Die Ueberbuchte
fast schon paradox klingt. Immerhin hat Ruth auf einer abscheulichen Weise meine Gutgläubigkeit ausgenutzt – denn ich habe ihr bedingungslos geglaubt.«
Lena schmunzelte vielsagend. »Nun, von ihr verwöhnt zu werden, hat dir doch sicherlich gefallen, gib es schon zu!«
»Was willst du jetzt hören, Lena, dass ich mit ihr ein Verhältnis habe oder was?«, fragte er mit einer ungewöhnlichen Kälte, die Lena unmerklich zusammenzucken ließ. Aber dennoch fragte sie ungerührt: »Und? Hast du …?«
»Nein, und nochmals nein!«
»Und das soll ich dir glauben, wo Ruth fast eine Woche bei dir war? Du hältst mich wirklich für reichlich naiv.«
»Ach, sieh mal einer an«, funkelte er sie wütend an, »das lässt ja tief blicken!« Er schnaufte. »Außerdem, woher weißt du eigentlich, dass mich Ruth besucht hat, wenn nicht von ihr selbst? Also bitteschön, was soll dann diese Komödie?«
»Ich weiß es von deiner Schwester. Schließlich komme ich gerade von ihr.«
Knut fuhr verblüfft herum, sein Mund stand leicht offen. »Was, etwa von Dagmar …?« Er fasste sich verwirrt an den Kopf. »Entschuldige, aber nun versteh ich rein gar nichts mehr! Würdest du vielleicht mal die Güte haben, um mir das näher zu erläutern!«
»Du meine Güte, ich wusste noch gar nicht wie böse du dreinschauen kannst, wenn du wie eben jetzt, völlig aus dem Häuschen bist – direkt zum Fürchten!«
»Lenk bitte nicht ab!«, erwiderte er schroff.
»Nun gut.« Sie lehnte sich zurück, überlegte einen Augenblick, um dann mit einem Stoßseufzer fortzufahren: »Dagmar war es, die mich eines Tages angerufen hat, um mich zu einem gegenseitigen Kennenlernen nach Sylt einzuladen. Da ich in der letzten Zeit viel zu viel gearbeitet habe, und von dir weit und breit nichts zu hören war, nahm ich diese Einladung, wenn auch mit einem gewissen Unbehagen, dankbar an. Was deine Schwester in Wahrheit mit diesem Besuch bezweckte, erfuhr ich dann auch sehr bald. Übrigens, damit du nicht gleich wieder vor Zorn rot anläufst«, wies sie seinen versuchten Einspruch mit einer energischen Handbewegung zurück, »Dagmar, sowie auch Ernst, sind prächtige, ganz wunderbare Menschen. Nun aber zurück zu dem eigentlichen, vorwiegend uns betreffenden Gegebenheiten; Dagmar wollte lediglich verhindern, dass du eventuell die falsche Frau wählen könntest – das war alles.«
»Natürlich, das sieht meiner lieben Schwester wieder einmal ähnlich!«, knurrte er. »Sie hat ja auch nie begreifen können, wie ein Mann in meinem Alter noch immer allein leben konnte. Für sie eine eher widernatürliche Tatsache.« Bei diesen Worten zumindest, hatte sich sein Gesicht aufgehellt und er lächelte sogar wieder, wenn auch noch etwas zaghaft. »Meine Schwester also …«, wiederholte er kopfschüttelnd. »Was für ein Kindskopf aber auch«, fügte er fast zärtlich hinzu, »als ob ich nicht selbst in der Lage wäre mir eine Frau auszusuchen.«
»Auch wenn du nun über die Zusammenhänge Bescheid weißt, vermisse ich dennoch deine klare Antwort was Ruth betrifft …«
»Wieso, ich habe mich doch klar und deutlich ausgedrückt! Ruth war bei mir, sie hat mich gepflegt und versorgt, wie du es besser auch nicht hättest tun können – das war alles. »Ach so«, er lachte übertrieben laut auf, »nein nein, nicht was du denkst – ich war viel zu schwach dazu.«
Fast hätte Lena gefragt: Und wenn du nicht krank gewesen wärst? besann sich aber noch rechtzeitig eines Besseren und sagte: »Dagmar hat mir erzählt, du hättest einen Kreislaufzusammenbruch gehabt; ist das denn nicht sehr gefährlich in deinem Beruf?«
»Und ob«, lächelte Knut müde. »Stell dir vor, mir wäre das irgendwo in den Bergen, auf einer der berüchtigten Hochalpenstraße passiert – nicht auszudenken das Ganze.« Angesichts dieser Vorstellung, lief ihn anscheinend ein kalter Schauer über den Rücken, da es ihn leicht schüttelte.
»Wahrhaftig, das hätte verdammt bös ausgehen können!« Sie musterte ihn besorgt. »Wie hat sich das eigentlich bemerkbar gemacht?«
Knut zuckte verächtlich die Schultern. »Wie das halt so geht, ich fühlte mich seit Tagen schon nicht sonderlich wohl – ich schob es vorerst auf die anhaltende Schwüle, bis ich aber auf der Heimfahrt spürte, es musste mehr sein. Mir wurde es regelrecht schlecht, Schweißausbruch, Atemnot, und das Herz schlug unregelmäßig, so wie es diesem Ding gerade passte. Mit einem Wort, ich fühlte mich beschissen!«
Er warf einen
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