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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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sattgetrunken hatten, weil der kalte Regen ihren Sonnenbrand und die Blasen auf der Haut kühlte, weil es ihnen gelungen war, soviel von dem Regen aufzufangen, daß sich in dem Frischwassertank wieder mehr als fünfzehn Liter Trinkwasser befanden. Sie waren glücklich, weil das Rettungsboot, vorwärtsgetrieben von der drängenden Brise, bereits eine ganze Anzahl der Meilen zurückgelegt hatte, die sich zwischen der Stelle, wo sie in der Flaute gelegen hatten, bis zu der Küste des westlichen Java erstreckten. Und sie waren über jede Erwartung glücklich, da die Rettung winkte, da doch noch Wunder geschahen und die schlimmen Tage endlich vorüber waren.
    Wie immer war es McKinnon, der es als erster gesehen hatte, als weit hinten die Regenschleier aufrissen: ein langgestrecktes, niedriges Etwas, rund zwei Meilen von ihnen entfernt. Sie hatten keinen Grund, auf irgend etwas anderes gefaßt zu sein als auf das Schlimmste. Innerhalb von Sekunden hatten sie die zerfetzten Segel geborgen, den Bolzen aus der Mastklampe herausgeschlagen, den Mast aus der Ducht gehoben und unten im Boot verstaut, so daß es selbst auf kurze Entfernung nichts anderes zu sein schien als ein unbemanntes, treibendes Rettungsboot, kaum zu sehen in den Schleiern der Regenböen. Und doch hatte man sie gesehen. Das langgestreckte graue Gebilde hatte seinen Kurs geändert, hatte abgedreht in die Richtung, in der sie trieben; und jetzt konnten sie ihrem Schöpfer nur danken, daß es seinen Kurs geändert hatte, und den scharfäugigen Ausguck preisen, der das Unmögliche möglich gemacht und ihr kleines graues Boot vor dem riesigen grauen Hintergrund ausgemacht hatte.
    Nicolson hatte als erster mit ungläubigem Staunen den Bootstyp identifiziert, und dann hatten auch Findhorn, McKinnon, Vannier, Evans und Walters erkannt, was es war. Es war nicht das erstemal, daß sie ein solches Fahrzeug sahen; irgendein Zweifel war nicht möglich. Es war ein Motortorpedoboot der US-Navy. Diese Boote der amerikanischen Marine konnte man mit keinem anderen Fahrzeug verwechseln. Der geschwungene Bug, der einundzwanzig Meter lange Rumpf, angetrieben von drei starken Schnellbootmotoren, die Torpedorohre und die Fla-Waffen waren unverkennbar. Das Fahrzeug hatte keine Flagge gesetzt. Doch eben jetzt – als sollte der letzte Zweifel beseitigt werden, den sie etwa hinsichtlich der Nationalität noch haben mochten – hißte ein Matrose an Bord des Torpedobootes eine große Flagge, die sich entrollte und steif im Fahrtwind stand. Das Fahrzeug näherte sich mit einer Geschwindigkeit von über dreißig Knoten. Sein Bug schnitt scharf durch das Wasser und ließ es zu beiden Seiten in hohen weißen Wellen achteraus laufen. Selbst in der zunehmenden Dämmerung war die Flagge ebensowenig zu verkennen wie der Fahrzeugtyp; es dürfte kaum eine andere Flagge geben, die mit solcher Leichtigkeit zu identifizieren ist wie das Sternenbanner.
    In dem Rettungsboot saßen jetzt alle aufrecht, und einer oder zwei standen und winkten dem Torpedoboot zu. An Bord des Motortorpedoboots winkten zwei Leute zurück, einer von der Brücke, der andere vom Vorschiff. Die Insassen des Rettungsbootes waren schon dabei, ihr kümmerliches Bündel zu schnüren, um sich an Bord des amerikanischen Fahrzeugs zu begeben. Miss Plenderleith steckte sich gerade ihre Hutnadeln fester ins Haar, als das Torpedoboot plötzlich seine Fahrt verminderte, die Schrauben rückwärts schlagen ließ und langsam längsseits ging, kaum einen Meter von dem Rettungsboot entfernt, das neben dem Torpedoboot wie ein Zwerg wirkte. Noch ehe das Fahrzeug gänzlich gestoppt hatte, kamen zwei Leinen durch die Luft und fielen genau vorn und achtern in das Rettungsboot. Das ganze Manöver erfolgte mit einer Präzision, die ein deutliches Zeichen für eine glänzend eingespielte Besatzung war. Und dann lagen beide Fahrzeuge Seite an Seite, und Nicolson hatte die eine Hand auf die Bordwand des Torpedoboots gelegt und die andere erhoben, um einen kleinen, ziemlich untersetzten Mann zu begrüßen, der soeben an Deck erschienen war.
    »Hallo!« Nicolson grinste von einem Ohr bis zum andern und streckte die Hand zum Gruße aus. »Bruder im Herrn, was sind wir froh, euch zu sehen!«
    »Was meinen Sie, wie froh wir erst sind, Sie zu sehen.« In dem sonnenverbrannten Gesicht des Mannes blitzten die weißen Zähne, dann machte er eine kaum sichtbare Bewegung mit der Linken, und plötzlich waren die drei Matrosen, die neben ihm an Deck standen,

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