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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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unkonzentriert wie er heute war, hatte das gar nicht richtig mitbekommen. Unwillkürlich legte er einen Schritt zu.
    Sobald er sein Auto erreicht hatte, sah er die Unterlagen durch. Natürlich, genau wie er vermutet hatte, die Orte, die er anzusteuern hatte, kannte er weder dem Namen nach, noch wusste er zu welchem Bundesland sie gehörten. Aber hatte der besagte Kollege nicht einmal erwähnt, dass er die Sachsenroute – oder war es doch Thüringen? Na ja, das war nun auch schon egal.
    Obwohl er sich fest vorgenommen hatte, seinen Bruder nichts von dieser seltsamen Misere zu erzählen, klopfte es just in diesen Moment an seiner Tür – es war Arne.
    »Entschuldige, wenn ich dich gleich nach deiner Rückkehr überfalle, aber Dagmar hat vor ungefähr einer Stunde angerufen; du möchtest sie bitte im Laufe des Abends zurückrufen.«
    »So so …« Er sah Arne unsicher fragend an. »Ist etwa was mit Mutter?«
    »Nein, das glaube ich nicht, denn dann hätte sie es mir gesagt.«
    »Ach ja, natürlich.« Er atmete erleichtert auf.
    Arne zeigte auf die auf dem Tisch ausgebreitete Autokarte. »Wohl deine Reiseroute, wie?«
    »Ja, es geht wieder los«, bemerkte er einsilbig.
    »Aber sag mal«, blickt Arne etwas interessierter auf die Karte, »das ist doch …?«
    »Nun ja, ich habe es mir schließlich nicht ausgesucht.«
    Obwohl Arne sichtbar mit dem Lachen kämpfte, sagte er dennoch verhältnismäßig ernst: »Gott, du Ärmster aber auch.«
    Knut funkelte ihn wütend an. »Tu doch bloß nicht so scheinheilig, ich sehe doch wie dich das amüsiert!«
    »Na und? Dann amüsiert es mich halt.« Und wesentlich drängender fügte er hinzu: »Meinst du nicht, dass wir uns recht kindisch aufführen?«
    »Und wenn schon! Aber mich gleich strafversetzen, und nur weil ich einmal längere Zeit krank war, ist schon ziemlich hart, das musst doch sogar du zugeben?«
    In Arnes Gesicht arbeitete es verdächtig und er sah finster drein, als er mit mühsam beherrschter Stimme sagte: »Knut, jetzt reicht es aber! Auch wenn wir keine gebürtigen Deutschen sind, so hatte dich das bisher aber nicht gestört. Im Gegenteil, du gehst bei passender Gelegenheit sogar sehr großzügig damit um.« Und im Zorn derart gesteigert, hob er drohend den Finger. »Bitte, Knut, dieses hässliche Wort ›Strafversetzung‹ möchte ich in diesem Zusammenhang nie wieder von dir hören, hast du verstanden?!«
    »Ist ja schon gut, ich habe ja begriffen!«, hob Knut ergeben beide Hände und murmelte leise vor sich hin: »Empfindlich wie eine Mimose.«
    »Das, mein Lieber«, erwiderte Arne frostig, »hat absolut nichts Mimosenhaftes an sich; es hat vielmehr etwas mit Respekt, mit Achtung und letztendlich mit Toleranz zu tun. Denn was du da so von dir gibst, ist nicht nur beschämend, es tut zu allen Überfluss auch noch weh. Wie kommst du nur zu einer solchen konfusen Meinung? Woher hast du die? Gibt es dafür vielleicht einen plausiblen Grund?«
    »Nein, natürlich nicht.« Knut sah zu Boden, hob aber gleich wieder den Kopf und sah ihn vorwurfsvoll an. »Ich weiß gar nicht was du hast, mich hat das alles nur nicht interessiert und daran hat sich bis zum heutigen Tag auch nichts geändert – das ist alles. Daran wird, nehme ich zumindest stark an, auch meine neue Reiseroute nichts ändern können. Warum auch …?« Er ging einige Schritte auf seinen Bruder zu, blieb dann unmittelbar vor ihm stehen und sah ihn nachdenklich an: »Egal ob du es nun wahrhaben willst oder nicht; die Menschen im Osten sind schon …« Er brach hastig ab, denn der bedrohliche Gesichtsausdruck seines Bruders gestatte kein Weiterreden.
    Seinen Bruder fest ansehend, sagte Arne: »Tu mir den einen Gefallen und sprich nicht weiter, es könnte dir sonst eines Tages leidtun. Am besten du vergisst, wenigstens auf dieser ersten Fahrt, deine konfusen Vorurteile, schon um deiner eigenen Erfahrung willen. Also alles Gute!«, streckte er Knut die Hand entgegen.
    »Wenn du meinst«, nickte Knut, und drückte nur leicht die dargereichte Hand.

2. Fataler Platzmangel
    Nicht gerade Zuversicht oder gar Ferienstimmung verbreitend, betrat Knut am frühen Morgen sächsisches Gebiet. Etwas genauer ausgedrückt, Leipzig, die Messestadt in den neuen Bundesländern.
    Eigentlich war alles neu für ihn. Selbst der Flug zum Einsatzort. Diese Zweigstelle in Leipzig hatte man bereits vor zwei Jahren gegründet, sollte aber in diesem Jahr wieder aufgelöst werden.
    Er nahm ein Taxi und gab die auf einem schlecht

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