Die Türme der Mitternacht
angreifen. Sie könnten so ein Portal in den Gemächern der Kaiserin öffnen, möge sie ewig leben.
Das … das wird alles verändern, was wir über den Krieg wissen.«
Die Totenwächter rührten sich - ein Zeichen großen Unbehagens. Allein Furyk Karede stand völlig reglos da. Falls überhaupt wurde sein Ausdruck nur noch härter. Fortuona wusste, dass er bald vorschlagen würde, sie jeden Abend in einem anderen Schlafgemach unterzubringen.
Sie dachte einen Augenblick lang nach und starrte den Riss in der Luft an. Diesen Riss in der Realität selbst. Dann stand sie im Bruch sämtlicher Traditionen vom Thron auf. Glücklicherweise war Beslan da, jemand, den sie direkt ansprechen konnte - und sollten die anderen ihre Befehle ebenfalls hören.
»Es gibt Berichte«, verkündete sie, »dass es in dem Ort namens Weiße Burg noch immer Hunderte Mar ath’damane gibt. Sie sind der Schlüssel zur Zurückeroberung von Seanchan, der Schlüssel, dieses Land zu halten, und der Schlüssel zur Vorbereitung auf die Letzte Schlacht. Der Wiedergeborene Drache wird dem Kristallthron dienen.
Man hat uns eine Möglichkeit verschafft zuzuschlagen. Teilt dem Generalhauptmann mit, dass er seine besten Soldaten versammeln soll. Ich will, dass jede von uns kontrollierte Damane in die Stadt zurückgeholt wird. Wir werden ihnen dieses Reisen beibringen. Und dann schicken wir eine Streitmacht zur Weißen Burg. Bis jetzt haben wir ihnen nur Nadelstiche beigebracht. Jetzt werden wir sie das volle Gewicht unseres Schwertes spüren lassen. Alle Marath ‘damane müssen angeleint werden.«
Sie setzte sich wieder und ließ Schweigen in den Raum einkehren. Es kam nur selten vor, dass die Kaiserin solche Proklamationen persönlich erledigte. Aber dies war eine Zeit für kühne Taten.
»Ihr solltet nicht erlauben, dass sich das herumspricht«, wandte sich Selucia mit fester Stimme an sie. Sie sprach jetzt in ihrer Rolle als Wahrheitssprecherin. »Es wäre dumm von Euch, den Feind mit Gewissheit wissen zu lassen, dass wir dieses Reisen haben.«
Fortuona holte tief Luft. Ja, das stimmte. Sie würde sich vergewissern, dass man jeden im Raum zum Stillschweigen verpflichtete. Aber sobald die Weiße Burg erobert war, würde man von ihrer Proklamation erzählen und die Omen ihres Sieges dem Himmel und der Welt um sie herum ablesen.
Wir werden bald zuschlagen müssen, gestikulierte Selucia.
Ja, gestikulierte Fortuona. Unser vorheriger Angriff wird sie zu den Waffen greifen lassen.
Dann muss unser nächster Zug entscheidend sein, gestikulierte Selucia. Aber stellt es Euch nur vor. Tausende Soldaten durch einen verborgenen Kellerraum in die Weiße Burg zu befördern. Zuzuschlagen mit der Macht von tausend Hämmern auf tausend Ambossen!
Fortuona nickte.
Die Weiße Burg war zum Untergang verurteilt.
»Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen, Perrin«, sagte Thom und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Tabakrauch stieg aus seiner langstieligen Pfeife auf. Es war eine warme Nacht, und sie hatten kein Feuer im Kamin. Nur ein paar Kerzen auf dem Tisch mit etwas Brot, Käse und einem Krug Ale.
Perrin paffte seine eigene Pfeife. In dem Zimmer befanden sich nur er, Thom und Mat. Gaul und Grady warteten draußen im Gemeinschaftsraum. Mat hatte geflucht, dass Perrin die beiden mitgebracht hatte - ein Aiel und ein Asha’man waren nicht gerade unauffällig. Aber Perrin fühlte sich mit den beiden Männern sicherer als mit einer ganzen Kompanie Soldaten.
Er erzählte seine Geschichte zuerst, sprach von Maiden, dem Propheten, Alliandre und Galad. Dann berichteten sie von ihren Abenteuern. Es verblüffte Perrin, wie viel seit ihrem Abschied geschehen war.
»Kaiserin der Seanchaner, was?«, sagte Perrin und sah dem Rauch nach.
»Tochter der Neun Monde«, sagte Mat. »Das ist ein Unterschied. «
»Und du bist verheiratet.« Perrin grinste. »Matrim Cauthon. Verheiratet.«
»Diesen Teil hättest du auch für dich behalten können«, sagte Mat zu Thom.
»Aber das habe ich doch, das kann ich dir versichern.«
»Für einen Gaukler scheinst du die meisten heldenhaften Dinge, die ich getan habe, zu unterschlagen«, sagte Mat. »Wenigstens hast du den Hut erwähnt.«
Perrin lächelte zufrieden. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie sehr er es vermisst hatte, am Abend mit seinen Freunden zusammenzusitzen und mit ihnen zu plaudern. Draußen vor dem Fenster hing ein Holzschild, von dem Regenwasser herabtropfte. Es zeigte Gesichter mit einem übertriebenen Lächeln,
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