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Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Titel: Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonke Dragt
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doch glücklich hier und du willst doch auch hier bleiben! Tim, bitte, ich hab dich gern, wirklich – und die Türme sind gefährlich für dich, auch Spiegel sind gefährlich für dich; du solltest dich nicht mal mehr in Gedanken damit beschäftigen.«
    »Woher weißt du das, Téja? Wieso weißt du so viel von mir? Mehr, als ich selbst verstehe? Kennst du mich vielleicht von früher her?«
    »Nein, ach nein, Tim. Ich kenne dich genauso lang wie du mich. Aber ich möchte nicht, dass du unglücklich wirst.«
    Wir glaubten, ihren Vater zu hören; ich schickte sie fort und begann wieder zu schreiben. Dabei hatte ich ständig die Tür im Auge; sie lässt sich nicht abschließen.
    Und nun schreibe ich für dich allein, Téja:
    Ich liebe dich, und wenn du mich ebenfalls liebst, dann hilf mir bitte! Ich muss wissen, wer ich bin oder wer ich war . Ich weiß schon so viel, und ich werde keine Ruhe finden, bevor ich mehr oder alles weiß. Es kann sein, dass ich dann unglücklich werde – aber auch jetzt fühle ich mich unglücklich. Es kommt also auf dasselbe heraus.
    Morgen werde ich dir im Beisein deines Vaters dieses Büchlein geben und dann werde ich sagen: »Mach damit, was du willst.« In Wirklichkeit bitte ich dich jedoch um etwas anderes: Lies es und behalte das, was darin steht. Anschließend kannst du es verbrennen, so wie dein Vater es befiehlt; ich aber hoffe, dass du es für mich aufbewahrst, bis ich von den Türmen zurückkomme.
    TIM
    (Bis jetzt heiße ich noch so)
    Lieber Tim (so werde ich dich immer nennen!) 18)
    18) Eine andere Handschrift. Weiter unten fährt Tim wieder mit seinem Tagebuch fort.
    Ich habe es gelesen und werde es behalten und hier hast du es zurück.
    Téja
    (so werde ich immer heißen)
     
    Wie lange scheint es her zu sein, seit ich Téja dieses Büchlein gab! 19) Sie hat es gelesen und mir dann zurückgegeben und ich sollte es eigentlich auch durchlesen – Wort für Wort. Aber was nutzt das schon? Ich glaube nicht, dass es mir helfen würde.
    19) Fortsetzung von Tims Tagebuch, ohne Datum.
    Mittags gingen sie und ihr Vater weg; Téja hatte mein Tagebuch bei sich. Ich blieb bei der Katze zu Hause und wartete ab. Und dann stand plötzlich der Hund an der Haustür und bellte: Hier bin ich, komm mit!
    Ich ließ ihn herein; dann holte ich ganz aufgeregt Herrn Avlas Schal und hielt ihn dem Hund unter die Nase.
    Wir gingen die Straße entlang. Frau Margret stand im Garten und sah uns nach. Wer beobachtete uns wohl sonst noch? Menschen? Andere Hunde?
    Dies ist eine merkwürdige Welt. Vielleicht scheint sie mir weniger merkwürdig, wenn ich mein Gedächtnis wiederhabe.
    Auf der Suche nach Herrn Avla. 20) Zuerst in Richtung Dünen, aber dann auf einmal durch andere Straßen und Wege – kreuz und quer und im Kreis herum, so schien es mir wenigstens. Und dabei hatte ich dauernd das Gefühl, dass irgendwelche Augen mir nachstarrten. Ich hatte den Schal in meiner Tasche, und erst als ich fast sicher war, dass mir niemand mehr nachschaute (das war erst nach einer ganzen Weile), ließ ich Téja wieder daran schnüffeln. Sie tat es gehorsam und war ganz und gar ein Hund.
    20) Das muss am 22. März gewesen sein. (Anmerkung des Verfassers)
    Irgendwo anders musste nun das Mädchen Téja sein … Ob sie wohl in meinem Büchlein las? Ich wünschte, sie hätte mitgehen können – dann hätten wir zu dritt diesen wichtigen Gang unternehmen können.
    Wo warst du nur, Téja?
    Endlich landeten wir auf einem Weg, den ich kannte (den Weg mit den Weidenbäumen am Ufer des Sees), und von da ab übernahm ich die Führung. Ich hatte mir überlegt, dass der Schal erst in der Nähe der Türme eine brauchbare Spur liefern könne. Der Hund blieb zum Glück dicht neben mir; er knurrte einen anderen Hund und sämtliche Leute an, die uns zu nahe kamen. Als ich jedoch die Türme vor uns emporragen sah, war es rings um uns herum still; es war inzwischen schon spät geworden, und es würde mir auf keinen Fall gelingen, vor dem Abendessen zurück zu sein. Ich begann zu laufen, der Hund auch, bis wir in unmittelbarer Nähe waren. Wir gingen nicht zum offenen Eingangstor, sondern machten einen weiten Bogen drum herum – bis zu der Ausbuchtung in den Dünen, wo der Gefährliche Pfad endet oder beginnt. Die Vögel flogen vor uns davon. 21)
    21) Das tun sie sonst nie. (Anmerkung des Verfassers)
    Ich überlegte, ob ich umkehren sollte. Die Türme wirkten sehr streng und dunkel vor dem grünblauen Himmel; nur die Fenster in den oberen

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