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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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dem Meer verbunden zu haben. Unendlich träge im rhythmischen, undurchdringlichen Grau, wälzten sich die flachen Wellen an den Strand. Schade, dachte er niedergeschlagen, kein erhebender Anblick, für den, der die Weite des Meeres über alles liebt; so wie er.
    Einen kurzen Augenblick noch atmete er die feucht würzige Seeluft tief ein, dann schloss er das Fenster und begab sich ins Bad. Er beeilte sich, denn er verspürte eine kolossale Leere in der Magengegend.
    Noch während er im schmalen Schrank nach der geeigneten Kleidung suchte, fiel ihm auf, wie ruhig, ja direkt unheimlich still es im Haus war. Ob gar niemand zu Hause war? Er sah auf die Uhr; kurz vor neun. Schon möglich, dass Dagmar unterwegs war. Von seinem Schwager wusste er, dass er immer sehr früh aus dem Haus ging, um seinen selbst auferlegten Obliegenheiten nachzukommen.
    Äußerst vorsichtig, um ja die köstliche Ruhe im Haus nicht zu stören, verließ er sein Zimmer. Die mit flauschigem Teppich belegten Stufen, knarrten bei seinem schweren Schritt. Sein Blick fiel auf die muschelfarbene, handbemalte Bodenvase, die lange Forsythienstängel zierte und förmlich über Nacht ihr leuchtendes Gelb enthüllten. Wenigstens darin bewies der Frühling seine ganze Kraft, auch wenn er in diesem Jahr eher schleppend vorwärtskam.
    Die Küchentür war nur angelehnt, und so schob er sie einen spaltbreit auf um nachzusehen. Dagmar saß auf einem Schemel am Küchentisch und putzte aufmerksam Karotten, die sie aus einem hellen Spankorb entnahm. Plötzlich sah sie von ihrer Arbeit auf.
    »Guten Morgen, Knut! Du brauchst wirklich nicht so zu schleichen«, fügte sie lächelnd hinzu, »es gibt niemanden den du stören könntest.«
    »Ich weiß, ich weiß«, nickte Knut, »und dennoch scheint bereits der bloße Atem zu stören«, erwiderte er pathetisch.
    Ein helles Lachen erfolgte als Antwort. Rasch schob sie ihre angefangene Arbeit beiseite, wischte ihre Hände am feuchten Tuch ab und sah zu ihm auf. »Einen Moment noch, ich decke gleich im Wohnzimmer den Tisch.«
    »Wozu denn das? Ich bin schließlich kein zahlender Gast. Außerdem bin ich es gewöhnt mich selbst zu bedienen.«
    »Mag ja sein«, blinzelte sie ihm schalkhaft an, »aber das hilft alles nichts, für mich bist du nun mal ein ganz besonders lieber Gast, dem auch eine besondere Aufmerksamkeit gebührt. Deshalb werde ich nicht zulassen, dass du dich selbst bedienst.« Und noch bevor er seinen Widerspruch nachhaltig geltend machen konnte, hatte sie bereits das Tablett mit allem Nötigen gefüllt. »Den Korb dort, mit den frischen Brötchen, den kannst du mitbringen«, zeigte sie in besagte Richtung.
    »Sag bloß, du hast mit dem Frühstück extra auf mich gewartet?«
    »Ja, warum denn nicht! Ich habe so früh sowieso keinen Appetit. Außerdem schmeckt es in Gesellschaft besser, oder etwa nicht?«
    »Doch, schon«, erwiderte Knut. Er langte ordentlich zu und murmelte mit vollem Mund: »Die gute Seeluft macht kolossal hungrig.«
    »Ernst ist in die Stadt gefahren; er wird aber bis Mittag zurück sein.« Sie nahm sich eine der prächtigen Blutorangen von der stets auf dem Tisch stehenden Obstschale und schälte sie schweigend ab.
    Auch Knut kaute schweigend.
    Nach einer Weile fragte seine Schwester wie ganz zufällig: »Findest du, dass Ernst schlecht aussieht?«
    »Schlecht …? Wie meinst du das?«
    »Na ja – eben kränklich …«
    Erstaunen zeigte sich auf seinem Gesicht. »Kränklich …? Ach was, wieso denn? Er sieht doch aus wie immer; wenigstens konnte ich bisher keinerlei Veränderung an ihm feststellen.« Er lachte. »Schließlich ist er nicht mehr der Jüngste. Im Gegenteil, für sein Alter scheint er noch prächtig beieinander zu sein.« Und sie aufmerksamer betrachtend, fügte er fragend hinzu: »Oder was ist los?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nichts ist los. Nein, wirklich nicht – es war nur so ein Gedanke …«
    Knut überlegte. Doch nein, so sehr er sich auch bemühte, aber ihm war nichts aufgefallen. Woher auch? Er kannte seinen Schwager doch kaum. »Weißt du was, liebes Schwesternherz, ich glaube du siehst Gespenster! Dein Mann mag zwar nicht mehr so kräftig wie früher sein, aber kränklich oder gar greisenhaft, dürfte er lang noch nicht sein.«
    Hastig wandte sie ihr gerötetes Gesicht zur Seite und gestand leise: »Wahrscheinlich hast du recht.«
    »Falls tatsächlich etwas sein sollte, würdest du wahrscheinlich die Letzte sein, dieser er es merken lassen würde.«
    Sie antwortete

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