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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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»Dr-r-r-r-r-r-r-r-r-r-r …!«
    Tel warf sich von dem überblendeten Schirm zurück, daß er hart gegen die Stuhllehne schlug. Er riß sich den Kopfhörer von den Ohren. Es war ihm, als wären zwei scharfe Nadeln reinen Tones aus seinem Gehör gezerrt worden. Seine Augen flackerten noch von der Nachwirkung eines grellen weißen Lichtes, das urplötzlich den Schirm überflutet hatte. Eine ungeheure Aufregung herrschte im ganzen Klassenzimmer, und irgendwo lachte eine Frau.
    Das Lachen wurde zur Stimme. »Setzt euch alle wieder ordentlich auf eure Plätze. Setzt euch!« Die meisten der Rekruten waren aufgesprungen.
    Die Frauenstimme aus dem Lautsprecher fuhr fort. »Eure Reaktion auf diese letzte Aufgabe war alles andere als die, die wir am Ende eurer sechswöchigen Ausbildung erwarten. Ihr, die ihr gerade hereingekommen seid …« Tel bemerkte jetzt erst, daß eine Gruppe ganz offensichtlich verwirrter Rekruten an der Tür stand. »… sahen diese Burschen aus, als wären sie bereit, den Feind jenseits der Barriere zu bekämpfen?«
    Tel fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut.
    »Während eurer gesamten Grundausbildung werdet ihr mit ähnlichen Überraschungen konfrontiert werden. Wir erwarten Ruhe, Wachsamkeit und schnelle Reaktion von euch, und nicht Verwirrung und Aufregung. Manchmal werden die Aufgaben nicht so offensichtlich wie die eben sein, also haltet Augen und Verstand offen. Denkt daran, wir verlangen Ruhe, Wachsamkeit und schnelle Reaktion. Würdet nun ihr, die ihr eben gekommen seid, eure Plätze einnehmen? Zieht euch alle die Kopfhörer über und blickt auf eure Schirme.«
    Tel fiel auf, daß die Hälfte seiner Klasse, die die ganze Zeit in diesem Zimmer gewesen war, viel langsamer ihre Kopfhörer überstülpte als die Neuangekommenen.
    Auf dem vergrößernden Schirm wurde gerade eine Erklärung über ein Gerät mit der Bezeichnung 606-B gegeben. In allen Einzelheiten zeigte man, wie es zerlegt und wieder zusammengebaut und seine unzähligen Teile gepflegt werden mußten. Aber irgendwie (vielleicht hatte er es während der ersten zwanzig Sekunden überhört, als er noch zögerte, die Kopfhörer überzustreifen) bekam er nicht heraus, wofür die 606-B gut sein sollte. Nachdem der Film vierzig Minuten gelaufen war, war er sich allerdings sicher, daß er das verdammte Ding im Schlaf auseinandernehmen und wieder zusammensetzen konnte.
    Eine sanfte Glocke läutete zum Ende dieser ersten Stunde. Jeder hob den Kopf. Tel sah auf seinen Stundenplan und stand auf, um sich in das nächste Klassenzimmer zu begeben. Die nach ihnen Angekommenen blieben offenbar alle in diesem Zimmer.
    »He!« flüsterte einer. Tel drehte sich an der Tür um. In einer Ecke, zwischen den Zurückbleibenden, saß Shrimp. Tel nickte ihm zu. Shrimp sah völlig verwirrt drein. »He!« flüsterte er aufs neue. Also ging Tel zu ihm. »Was, zum Teufel, habt ihr Burschen getan, als wir hereinkamen? Ihr habt ausgesehen, als hättet …«
    »Keine Unterhaltung!« Die Stimme, die jetzt aus dem Lautsprecher klang, war zweifellos die eines Mannes. »Du dort hinten, sieh zu, daß du in dein nächstes Klassenzimmer kommst!«
    Tel verließ den Raum. Zwei Stockwerke höher betrat er ein Zimmer, das dem vorherigen fast völlig glich. Auch hier bedeckte die Sumpflandschaft die ganze Vorderwand, und der Rest der Wände war mit Plänen von namenlosen Maschinen bedeckt. Er hielt gerade Ausschau nach der 606-B, als eine väterliche Stimme aus dem Lautsprecher schallte: »Setzt euch, alle. Ich lese jetzt Namen vor. Die Aufgerufenen melden sich umgehend in Zimmer 51-D. Ritter 67 N-T, Ptorn 047 AA-F, Tynan 811 NA-T …«
    Tel hatte nicht einmal bemerkt gehabt, daß sich der Waldwächter im gleichen Zimmer mit ihm befand.
    Nachdem das Licht abgeschaltet war, unterhielten sie sich noch eine Weile im Dunkeln. »He, Lug, was hast du heute gelernt?« erkundigte sich Shrimp.
    Lug: »Wie man es zusammenbaut, auseinandernimmt, daß man den Mittelschaft vertikal halten muß … Ah, gib endlich Ruhe und schlaf.«
    Tel: »War das die 606-B?«
    Lug: »Siebenunddreißig oder so. Schlaf, ich bin müde.«
    Shrimp zu Ptorn (neben ihm): »Was habt ihr Riesen heute gelernt?«
    Ptorn: »Nicht genug, daß es sich lohnt, jetzt darüber zu reden. Wir müssen um sechs schon wieder heraus. Wir haben einen Feind jenseits der Barriere, erinnerst du dich? Gute Nacht!«
    Tel: »He, Lug, wofür benutzt man die siebenunddreißig oder so?«
    Doch nur Lugs Gähnen und gleich darauf sein

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