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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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größeren Vogels über ihnen, ließ sie erschrocken zum Himmel schauen.
    Lena lachte lautlos und murmelte: »Er hat die Schwäche bemerkt …«
    »Was ist?«, fragte Knut.
    »Nichts – gar nichts …«
    Er legte beide Hände auf ihre Schultern und sah sie forschend an. »Bitte, Lena, ich möchte dich zu gern wiedersehen – gib mir eine Chance, bitte!«
    Den Blick zur Seite gewandt, antwortete sie nicht sofort. Sie ließ sich Zeit, viel Zeit, bevor sie sich ihn mit nachdenklich zusammengezogenen Augenbrauen wieder zuwendete. »Gut, dann lass es mich wissen, wann du wieder in Leipzig bist.«
    »Danke, vielen Dank!«, drückte er sie tieferfreut an sich. Er fasste in seine Jackentasche und überreichste ihr seine Visitenkarte. »Hier, bewahre die gut auf, damit du mich immer und überall erreichen kannst.«
    »Trotzdem«, sie wiegte bedenkend den Kopf hin und her, »Auch wenn ich dich sehr gern wiedersehen möchte, bitte, Knut, das wir uns nicht falsch verstehen; es muss absolut nichts bedeuten, aber auch gar nichts.«
    Doch er sah sie nur an. Mit Augen, die so voller Zuversicht und Zärtlichkeit waren, so dass sich ihr Herz beklommen zusammenzog. Und sie ahnte bereits, dass es nicht leicht werden würde sich diesem Gefühl zu entziehen. Aber was auch kommen mochte, ihre heißerkämpfte Eigenständigkeit wollte sie nie und nimmer aufgeben – auch nicht für den verlockendsten Hauch von menschlicher Wärme und köstlicher Geborgenheit. Nein, nicht noch einmal …
    Knut schob seinen Arm unter den ihren. »Ich glaube, es wird höchste Zeit für uns – das Frühstück wartet.«
    Kaum waren sie hinter der Wegbiegung hervorgetreten, als einige Mitreisende mit wedelnden Händen, ihnen ein freundliches »guten Morgen« zuriefen. Sie verweilten noch kurz bei einem lebhaften Gespräch, bevor sie sich alle gemeinsam auf den Weg zum Hotel begaben.
    Später, als alle in den Bus eingestiegen waren und Lena wie immer als Letzte gefolgt war, wagte sie ihn, aus der Befürchtung heraus, Knut könnte ihre Trauer bemerken, nicht anzusehen. Sie machte sich vielmehr an ihrer Tasche zu schaffen, an der es eigentlich nichts zu schaffen gab. Doch sie wollte Zeit gewinnen, Zeit für ihre abschiedsbedingte Niedergeschlagenheit. Sie wusste aber, es würde vorübergehen – sehr bald sogar. Zumindest war sie froh darüber, dass Knut vom lebhaften Verkehr voll in Anspruch genommen wurde.
    Die überwiegende Schläfrigkeit vom Vortag, schien am heutigen Tag wie weggeblasen zu sein. Es herrschte eine direkt ausgelassene, freudige Stimmung. Und als Knut noch für eine zünftige Musik sorgte, schwoll die gute Stimmung noch an.
    »Ich wusste gar nicht, dass ihr Ostdeutschen so temperamentvoll sein könnt«, bekannte Knut.
    »Hast du denn überhaupt etwas von uns gewusst?«
    Er lachte. »Nein, eigentlich nicht.«
    »Siehst du, genau das dachte ich mir.«
    »Was aber jetzt ganz anders ist – immerhin kenne ich dich.«
    »Gott, wie armselig!«
    »Nun, besser als nichts«, erwiderte er. Er holte plötzlich tief Luft, als gelte es etwas besonders Schwerwiegendes zu sagen. »Weißt du, Lena, ich wollte dich eigentlich schon immer mal fragen: warum unterhältst du dich überwiegend nur mit Männern?«
    »Ich …? Wie kommst du denn auf so etwas?« Doch sie stockte einen Augenblick und überlegte mit nach vorn geneigten Kopf. Sie lächelte. »Hm, tatsächlich, jetzt wo du es sagst, muss ich zugeben, dass das gar nicht so falsch ist. Oder sagen wir mal so, es hatte sich lediglich so ergeben, ebenso gut hätten es Frauen sein können.«
    »Und das soll ich dir glauben?«
    »Du bist vielleicht gut«, empörte sich Lena, »weshalb sollte das wohl nicht so sein?«
    »Was weiß ich«, zuckte er vage die Schultern.
    »Nun, wenn du schon derartige Feststellungen triffst, so macht mich das schon einigermaßen stutzig; und ich muss der Ehrlichkeit halber bekennen, dass an deiner Feststellung tatsächlich etwas Wahres dran ist; denn ich arbeite nicht nur lieber mit den Männern, ich Unterhalte mich auch lieber mit ihnen.«
    »Donnerwetter, das gibst du also zu?!«
    »Ja, warum denn nicht? Ich kann nur wiederholen, ich habe immer viel lieber mit Männer als mit Frauen gearbeitet, und zwar aus folgenden Gründen; ein Mann ist weniger absolut, kompromissbereiter und vor allem nicht so streit – und klatschsüchtig wie eine Frau.« Sie erhob warnend den Finger. »Wohlbemerkt, das sind lediglich meine Empfindungen.«
    »Donnerwetter!«, wiederholte er und klopfte sich

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