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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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Gedanken suchten in fünf verschiedenen Richtungen gleichzeitig nach einem Ausweg, aber alle schienen an einer Ziegelwand zu enden. Also stapfte er mit den beiden durch den Nebel zu den dunkleren Tankreihen.
    »Das ist meine Süße«, sagte Shrimp und tätschelte die schwarze Metallhülle, als sie um sie herumgingen.
    »Im Innern ist es genau richtig«, erklärte Curly und öffnete die Klappe. Die hydraulische Leiter senkte sich in den Schlamm hinab. »Jetzt zeige ich dir, was ich gemeint habe.«
    Tel kletterte hinter Shrimp und vor Curly hoch.
    »Nein! Das Licht nicht einschalten. Daran liegt es ja!«
    In dem düsteren Tank, dessen einzige Beleuchtung von der Pilotenkuppel am anderen Ende kam, stand Tel gegen die Wand gelehnt, während Shrimp und Curly in seine Augen starrten. Tels Herz klopfte wie verrückt.
    »Also gut«, triumphierte jetzt Shrimp. »Welche Farbe, würdest du sagen, haben sie?«
    Curly runzelte die Stirn. »Ich verstehe es nicht«, murmelte er. »Während der Grundausbildung, wenn es nicht mehr hell, aber auch noch nicht richtig dunkel war, haben sie immer ausgesehen, als wären sie überhaupt nicht da.«
    »Aber – aber meine Augen sind wirklich grün«, beteuerte Tel. Irgend etwas in ihm drehte sich wie eine rauchige Kristallkugel voll Erinnerungen. »Meine Augen sind grün!«
    »Natürlich sind seine Augen grün. Welche Augen sollte der Sohn eines Fischers denn sonst haben?«
    »Ja«, gab Curly zu. Er starrte Tels Augen erneut an, kopfschüttelnd diesmal. »Sie sind tatsächlich grün, waren immer grün und werden auch immer grün sein.« Er fragte sich nur, weshalb er so nervös und erschrocken gewesen war, als sie ihn gebeten hatten, sie im Düstern sehen zu dürfen. Weshalb sollten sie schließlich eine andere Farbe haben, fragte er sich.
     
    »Der König ist wirklich tot?«
    »Ja, ich habe es in der Nachrichtenbaracke gehört. Glaubst du, das bedeutet, daß der Krieg bald beendet wird?«
    »Wer weiß? Sie sagen, wir haben eine große Schlacht vor uns. Vielleicht wird sie es entscheiden.«
    »Das hoffe ich. Ich gäbe meinen rechten Augenzahn, wenn ich nach Toron zurück dürfte.«
    »Ich auch.«
    Als der Tank durch den Schlamm rollte, schlug der Nebel in spürbaren Böen gegen die ovalen Luken. Im Kuppelsitz hinter den Armaturen schaukelte Shrimp von rechts nach links. Seine Hand lag am Steuerhebel. Schulter und Kopf waren im Dunst nur schattenhaft zu erkennen. Sie waren etwa eine Stunde unterwegs, als ein plötzlicher Knall wie zerberstendes Gestein links von ihnen sie aufschreckte.
    Die Männer blickten einander an. »Was war das?« rief jemand dem Fahrer zu.
    Shrimp zuckte die Schultern.
    Das Heben und Senken des Tetronmotors zischelte unter ihnen. Tel lehnte den Kopf an die Wand. Die Vibrationen wiegten ihn schon fast in den Schlaf, als ein weiterer Knall erschallte. Als er die Augen aufriß, sah er grelles Licht durch die rechte Luke.
    »Was, zum Teufel, war das?« schrie jemand. »Werden wir angegriffen?«
    »Maul halten!« brüllte Shrimp vom Fahrersitz. »Ihr da hinten, haltet euch ruhig.«
    Aus dem Befehlslautsprecher in einer Ecke ertönte eine Stimme. »Ruhe und Wachsamkeit. Erinnert euch an eure Ausbildung. Die Fahrer halten ihre Route ein. Weitere Anweisungen folgen.«
    Tel wartete und lauschte auf sein Blut, das wild durch die Adern brauste.
     
    Eine halbe Stunde später sagte jemand: »Das ist eine verdammte Art, einen Krieg zu führen, eingeschlossen in einer Sardinendose.«
    »Ruhe!« donnerte ihr Offizier.
    Der Flep-Flap saß still unter der Bank. Tel tastete nach ihm und gab ihm ein Stückchen Holzkohle. Als er den Arm zurückzog und seine Manschette hochrutschte, streiften Federn sein Handgelenk.
    Beim nächsten Blick durch die ovalen Luken stellte er fest, daß es bereits dunkel wurde. Sie waren schon sehr lange unterwegs. Der Tank schlingerte. Tel griff unter die Bank und setzte das Federknäuel auf seinen Schoß. Alle Augen des Flip-Flaps waren geschlossen.
    Die Männer scharrten mit den Stiefeln über den Boden, die Bänke quietschten. »Entspannt euch«, mahnte der Offizier. »Ihr bekommt noch eure Chance.«
    »Alle aus den Tanks!« kam der Befehl durch den Lautsprecher. Die Männer erhoben sich. Sie stampften mit den Beinen auf und streckten die Arme, um ihr Blut wieder voll in Bewegung zu setzen.
    Die Klappe sprang auf, die Leiter senkte sich hinab, und Tel stieg hinunter, als er an der Reihe war. Abgesehen davon, daß der Dunst hier noch dichter war, hätten

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