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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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liebte. Ein freudiger Ruck ging durch seinen Körper und trieb ihn mit aufgeregt fuchtelnden Armen vorwärts, die Stufen zur Terrasse hinauf.
    Lena hatte es gleichfalls von ihrem Sitz hochgetrieben. Und nun stand sie da, in ihrer übertrieben steifen Haltung und wusste nicht wie sie sich verhalten sollte.
    Knut aber strahlte und eilte mit ausgebreiteten Armen auf sie zu, um sie ungestüm zu umarmen. Und während er sie fest in den Armen hielt, rief er einmal ums andere mal: »Lena, mein Liebes, wie freue ich mich dich zu sehen!«
    Von der offenen, und wie ihr schien, ehrlichen Herzlichkeit gerührt, trieb es ihr die Tränen in die Augen, so dass sie kein Wort hervorbrachte.
    »Du sagst ja gar nichts, mein Liebes?«, sah er sie besorgt an. »Mein schreckliches Ungestüm hat dich wohl ziemlich erschreckt, wie?«
    »Ach, Knut – es ist so – so sehr lang her – ich weiß auch nicht …«, stammelte sie verschämt.
    »Siehst du, wenn du es nur einsiehst, dass es viel zu lang gedauert hat. Ich bin vor Sorgen fast verrückt geworden. Und erst Ruths Mitteilung, dass du auf unbestimmte Zeit zu deinem Sohn gefahren seist, konnte mich so einigermaßen beruhigen. Was fällt dir aber auch ein, mich derart warten zu lassen? Du hast schließlich gewusst, wie sehr ich mich nach dir sehne?«, sprudelte es in überschwänglicher Freude aus ihm heraus.
    Noch immer unbarmherzig von ihren widersprüchlichen Gefühlen zwischen Wiedersehensfreude und Zweifel hin und hergerissen, wusste sie nicht wie sie sich verhalten sollte; was war wahr und was nicht? Hatte er etwas mit Ruth, oder nicht?
    »Was ist, warum siehst du mich so ungläubig an?«, drängte er.
    »Weil ich mich tatsächlich nur wundern kann! Erstens war ich die ganze Zeit über zu Hause, und Zweitens kann deine Sehnsucht nicht all zu groß gewesen sein, wenn du dich sogleich mit einer anderen tröstest – noch dazu mit meiner besten Freundin.«
    »Oh, ich verstehe …« Er senkte den Blick und es war ihm deutlich anzusehen, wie er nach einer geeigneten Antwort suchte. Mit einem Wort, er war ziemlich sprachlos. Schließlich schüttelte er energisch den Kopf und sagte: »Nein, das kann nicht sein! Das stimmt doch einfach nicht! Außerdem, was soll das heißen, du seist zu Hause gewesen? Ich versteh das alles nicht! Wer von uns beiden …« Plötzlich hielt er inne und sah Lena mit erschrockenen großen Augen an. »Etwa Ruth …?«
    Lena nickte. »Ja, Ruth.«
    Knut ließ sich erschöpft in den nächst besten Sessel fallen und sah schweigend vor sich hin. Aus seinem guten Gesicht waren längst die Spuren von vitaler Lebensfreude gewichen; er wirkte schlaff und sehr müde. Auch wagte er nicht sie anzusehen, so unsicher und elend fühlte er sich.
    Von ängstlicher Unruhe gepackt, zog Lena den rechts von ihr stehenden Hocker zu sich heran und setzte sich dicht neben ihn nieder. Sie legte sanft ihre Hand auf die seine und sagte ohne jeden Pathos: »Ruth mag dich eben, das ist alles.«
    »So …? Und warum dann diese Lüge, denn das war doch eine?«
    Dass er dabei instinktiv nach seinem Herz fasste, beunruhigte Lena einigermaßen, denn sie wusste, dass diese Art von Aufregungen, ungeheuer gefährlich für ihn werden konnte. Und obwohl der Stachel der Verletztheit noch immer unablässig in ihr bohrte, begann allmählich das Mitleid die Oberhand über sie zu gewinnen. Außerdem fühlte sie sich in gewisser Weise mitschuldig – davon sich freizusprechen käme einem Selbstbetrug gleich. Denn sie hätte ja wahrhaftig irgendwann mal eine Nachricht an ihn hinterlassen können – und wenn es nur auf den Anrufbeantworter gewesen wäre, aber nein, sie hatte sich bis über beide Ohren in ihrer Arbeit vergraben; nur um nicht den ersten Schritt tun zu müssen. Ganz behutsam nahm sie seine Hand in die ihren, die inzwischen wieder warm geworden waren und drückte sie zärtlich. »Weißt du, Knut, eine Lüge – ja – aber vielleicht mehr eine Notlüge, da Ruth dich tief und innig in ihr Herz geschlossen hat; das war mir vom ersten Augenblick an klar. Und ich weiß auch, dass sie wie kaum eine andere, unter den plötzlichen Tod ihres Mannes, und der somit aufgezwungenen Einsamkeit, entsetzlich litt.« Über ihre milden Worte selbst am meisten erstaunt, konnte sie sich gar nicht genug wundern. Wieso auf einmal dieser totale Sinneswandel?
    »Was ist das nur für ein Unsinn, den du da redest!«, protestierte er. »Einerseits klagst du Ruth an und andererseits verteidigst du sie auf einer Weise, die

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