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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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sie am gleichen Ort sein können, den sie verlassen hatten. Als der Trupp am Fuß der Leiter wuchs, fiel Tel auf, daß der Boden hier ein wenig fester war. Plötzlich durchbrach ein Bersten die Abendstille.
    Ihre Augen zuckten nach rechts: etwa fünfzehn Meter entfernt hob sich blendendes Feuer durch den Nebel, und flüchtig war die Silhouette laubloser Bäume zu sehen …
    Befehle klangen von scheinbar überall durch die Düsternis. »Tank 4 nach links, Besatzung bei Major Stanton melden. Besatzung von Tank 3 mir nach …«
    Tel folgte im Laufschritt, als alle den Tank verlassen hatten. Zwei Männer von einem anderen Zug schlossen sich ihnen an. Plötzlich wurden sie aufgehalten, der Trupp in zwei geteilt, Tel und die eine Hälfte nach links geschickt und die anderen nach rechts.
    Sie waren gerade an einer Gruppe von Tanks vorbeigekommen, als ein Einschlag hinter ihnen die Nacht zum Tag machte. Tel blinzelte. Alle hatten sich umgedreht. »Werft die Steinsäcke vor!« brüllte jemand. »Werft die Steinsäcke vor!«
    Tel wandte sich gerade noch rechtzeitig um. Ein schwerer Sack flog auf ihn zu. Er packte ihn, daß er glaubte, die Arme würden ihm aus den Schultern gerissen. Ein Soldat vor ihm wartete schon darauf. Tel warf ihn ihm zu, drehte sich wieder um und fing den nächsten. Sie bildeten bereits eine lange Kette.
    »Du und du …« (Tel war nicht gemeint, aber er hatte sich unwillkürlich der Stimme zugewandt und dabei fast einen Sack verfehlt) »… ihr klettert die Erhöhung dort hoch und berichtet dem D-T Zug.«
    Etwas Metallisches klirrte links von ihm.
    »Paß auf! Es sticht!«
    Drei Männer zogen von einer Rolle Stacheldraht über den Steinsackwall. Der Flip-Flup sprang zurück, um nicht zerquetscht zu werden, und der Draht rollte weiter über die aufgestapelten Säcke.
    »He, du! Sie brauchen dich etwa fünfzehn Meter weiter unten.«
    Tel rannte. Eine Handvoll Soldaten schloß sich ihm an, als plötzlich ein Donner die Nacht erschütterte und ein Blitz sie blendete. Tel kniff die Augen zusammen und wäre fast über etwas gestolpert. Jemand half ihm hoch und rief: »Halt dich fest, Grünauge.«
    Curly war einer der Männer. Man hatte sie einer nach dem anderen zu einem neuen Abschnitt des Walls beordert. Der Rhythmus war nun schon rein automatisch: Beine spreizen, Fangen, herumdrehen, werfen!
    Platz! Er war zu selbstsicher gewesen! Er bückte sich, um den verfehlten Sack aufzuheben, als jemand schrie: »Runter!« Tel sank im Schlamm auf die Knie und umklammerte den Sack. Durch seine geschlossenen Lider leuchtete es orange, und er spürte brennende Hitze entlang seiner rechten Seite. Als es vorbei war, torkelte er hoch und wäre dabei fast über Curly gefallen.
    Curly faßte ihn am Arm. Gemeinsam hasteten sie am Wall entlang. Plötzlich zerrte Curly ihn in eine Mulde vor den Steinsäcken. Der Flop-Flop rollte ihnen nach und tschilpte. Der Nebel war tiefblau, trotzdem sah Tel durch ihn den Schweiß auf Curlys Gesicht. Beide keuchten heftig.
    Hinter ihnen war das knirschende Geräusch eines wendenden Tanks zu hören, dann ein hüstelndes Stottern, ein Zischeln von Tetroneinheiten, schließlich Stille. Etwa sechs Meter voraus zogen ein paar Männer eine Maschine.
    »Ist das die 606-B?« fragte Curly. »Ich glaube, das ist ihr Brummen. Deine Maschine, oder?«
    »Ja«, ächzte Tel und versuchte, zu Atem zu kommen. »Aber ich fürchte, im Augenblick könnte ich einen Tank nicht von einem elektrischen Rasierapparat unterscheiden.« Ein Geschoß schlug links von ihnen ein. Sie duckten sich, dann hob Curly den Kopf und sah sich um. »Sieht aus, als deckten sie uns ganz schön ein«, flüsterte er.
    »Da magst du wohl recht haben. Wonach hältst du eigentlich Ausschau?« fragte Tel. »Ich kann nicht einmal die Hand vor meinen Augen sehen.«
    Curly zog sich in die Mulde zurück. »Ich wollte nur wissen, ob irgend jemand in der Nähe ist.« Seine Stimme klang plötzlich sehr ernst. »He, ich – ich möchte dir etwas erklären, ich – ich meine, etwas über mich. Nur dir.«
    »Was?« fragte Tel verblüfft.
    »Ich habe ein bißchen ein schlechtes Gewissen, weil wir so darauf gedrängt haben, heute deine Augen zu sehen. Also habe ich nachgedacht, und ich glaube, ich sollte es dir ruhig sagen, das über mich, so als eine Art Entschuldigung, verstehst du?«
    Tels Überraschung machte sich irgendwie als Druck in seinem Magen bemerkbar. Er wußte nicht recht, was er sagen sollte, also brummte er:
    »Ja, ich denke

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