenn man seine Schicht hinter sich gebracht hat, fängt es wieder von vorne an. Es gibt natürlich alle Arten von Automaten, die die meisten nicht kennen (sehr viele zum Schutz vor ihnen selbst, für den unwahrscheinlichen Fall, daß sich ein paar Verrückte zusammentun und beschließen, ein Fenster zu öffnen, den Kurs zu wechseln, Passagiere zu ermorden oder so etwas), und die Leute sind wohl ausgewählt und sorgfältig aufeinander abgestimmt, so daß sie genauso ein Gleichgewicht bilden wie die Maschinen. Und alles das, weil man Menschen ebenso wie Maschinen unter Kontrolle halten muß.
    Wenn man einige Wachschichten, unterbrochen von Kälteschlafperioden, hinter sich gebracht hat, fängt man an, Angstzustände zu bekommen, unter Depressionen zu leiden. Folglich pflegt man vorhandene Relaisstationen auch zu benutzen, um das geistige Gleichgewicht wiederherzustellen. Außerdem hilft das mit, das Leben und die Wirtschaft der Relaiswelten etwas zu bereichern, indem jede durchkommende Schiffsmannschaft alle ihr zur Verfügung stehenden Informationen weitergibt und auch Geld hierläßt.
    Solche Zwischenlandungen sind daher auf vielen Welten zu etwas wie einem Feiertag geworden, und auf manchen der kleineren Welten gibt es dann sogar gewisse Festivitäten, manchmal mit Paraden, auf denen, die dichter besiedelt sind, planetenweite Rundfunkinterviews und Pressekonferenzen. Ich habe gehört, daß es auf der Erde ähnlich ist, wenn je Besuche aus den Kolonien vorbeikommen. Ein ziemlich unbedeutendes junges Filmsternchen namens Marilyn Austin machte einmal eine lange Reise nach draußen, blieb ein paar Monate und kehrte mit dem nächsten Schiff wieder zurück. Nachdem sie ein paarmal im Tri-Di aufgetreten war, dort ein paar weise Worte über die interstellare Kultur von sich gegeben und ihre weißen Zähne gezeigt hatte, holte sie sich einen fetten Vertrag, einen dritten Mann und ein paar gute Rollen auf Band. Das beweist nur, welchen Wert solche Relaisstationen haben.
     
    Ich landete auf der Spitze von Helix, dem größten Wohnkomplex von Betty, in dem Eleanor ihre Suite mit zwei Balkons hat, die ihr sowohl einen Blick auf den fernen Noble als auch auf die Lichter von Posh Valley bieten, dem vornehmsten Viertel von Betty.
    Eleanor bereitete uns Steaks mit gebackenen Kartoffeln, gekochtem Mais und Bier dazu, alles so, wie ich es mochte. Ich war glücklich, satt und so weiter, und ich blieb etwa bis Mitternacht und schmiedete Pläne für unsere Zukunft. Dann nahm ich mir ein Taxi zum Stadtplatz zurück, wo mein Wagen parkte.
    Als ich ankam, dachte ich, ich könnte einmal in meiner Dienststelle nachsehen, wie die Dinge stünden. Also betrat ich die Halle, schüttelte mich, wischte mir das überflüssige Wasser ab, hängte meinen Mantel an den Haken und ging über den leeren Flur zum Lift.
    Der Lift war zu ruhig. Eigentlich müssen Aufzüge klappern, wissen Sie. Sie sollten nicht leise seufzen und auch keine Türen haben, die sich lautlos öffnen und schließen. Insofern bog ich um eine recht peinliche Ecke, als ich an meinen Arbeitsplatz ging.
    Es war eine Pose, an der Rodin seinen Spaß gehabt hätte. Ich kann nur sagen, daß es gut war, daß ich in diesem Augenblick vorbeikam und nicht fünf oder zehn Minuten später.
    Chuck Fuller und Lotti, Eleanors Sekretärin, übten Mund-zu-Mund-Beatmung und zwar auf der Couch in dem kleinen Alkoven neben der großen Tür, die in unsere Zentrale führte.
    Chuck wandte mir den Rücken zu, aber Lotti sah mich über seine Schulter hinweg. Ihre Augen weiteten sich, und sie stieß ihn weg. Er wandte schnell den Kopf.
    „Juss …“, sagte er.
    Ich nickte.
    „Ich bin bloß mal vorbeigekommen“, sagte ich. „Ich hab’ mir gedacht, ich seh’ mal ’rein und werf einen Blick auf die Augen.“
    „Äh – alles läuft prima“, sagte er und trabte den Korridor zurück. „Im Augenblick habe ich auf Auto geschaltet und mache gerade – äh – Kaffeepause. Lotti hat Nachtdienst, und sie hat mal ’reingesehen, um … um nachzuschauen, ob wir irgendwelche Berichte hätten, die getippt werden müssen. Und dann wurde ihr übel. Also kamen wir heraus, wo die Couch …“
    „Ja, sie sieht … etwas … äh … verwirrt aus“, sagte ich. „Im Medizinkasten sind Riechsalz und Aspirin.“
    Ich ging

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