Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
Vom Netzwerk:
warm.
    »Der König ist tot!«
    »Was sagst du?«
    »König Uske ist im Palast in Toron gestorben. In aller Frühe kam schon die Nachricht durch.«
    »Glaubst du, es war ein Mordanschlag?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe den Bericht nicht gesehen.«
    Das Gerücht verbreitete sich wie eine Springflut durch das ganze Lager. Obgleich natürlich niemand sicher sein konnte, nahm man doch allgemein an, daß ihr plötzlicher Aufbruch mit dem Ableben des Königs zu tun hatte. Und das wirkte irgendwie beruhigend.
    Tel trat mit einer Nummer-3-Spirale für die 605 aus dem Ersatzteillager. Niemand hatte es ihm befohlen, aber er hatte sie von sich aus überprüft und festgestellt, daß die alte Spirale es nicht mehr lange machen würde. Er sah Illu etwas über der Schulter heranschleppen. »He, was hast du da?« rief er ihm entgegen.
    »Den Wegweiser«, erwiderte der Neandertaler. »Ich fragte Quorl, ob er ihn mitnehmen wolle, und er sagte, ›weshalb?‹ und ist einfach davonmarschiert. Also kümmere ich mich darum.«
    Als Tel zur 605 zurückkehrte, mußte er sich erst mit den beiden Burschen herum streiten, die sie eben holen und ihm keine Zeit geben wollten, die Spirale auszuwechseln. Aber da fiel einem von ihnen der Flup-Flap auf, und er sagte: »He, bist du der Bursche, von dem alle reden, weil er sich eines dieser Dinger angelacht hat?«
    Und während sie mit dem Federknäuel spielten, setzte Tel schnell die neue Spirale ein. Dann machten die beiden sich mit der 605 auf einem zweirädrigen Karren auf den Weg.
    Als er zu seiner Baracke zurückkehrte, kam er an der Ecke an Ptorn und Quorl vorbei. »Vielleicht wird diese Schlacht die letzte sein«, sagte Ptorn gerade. »Du hast doch etwas von einem Waffenstillstand erwähnt.«
    »Sieg oder Waffenstillstand«, erwiderte der Späher, »nun, da der König tot ist.«
    In der Baracke bückte Tel sich nach seinem Rucksack unter der Pritsche, da sagte jemand: »Sieht ganz so aus, als wäre es soweit.«
    »Wie?« fragte Tel und blickte hoch.
    Der Dunst verbarg den Mann auf der nächsten Pritsche.
    »Oh, wie geht es dir?« Tel grinste. »Niemand weiß, wo wir im nächsten Stützpunkt untergebracht werden. Ich wollte, ich hätte öfter Gelegenheit gehabt, mich mit dir zu unterhalten.« Tel lachte verlegen, und der andere lachte genauso verlegen.
    »Hast du etwas über einen Waffenstillstand gehört?« fragte der Soldat.
    »Nur Gerüchte. Glaubst du, sie werden den Krieg beenden!«
    Der Mann zuckte die Schultern.
    »Ich fürchte, ich muß mich jetzt meinem Trupp anschließen. Wir sind schon am Aufbrechen. Ich hoffe, wir begegnen uns wieder einmal.« Er hob seinen Rucksack auf und stapfte hinaus in den Schlamm. Er konnte die knirschenden Tanks am anderen Ende des Lagers sich aneinanderreihen hören. Auf seinem Marschbefehl stand, er solle sich bei Tank Nummer 3 melden.
    Er fragte sich, ob es wohl Probleme geben würde, wenn er versuchte, Flap-Flep mitzunehmen, als ihm eine vertraute Stimme zurief: »Tel? Ich dachte mir doch, daß du es bist.« Jemand befand sich bei Shrimp, der nun sagte: »Curly, schau, Tel ist hier. Was sagst du dazu?«
    »Oh, hallo!« rief Curly. Tel schüttelte beiden die Hände.
    »Wie ist es dir ergangen?« erkundigte sich Curly. »Ich bin drüben im Lager D-2. Spielt ihr hier auch öfter Zuma?«
    »Na, was glaubst du?« brummte Shrimp. Er verlagerte sein Gewicht. »He, Tel, wir hatten deinetwegen eine kleine Meinungsverschiedenheit. Kannst du vielleicht unseren Schiedsrichter spielen?«
    »Gern. Worum geht es denn?«
    »Welche Farbe haben deine Augen genau?«
    Tel zog die Brauen zusammen, und sein Magen verkrampfte sich. »Grün«, sagte er. »Weshalb?« Und dann wünschte er, er hätte das nicht gefragt.
    »Dürfen wir selbst sehen?«
    »Si-sicher.«
    Shrimp trat ganz dicht an ihn heran, und Curly blickte über seine Schulter.
    »Ich hab’s dir doch gesagt«, triumphierte Shrimp. »Sie sind grün, genau wie meine. Das kommt daher, weil wir beide von der Küste stammen. An der Küste hat fast jeder grüne Augen …«
    »Das ist es nicht, was ich gemeint habe«, warf Curly ein. »Wovon ich rede, das zeigt sich nur, wenn es dunkler ist, nicht so hell wie jetzt. Komm, gehen wir in den Schatten.«
    »He«, protestierte Tel. »Ich muß schauen, daß ich weiterkomme. Ich sollte mich schon vor ein paar Minuten bei meinem Tank melden.«
    »Welchem bist du denn zugeteilt worden?«
    »Eh – Nummer drei.«
    »Sehr gut. Den fahre nämlich ich. Also komm schon.«
    Tels

Weitere Kostenlose Bücher