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Die Ueberlebenden von Mogadischu

Titel: Die Ueberlebenden von Mogadischu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Rupps
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finden Sie es richtig, dass die Inanspruchnah 161 me dieser Menschen durch die Nation tatsächlich ihren Ausdruck finden muss, und wenn’s in Geld ist? Es ist ja für einige sicher nur ein Symbol. Für andere aber mehr als ein Symbol.«
    »Es gibt Menschen bei uns, die wirklich eine adäquate finanzielle Kompensation für materielle Verluste bekommen. Aber diese symbolische Sache finde ich darum so wichtig, weil es etwas Festes ist. Wenn man in so einer infantilisierenden und passiv machenden und machtlos machenden Situation gewesen ist, dann braucht man etwas Festes. Und man kann sagen, dass für die meisten Menschen doch so eine symbolische Gebärde von 3000 Mark und 1000 Mark für die Kinder etwas bedeutet hat und dass es sie auch stimulieren kann, an ihrer Heilung weiterzuarbeiten.«
    Jan Bastiaans bezieht sich hier freilich auf Entschädigungsleistungen, die in Holland gezahlt wurden, nicht in Deutschland.
    In Sachen Schmerzensgeld gibt es drei Jahre nach dem Drama eine Art »Nachzügler«-Brief aus der Bonner Politik. Die schon erwähnte Berliner Bundestagsabgeordnete Lieselotte Berger wendet sich diesmal nicht nur an die »Landshuter« aus ihrer Stadt, sondern an alle befreiten Geiseln aus der Maschine. In dem Brief heißt es:
    »Am 13.   Oktober 1980 jährt sich die Entführung der LH Landshut zum dritten Mal. Bis zu Ihrer Befreiung am 18.   Oktober vergingen für Sie und Ihre Angehörigen daheim lange Tage des Schreckens und der Sorgen. [. . . ] Ich möchte all dies aber zum Anlass nehmen, Sie zu grüßen und mich nach Ihrem Ergehen zu erkundigen. Ich hoffe sehr, dass Sie die damaligen Ereignisse körperlich und seelisch überwunden haben und sich guter Gesundheit erfreuen. Ich hoffe auch, dass Sie mit den Behörden, die mit Ihrer Angelegenheit befasst waren, in bestem Einvernehmen sind. Sollten Sie dennoch im Zusammenhang mit der Entführung Anlass zu Klagen haben, wäre ich für eine Mitteilung dankbar. [. . . ] Oberst Wegener hat mich ausdrücklich gebeten, Ihnen seine besten Wünsche und herzlichen Grüße zu übermitteln. Ich schließe mich an.«

162 Hierüber wurde nichts mehr gehört
    Von Matthias Rath
    Die folgende Notiz befindet sich im Nachlass von Matthias Rath, der Geisel in der entführten »Landshut« war.
    Rheine, 9.   April 1979
    Betrifft: »Mogadischu-Geiseln«
    Gedanken und Empfindungen einer Vielzahl der ehemaligen Passagiere der gekaperten »Landshut« aus letzter Zeit lassen sich vielleicht wie folgt zusammenfassen: Wir verließen die »Landshut« am 18.   Oktober 1977 bei der Rückkehr in Frankfurt am Main voller Freude ob der geglückten Befreiung, aber auch voller Zorn ob der unverständlichen Haltung der Regierung.
    Die Tatsache jedoch, dass bei unserem Empfang eine Unzahl von Ministern und sonstigen hohen Staatsbediensteten anwesend waren, erweckte in uns den Eindruck, dass wir Gegenstand besonderen staatlichen Interesses gewesen sein mussten. Dieses Gefühl verstärkte sich noch bei den diversen Erklärungen, dass wir umgehend besonderer und unbürokratischer Hilfe gewiss sein dürften.
    Dies schien uns glaubhaft, da unsere Verwendung im Staatsinteresse – kein Austausch, damit Ärgeres im Staate verhindert wird – uns wiederholt in größte Todesgefahr gebracht hatte. Einer war nicht mehr unter uns. Dass wir anderen lebten, war mit normalen Erkenntnissen nicht zu begreifen. Gaben sich doch alleine bei der Notlandung in Aden Flieger und Pirat sogar die Hand zum »Adieu«.
    Was nach dem Empfangszeremoniell wirklich geschah, war zunächst seitens der Regierung gar nichts. Erst nach geraumer Zeit wurde durch die Lufthansa auf das Gesetz zur »Entschädigung für Opfer von Gewalttaten« ( OEG ) hingewiesen, das in die Regelungen des Bundesversorgungsgesetzes ( BVG ) eingebettet ist. Die 164 auf diesem Wege sich vollziehende bürokratische Prozedur will ich aus eigener Anschauung lieber erst gar nicht beschreiben.

    Abb.   9 : Matthias Rath, aufgenommen am Tag seiner Rückkehr aus Mogadischu. Er konnte sich nach seiner Befreiung nicht mehr gut konzentrieren und musste seine Arbeit aufgeben. Er machte der Bundesregierung und Hans-Jürgen Wischnewski persönlich den Vorwurf, das Leben der Geiseln nicht als höchstes Gut betrachtet zu haben. 163

    Ansonsten fand noch eine Zusammenkunft im Bundeskanzleramt in Bonn Ende Juni 1978 statt, damit die zu diesem Zeitpunkt angekündigte kritische Fernsehsendung zu diesem Thema angesichts bevorstehender Wahlen nicht alleine das Feld

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