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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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Gesagte geflissentlich überhörend, fragte Lena: »Möchten Sie auch einen Kaffee trinken?«
    »O ja, sehr gern sogar«, lächelte Franziska zum ersten Mal überraschend freundlich, so dass Lena sie erstaunt ansah.
    Eben wieder entluden sich ein mörderischer Kracher, der Franziska zusammenzucken ließ. Sie kauerte sich in die äußerste Ecke der Couch, um vor dem direkten Anblick des Blitzes verschont zu bleiben. »Schrecklich, hört denn das heute gar nicht mehr auf?!«, lamentierte sie in kindlicher Hilflosigkeit.
    Normalerweise konnte sich Lena für ein Gewitter auch nicht sonderlich erwärmen – das Unbehagen war daher unübersehbar. Nur, angesichts Franziskas extremer Angst, wurde es ihr zum Bedürfnis die Mutige zu mimen.
    Endlich wurde es wieder heller, so dass Blitz und Donner in größeren Abständen folgten. Nur der Regen, der prasselte in unverminderter Heftigkeit hernieder. Und trotz Franziskas anfänglichen Protest, öffnete Lena die Balkontür weit, um die angenehm gereinigte Luft hereinzulassen.
    »Es ist einfach furchtbar, diese kindische Angst vor dem Gewitter – aber ich komme einfach nicht dagegen an«, gestand Franziska.
    Lena lächelte vage und goss sich einen zweiten Kaffee ein. »Sie auch …?«, sah sie Franziska fragend an.
    »Nein, danke!«, antwortete diese.
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, so dass nur der niederprasselnde Regen zu hören war.
    »Dann werden Sie sicherlich in absehbarer Zeit zu Knut ziehen?«, fragte Franziska aus dem Schweigen heraus.
    »Nein – das werde ich nicht«, hörte sich Lena schroff sagen, da sie diese ständig wiederkehrende Frage allmählich ganz gewaltig ärgerte.
    »Ach …? Und warum nicht? Knut ist doch für Ihre Verhältnisse eine gute Partie?«
    »Wer sagt denn, dass ich auf eine gute Partie aus bin?«, erwiderte Lena ungewollt scharf.
    »Tun Sie doch nicht so, als wenn das gar zu abwegig wäre«, lächelte Franziska verächtlich. »Gott, Sie wären die Erste, die nicht scharf auf einen gutsituierten Wessi wäre.« Sie warf den Kopf in den Nacken und ihre schönen dunklen Augen, mit den seidig langen Wimpern, funkelten sie zornig an: »Ich weiß wovon ich rede …! Das kann ich Ihnen sagen!« Und etwas leiser: »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
    Lena stellte sich unwissend und fragte: »Wem …? Mich etwa?«
    »Unsinn, Sie doch nicht!« Sie kämpfte ganz offensichtlich mit dem Bedürfnis sich anzuvertrauen, oder aber sich dem Trotz hinzugeben.
    Unter diesen Umständen konnte es sich Lena natürlich nicht verkneifen um nachzuhaken. »Und wenn ich schon nicht – wer denn dann?«
    »Ach«, winkte Franziska abfällig ab, »eine Frau halt …«
    »Wie, etwa eine aus dem Osten?«
    »Natürlich, was denn sonst! Schließlich reden wir doch von nichts anderem …!«
    Kopfschüttelnd erwiderte Lena: »Es tut mir leid, aber ich verstehe noch immer nicht was Sie meinen - denn das würde ja heißen, Sie wären im Osten gewesen?«
    »Naja, na endlich haben auch Sie es kapiert!«, erwiderte Franziska schnippisch.
    »Es können schließlich nicht alle so intelligent wie Sie sein«, konterte Lena mit beißenden Spott.
    Das half. Franziska ließ die Schultern sinken und um ihre Mundwinkel zuckte es bedenklich.
    Lena, die aus den Augenwinkeln heraus jede Veränderung in Franziskas Gesicht beobachtet hatte, blieb nichts anderes übrig als mitleidig festzustellen; also auch nur ein sehr durchschnittliches Menschenkind, welches Eifersucht mit verletzter Eitelkeit verwechselte.
    Plötzlich brach es aus Franziska heraus: »Mein Mann hat ein Verhältnis! Noch dazu mit einer Ostdeutschen, die ihn wie einen leibhaften Gott anhimmelt, ihm vielleicht sogar ganz und gar hörig ist! Eine, die wahrscheinlich die einmalige Chance in ihrem beschränkten Leben wittert. O ja, so etwas mögen die Männer, angehimmelt, vergöttert zu werden!« Sie konnte sich gar nicht wieder beruhigen.
    Von Franziskas offener Verachtung, ja Hass, zu tiefst angewidert, konnte sich Lena kaum noch zur Ruhe zwingen. Auch wenn sie genau wusste, dass Eifersucht sehr weh tun konnte, zumal bei einer so verwöhnten, schönen Frau, so konnte sie dennoch kein Verständnis für die ganz offensichtlich unkontrollierten, abfälligen Worte aufbringen. Daher nahm ihre Stimme einen weitaus härteren Klang an, als sie beabsichtigt hatte: »Egal welche Erfahrung Sie auch gemacht haben sollten, so kann ich dennoch nicht glauben, ja es mir nicht einmal vorstellen, dass sich Ihr Mann auf ein derartig

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