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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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war.
    »Brigadier!« Er konnte sehen, wie Farnholme aufstand. »Nicht eher schießen, als bis ich es sage.« Im Bug knallte ein Gewehr, und Nicolson blickte rasch nach vorn.
    »Nicht getroffen.« Van Effens Stimme klang enttäuscht. »Eben sah ein Offizier über den Rand der Brückenverkleidung.«
    »Bleiben Sie im Anschlag«, sagte Nicolson. Er hörte, wie der Kleine vor Angst weinte; der Knall des Abschusses mußte ihn tödlich erschreckt haben. In seinem Gesicht zuckte es, während er Vannier zurief: »Vierter! Die Signallichter! Brennen Sie ein paar von den roten an, und werfen Sie sie in den Kommandoturm hinein – damit werden sie eine Weile zu tun haben.« Gleichzeitig horchte er die ganze Zeit auf die Hantierungen der Kanoniere. »Alle anderen – behalten Sie den Kommandoturm und die Luken vorn und achtern im Auge.«
    Nochmals verstrichen etwa fünf Sekunden, und dann hörte Nicolson das Geräusch, auf das er gewartet hatte: das kratzende Geräusch der Granate, die in das Rohr geschoben wurde: der Verschlußblock drehte sich und rastete ein. »Jetzt!« rief er mit scharfer Stimme.
    Farnholme machte sich nicht einmal die Mühe, das Gewehr an die Schulter zu heben, sondern schoß aus der Hüfte, anscheinend ohne überhaupt zu zielen. Das hatte er auch nicht nötig; er war ein noch besserer Schütze, als er behauptet hatte. Er gab vielleicht alles in allem fünf Schuß ab, nicht mehr, setzte alle genau in die Mündung des Rohres und ließ sich dann wie ein Stein unten ins Boot fallen, als die letzte Kugel die Zündnase der Granate fand und die Detonation auslöste. Das Geräusch der im Rohr der Kanone krepierenden Granate klang seltsam gedämpft. Aber die Wirkung ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: das schwere Geschütz hob sich aus seiner Verankerung, und herumfliegende Stücke gesplitterten Metalls klirrten bösartig gegen den Kommandoturm, pfiffen über das Wasser und ließen rings um das U-Boot kleine Fontänen hochspritzen. Die Kanoniere mußten gestorben sein, ohne etwas davon zu merken: in Armeslänge vor ihrem Gesicht war eine Sprengladung explodiert, die genügt hätte, eine Brücke in die Luft zu jagen.
    »Ich danke Ihnen, Brigadier.« Nicolson war wieder aufgestanden; er mußte sich zwingen, mit fester Stimme zu sprechen. »Ich bitte um Entschuldigung für alles, was ich jemals über Sie gesagt habe. Volle fahrt voraus, Bootsmann.« Zwei sprühend rote Signallichter flogen im Bogen durch die Luft und landeten sicher gezielt im Innern des Kommandoturms, dessen Rand sich als scharfe Silhouette gegen den grellen, roten Schein abhob. »Gut gemacht, Vierter. Sie haben den heutigen Tag gerettet.«
    »Mister Nicolson?«
    »Ja, Sir?« sagte Nicolson und sah zu dem Kapitän hinunter.
    »Wäre es nicht vielleicht besser, wenn wir noch eine Weile hierblieben? Keiner von denen da wagt, seinen Kopf in den Luken oder über dem Rand des Kommandoturms zu zeigen. In zehn oder fünfzehn Minuten wird es so dunkel geworden sein, daß wir zu der Insel fahren können, ohne daß die Bande dauernd hinter uns herschießt.«
    »Verzeihung, Sir, aber ich fürchte, das wäre nicht gut. Im Augenblick sind die Burschen noch erschreckt und betäubt, doch sehr bald wird irgendeiner von ihnen anfangen zu denken, und dann können wir uns auf eine Ladung Handgranaten gefaßt machen. Sie können die Dinger rausschmeißen, ohne auch nur eine Hand sehen zu lassen – und eine einzige, die in unser Boot fällt, würde ausreichen, uns zu erledigen.«
    »Natürlich, Sie haben recht.« Findhorn ließ den Kopf müde wieder auf seine Bank sinken. »Machen Sie weiter, Mister Nicolson.«
    Nicolson nahm die Ruderpinne, machte eine scharfe Wendung um hundertachtzig Grad und fuhr mit den beiden Booten um das schmale Heck des U-Bootes herum, während vier Mann, die Schußwaffen im Anschlag, das Deck im Auge behielten, ohne mit der Wimper zu zucken. Kurz hinter der Brücke des U-Boots verlangsamte Nicolson die Fahrt, um Farnholme Gelegenheit zu geben, den empfindlichen Schießmechanismus des Flakgeschützes mit einem langen, genau gezielten Feuerstoß aus seinem automatischen Karabiner unbrauchbar zu machen. Findhorn brauchte einige Zeit, bis er begriff, dann nickte er anerkennend.
    »Gott sei Dank – das Geschütz ist hin, mit dem sie uns auf der Insel hätten ausräuchern können. Sie denken wirklich an alles, Mister Nicolson.«
    »Hoffentlich, Sir.« Nicolson schüttelte den Kopf. »Ich hoffe sehr, daß ich wirklich an alles

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