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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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schwarz vor der untergehenden Sonne, unterbrachen den roten Glanz des Wassers. Links davon, ein kleines Stück nach Steuerbord und etwa vier Meilen in südwestlicher Richtung von ihnen entfernt, begann eine niedrige, langgestreckte Insel unmerklich über die stille Oberfläche des Meeres emporzusteigen.
    Kurze Zeit, nachdem sie diese größere Insel gesichtet hatten, bemerkten sie, daß das Wasserflugzeug an Höhe verlor und sich in östlicher Richtung entfernte. Vannier sah mit hoffnungsvoller Miene zu Nicolson hin.
    »Der Wachhund macht Feierabend, meinen Sie nicht auch, Sir? Will wahrscheinlich nach Haus und zu Bett.«
    »Leider nein, Vannier.« Nicolson zeigte mit dem Kopf in die Richtung des sich entfernenden Flugzeugs. »Da ist Hunderte von Meilen weit nichts als Wasser, und dann kommt Borneo – und das ist nicht die Gegend, wo dieser Bursche zu Hause ist. Er hat einen guten Freund gesichtet, hundert zu eins!« Er sah zu dem Kapitän hin. »Was meinen Sie, Sir?«
    »Sie haben wahrscheinlich wieder einmal recht, hol Sie der Teufel.« Findhorns Lächeln nahm seinen Worten alles Beleidigende, doch dann erstarb das Lächeln langsam auf seinem Gesicht, und seine Augen verfinsterten sich, als das Wasserflugzeug in einiger Entfernung in der Höhe von rund dreihundert Metern zu kreisen begann. »Sie haben recht, Mister Nicolson«, sagte er leise. Mühsam und unter Schmerzen drehte er sich auf seinem Sitz herum und starrte voraus. »Was würden Sie sagen, wie weit diese Insel dort entfernt ist?«
    »Zweiundeinhalbe Meile, Sir – oder auch drei.«
    »Eher drei.« Findhorn wandte den Kopf, sah Willoughby an und zeigte auf den Motor. »Können Sie aus Ihrer Nähmaschine da noch ein bißchen mehr herausholen, Zweiter?«
    »Noch einen Knoten, Sir, wenn ich Glück habe.« Willoughby legte die Hand auf die Leine, die nach hinten zu Sirans Boot ging. »Und wenn ich das da kappe, zwei Knoten.«
    »Führen Sie mich nicht in Versuchung, Zweiter. Holen Sie aus dem Motor heraus, was er hergibt, ja?« Er winkte Nicolson heran, der die Ruderpinne Vannier übergab und zu dem Kapitän hinüberging. »Worauf tippen Sie, Jonny?« fragte Findhorn leise.
    »Wie meinen Sie das, Sir? Was für eine Art von Schiff das ist, oder was jetzt passieren wird?«
    »Beides.«
    »Keine Ahnung, was die erste Frage angeht. Ein Zerstörer, Torpedoboot, Fischkutter, das kann alles möglich sein. Was die zweite Frage angeht – nun ja, soviel scheint jetzt allerdings klar, daß sie es auf uns abgesehen haben.« Nicolson verzog das Gesicht, während er hinüberstarrte zu der Ruderbank, wo Peter und Miss Drachmann zusammen spielten und miteinander lachten; auch das Mädchen schien unbekümmert, als gebe es für sie auf der ganzen Welt keine Sorge. Findhorn folgte der Richtung, seines Blicks und nickte langsam.
    »Ja, Jonny, geht mir ganz genauso. Es gibt einem einen Stich ins Herz – man braucht die beiden nur anzusehen, und das Herz tut einem weh, Sie passen gut zusammen.« Er rieb sich nachdenklich das mit grauen Stoppeln bedeckte Kinn. »›Durchscheinender Bernstein‹ – das war die Phrase, die mal irgendein Schreiberling verwendete, um den Teint seiner Heldin zu beschreiben. Ein Vollidiot – damals jedenfalls hielt ich ihn dafür. Ich würde mich gern eines Tages bei ihm entschuldigen. Wirklich unwahrscheinlich, nicht wahr?« Er grinste. »Stellen Sie sich bloß mal vor, was das für eine Verkehrsstockung geben würde, wenn Sie mit diesem Mädchen nach London kämen.«
    Nicolson gab das Lächeln zurück. »Das macht nur der Sonnenuntergang, Sir, und die geplatzten Äderchen in Ihren Augen.« Er war dem älteren Mann dankbar dafür, daß er ihn abgelenkt hatte von dem, woran er hatte denken müssen. Als es ihm jetzt wieder einfiel, wurde sein Gesicht plötzlich ernst. »Diese scheußliche Narbe. Unsere gelben Brüder – ich meine, es müßte so etwas wie eine Art Abschlagszahlung geben.«
    Findhorn nickte bedächtig. »Vielleicht sollten wir doch unsere Gefangennahme – hm – noch ein wenig hinausschieben, wie? Die Daumenschrauben noch ein Weilchen rosten lassen? Ich finde, der Gedanke hat einiges für sich, Jonny.« Er schwieg und sagte dann nach einer Weile mit ruhiger Stimme: »Mir scheint, ich sehe da was.«
    Nicolson hatte sofort das Glas an den Augen. Er sah hindurch, erhaschte einen kurzen Blick auf ein Fahrzeug, dessen niedriger Rumpf am Horizont sichtbar war und auf dessen Aufbauten das goldene Licht der untergehenden Sonne

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