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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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nicht: die nächste Insel liegt wenigstens sechs Meilen von hier in südwestlicher Richtung, und dieses Licht ist nicht weiter als zwei Meilen entfernt.«
    Findhorn ging zur Tür des Ruderhauses, befahl halbe Fahrt und kam dann wieder zurück. »Machen Sie weiter«, sagte er zu Nicolson.
    »Es könnte ein japanisches Kriegsschiff sein – ein Zerstörer; doch auch das ist es nicht: nur Selbstmordkandidaten wie wir bleiben im Zentrum eines Taifuns, statt sich eiligst aus dem Staub zu machen und einen sicheren Schlupfwinkel zu suchen – und außerdem, jeder einigermaßen vernünftige Kommandant eines Zerstörers würde sich durch nichts verraten, bis er uns aus nächster Nähe mit seinen Schweinwerfern fassen kann.«
    Findhorn nickte. »Genau dieselben Überlegungen würde ich auch anstellen. Aber was meinen Sie, was es nun wirklich ist? Da, sehen Sie, schon wieder!«
    »Ja, und diesmal noch näher. Es stimmt also, macht keine Fahrt … Könnte ein U-Boot sein, das uns mit seinem Horchgerät als dicken Brocken ausmacht, sich aber nicht ganz klar ist über unseren Kurs und unsere Geschwindigkeit, und uns nun dazu verleiten möchte, auf sein Blinkzeichen zu antworten, damit es ein Ziel hat für seine Aale.«
    »Klingt nicht, als ob Sie selbst sehr davon überzeugt wären.«
    »Jedenfalls bin ich nicht beunruhigt. Bei einem Wetter wie heute nacht stampft jedes U-Boot so sehr, daß es nicht einmal die Queen Mary auf hundert Meter treffen würde.«
    »Ganz Ihrer Meinung. Wahrscheinlich ist es das, was für jeden, der nicht so mißtrauisch ist wie wir, von vornherein klar wäre: jemand in Seenot – ein offenes Boot oder ein kleineres Fahrzeug, das dringend der Hilfe bedarf. Aber wir können nichts riskieren. Geben Sie Befehl durch an alles, was schießen kann; sagen Sie den Männern, sie sollten dieses Licht dort aufs Korn nehmen und den Finger am Abzug halten. Und schicken Sie mir Vannier herauf. Anweisung für den Maschinenraum: keine Fahrt.«
    »Sehr wohl, Sir.« Nicolson ging hinein in das Ruderhaus, und Findhorn hob erneut das Glas an die Augen, dann brummte er ärgerlich, als ihn jemand an den Ellbogen stieß. Er setzte das Glas ab, drehte den Kopf zur Seite und wußte, wer es war, noch ehe der Mann ein Wort gesagt hatte. Selbst hier im Freien war die Whiskyfahne geradezu überwältigend.
    »Was zum Teufel ist hier los, Kapitän?« Farnholme war aufgebracht und wütend. »Was soll der ganze Unfug? Diese verdammte Sirene hätte mir bald das Trommelfell gesprengt.«
    »Tut mir leid, Brigadier.« Findhorns Stimme war beherrscht, höflich und unbeteiligt. »Unser Signal für Alarmbereitschaft. Wir haben ein verdächtiges Licht gesichtet. Kann möglicherweise Ärger bedeuten.« Seine Stimme wurde um eine Nuance schärfer. »Und ich muß Sie leider bitten, hier zu verschwinden. Niemand darf ohne Erlaubnis die Brücke betreten.«
    »Was?« Farnholme sprach wie jemand, dem man zumutete, das Unbegreifliche zu begreifen. »Sie wollen doch wohl nicht sagen, daß das auch für mich gelten soll?«
    »Genau das. Bedaure.« Der Regen wurde jetzt heftiger, die dicken Tropfen trommelten auf seine Schultern, daß er durch das Regenzeug hindurch ihr Gewicht spüren konnte; es war unvermeidlich, daß er wieder einmal bis auf die Haut naß werden würde, und die Aussicht entzückte ihn nicht sonderlich. »Ich muß Sie bitten, nach unten zu gehen, Brigadier.«
    Farnholme erhob keinen Protest, seltsamerweise. Er sagte überhaupt nichts, sondern machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Dunkelheit. Findhorn hätte wetten mögen, daß er nicht nach unten gegangen war, sondern in der Dunkelheit an der Achterseite des Steuerhauses stand. An sich war Platz genug auf der Brücke. Aber Findhorn hatte es nicht gern, daß ihm jemand über die Schulter sah, wenn es galt, rasch zu handeln und schnelle Entschlüsse zu fassen.
    Während Findhorn das Glas hob, kam das Lichtzeichen schon wieder näher, diesmal noch näher, viel näher, aber schwächer – die Batterie der Taschenlampe schien zu Ende zu gehen. Und doch waren die Zeichen hell genug, um das, was geblinkt wurde, deutlich lesbar zu machen: es waren nicht die gleichbleibenden Signale der letzten Minuten, sondern unverkennbar ein SOS, drei kurz, drei lang, drei kurz, das internationale Seenotzeichen.
    »Sie hatten mich rufen lassen, Sir?«
    Findhorn ließ das Glas sinken und sah sich um. »Ach, Sie sind es, Vannier. Tut mir leid, daß ich Sie in diesem Sauwetter auf die Brücke

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