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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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war unvorstellbar, daß es menschlichen Wesen möglich gewesen sein sollte, die verheerende Hitze zu überleben, die das Metall hatte schmelzen lassen, diesen verheerenden Brand, der aus der Kerry Dancer ein verkohltes, ausgestorbenes Wrack gemacht hatte, das langsam, unmerklich nach Südwest trieb, in Richtung auf die Abang-Straße und das ferne Sumatra. Und es war auch in der Tat nichts Lebendes zu entdecken auf dem, was von den Decks der Kerry Dancer übriggeblieben war, nirgends eine Spur von Leben, weder über Deck noch unter Deck. Ein verlassenes Skelett, ein abgetakeltes Wrack, auf dem Chinesischen Meer treibend … Doch es lebten noch immer dreiundzwanzig Menschen in den achteren Aufbauten der Kerry Dancer.
    Dreiundzwanzig Überlebende – von denen einige freilich nicht mehr lange zu leben hatten. Das waren die Schwerverwundeten auf den Tragbahren, die dem Tode schon sehr nahe gewesen waren, noch ehe das Schiff aus Singapur ausgelaufen war, und jetzt hatte der Luftdruck der krepierenden Bomben und die atemberaubende Hitze des Brandes, der erst dort haltgemacht hatte, wo es zum Achterdeck hinunterging, bei den meisten von ihnen das letzte Restchen Lebenskraft zerstört und die dunkle Schale der Waage sinken lassen. Vielleicht wäre noch Hoffnung für sie gewesen, eine letzte vage Hoffnung, wenn man sie rechtzeitig aus der erstickenden Hitze herausschaffen und in die Boote hätte bringen können. Doch das war nicht möglich gewesen. Wenige Sekunden, nachdem die erste Bombe gefallen war, hatte jemand von außen mit einem Hammer die acht Riegel zugeschlagen, die die einzige Tür, durch die man Zugang zum Oberdeck hatte, wasserdicht abschlossen.
    Durch diese vom Rauch geschwärzte Tür drang von Zeit zu Zeit der Schrei eines Mannes, kein Schrei des Schmerzes, sondern der quälenden Erinnerung, die ein verdunkeltes Bewußtsein durchzuckte; es war auch das Stöhnen anderer schwerverwundeter Männer zu hören, und auch sie stöhnten nicht vor Schmerz; die eurasische Krankenschwester hatte alle erforderlichen schmerzstillenden Drogen und Beruhigungsmittel bei sich, und was zu hören war, das war nur das schwache, bewußtlose Stöhnen von Sterbenden. Hin und wieder war die Stimme einer Frau zu hören, besänftigend, tröstend, deren sanftes Geräusch gelegentlich unterbrochen wurde von dem tiefen, wütenden Gebrumm eines Mannes. Meist aber war nur das leise Gemurmel kranker Männer zu hören und, ganz gelegentlich, die zitternden Atemzüge eines kleinen Kindes, das einsam und verzweifelt vor sich hinschluchzte.
    Die Dämmerung kam, die kurze Dämmerung der Tropen, und das Meer war bis zum Horizont weiß wie Milch. Nicht in der Nähe – da war es grün und weiß, hohe, steile Wände mit grünen Flanken, streifig überzogen vom Schaum, den der Wind von den Kämmen blies, Wogen, die sich brachen in einem tobenden, kochenden Kessel, in einem phosphoreszierenden Strudel, die mit weißlichem Gischt über das niedrige, breite Deck der Viroma spülten und Lukendeckel, Rohrleitungen und Ventile unter sich begruben, ja, zuweilen sogar die Laufstege überspülten, die acht Fuß hoch über Deck von vorn nach achtern führten. Doch weiter hinten, soweit das Auge in der sinkenden Dämmerung reichte, war nichts zu sehen als das unheimliche, weißliche Glänzen der vom Wind verwehten Schaumkämme.
    Schlingernd und stampfend bewegte sich die Viroma durch den Sturm nach Norden. Sie erschauerte jedesmal, wenn ihr Bug krachend in ein Wellental schlug, und dann lief ein Zittern durch jeden Zentimeter des 138 Meter langen Rumpfes, während der Bug sich wieder hob und sich vom Druck der weißen Wasserkaskaden freikämpfte.
    Oben auf der Brücke, auf Steuerbordseite, stand Kapitän Findhorn, in Ölzeug verpackt, hinter die Schutzwand aus Segeltuch geduckt, die kaum einen Schutz gewährte, die Augen gegen den peitschenden Regen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, und starrte hinaus in die zunehmende Dämmerung. Sein rundliches Gesicht schien so beherrscht, so unbeteiligt wie immer, und doch machte er sich Sorgen, schwere Sorgen sogar, wenn auch nicht des Sturmes wegen. Das heftige Stampfen der Viroma, das schwere Aufschlagen, das Erzittern des Rumpfes, wenn der Bug bis über die Ankerklüsen in einer massiven Sturzsee verschwand, hätte jeder Landratte Angst und Schrecken eingejagt – Kapitän Findhorn nahm es kaum zur Kenntnis. Ein vollbeladener, tiefliegender Tanker verfügt über eine sehr große Stabilität, da der Schwerpunkt

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