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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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das Wort und lächelte ein bittersüßes, schiefes Lächeln. »Glauben Sie mir: Ich musste ja vielleicht nicht mit dem Wissen kämpfen, dass man mich mein ganzes Leben lang belogen hat, aber in Nimues Höhle zu erwachen und zu begreifen, dass ich seit fast tausend Jahren tot bin, war auch nicht einfach zu verkraften.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Wylsynn. Doch noch während er sprach, verfinsterte sich sein Blick, und seine Miene wurde nachgerade grimmig.
    »Was ist denn, Paityr?«, fragte Staynair sofort leise nach, und der Intendant schüttelte entschieden den Kopf.
    »Es ... entbehrt nur nicht einer gewissen Ironie, dass Merlin gerade von ›tausend Jahren‹ gesprochen hat«, erklärte er. »Wisst Ihr, es ist eben doch nicht alles über die Erzengel und Mutter Kirche in der HeiligenSchrift oder den Offenbarungen dargelegt, Eure Eminenz!«

.III.
Ein Aufklärer-Schwebeboot,
über Carters Ozean
    Merlin Athrawes lehnte sich in seinem Andrucksessel zurück und blickte durch die Kuppel zum weit entfernten Mond auf. Tief unter ihm erstreckte sich Carters Ozean wie ein endloser, schwarzer Spiegel, auf dem immer wieder silberne Lichter aufblitzten. Die Sterne waren winzige, glitzernde Stecknadeln hoch über Merlins Kopf. Doch vor ihm lag eine Wolkenbank, der rückwärtige Teil einer massiven Wetterfront, die stetig nach Osten zog, auf Corisande zu.
    Alles erschien Merlin unfassbar friedlich, beinahe schon erholsam. Das war es natürlich nicht. Die Winde auf der Vorderseite dieser Wetterfront waren nicht ganz so kräftig wie der Sturm, der Cayleb weiter im Norden durchgeschüttelt hatte. Doch sie waren kräftig genug. Innerhalb der nächsten Stunden würden diese Winde die Dawn Star einholen. Die Galeone und ihre Geleitschiffe passierten gerade die Coris-Meerenge. Schon bald würden sie in den Südstraßen-Sund im Südosten von Corisande einfahren, bevor sie dann in einer großen Schleife nach Westen durch den Weißpferd-Kanal Manchyr ansteuerten, die Hauptstadt von Corisande. Merlin fragte sich, ob die Schlechtwetterfront eher seine Verbündete sein würde oder doch ein Hindernis. Mitten im Ozean unbemerkt auf ein Segelschiff zu gelangen (oder von dort zu verschwinden), war alles andere als ein Kinderspiel, selbst für einen PICA. Offiziell hatte sich Merlin Athrawes zum Meditieren in seine Kajüte zurückgezogen. Sharleyan und der Rest ihrer Wachabordnung würden dafür sorgen, dass der Seijin keinesfalls gestört würde. Merlin hatte praktischerweise ein Seil an der Heckgalerie des Schiffes befestigt, so dass er an Bord klettern könnte – hoffentlich ebenfalls unbemerkt. Doch mittlerweile war das für ihn beinahe schon zu einer Routineaufgabe geworden.
    Nur, dass das Wetter wirklich ziemlich übel aussieht. Also werden viele Matrosen an Deck sein und unablässig die Takelage und die Segel beobachten und nach den Riesenwellen Ausschau halten, die sie Kaventsmänner nennen ... und jeder von denen könnte bemerken, dass der Seijin mitten in der Nacht außen am Schiff an einem Seil hochklettert – geradewegs den Wellen entstiegen.
    Bei dem Gedanken schürzte Merlin die Lippen. Eigentlich aber machte er sich keine allzu großen Sorgen darüber. Er sollte jeden Wachposten und jeden Mann im Ausguck ausmachen können, lange bevor er selbst entdeckt würde. Und ein PICA konnte problemlos auch eine oder zwei Stunden im Kielwasser des Schiffes verbringen, sich an dem Seil festhalten und geduldig abwarten, bis die Luft endlich rein wäre. Und nicht nur das: Wenn er schließlich an Bord käme, würde es immer noch mehrere Stunden dauern, bis dort der Morgen anbräche. Also sollte ihm die Dunkelheit zusätzlichen Schutz bieten. Ja, das war sogar der wahre Grund, warum er das Zusammentreffen mit Pater Paityr auf genau diesen Zeitpunkt festgelegt hatte. Sie mussten die Zeit berücksichtigen, die Merlin für die Hin- und Rückreise benötigte, und er musste es so abpassen, dass er im Schutze der Nacht sowohl von Bord gehen als auch wieder an Bord kommen konnte, wenn er sich sicher sein wollte, keinesfalls bemerkt zu werden.
    Und ganz genau das wirst du jetzt auch tun! , sagte er sich selbst. Also hör endlich damit auf, dir unnötige Sorgen zu machen, und denk stattdessen darüber nach, was dir Pater Paityr erzählt hat!
    Der Anflug eines Lächelns, das bislang seine Mundwinkel umspielt hatte, verschwand, und Merlin schüttelte den Kopf.
    Nicht ungerecht werden! Du hast anderen Menschen in aller Fröhlichkeit deren

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