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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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begleitet. Eigentlich hätte Sharleyan gern darauf bestanden, nicht ganz so pompös aufzutreten. Doch sie wusste, dass das hier fehl am Platz gewesen wäre. Es hatte ja keinen Sinn, so zu tun, als wäre das hier Chisholm oder Charis. Nicht, dass es in Charis noch nie einen Versuch gegeben hätte, sie zu ermorden!
    Mit diesem Gedanken war sie beschäftigt, als sie schließlich das Ende des langen Läufers erreicht hatte. Merlin Athrawes war die ganze Zeit über respektvoll hinter ihr geblieben, während Edwyrd Seahamper mit Königswyvernaugen den Rest ihrer Leibgarde beäugte. Formvollendet verneigte sich Sir Rysel Gahrvai vor der Kaiserin.
    »Im Namen von Prinz Daivyn heiße ich Euch in Manchyr willkommen, Eure Majestät«, sagte er.
    »Ich danke Ihnen, Mylord«, erwiderte Sharleyan. »Ich wünschte, mein Besuch wäre unter günstigeren Umständen möglich gewesen. Doch die Begrüßung, die man mir hat angedeihen lassen – nicht nur von Ihnen, sondern von so vielen Bürgern Manchyrs – ist deutlich herzlicher ausgefallen, als ich erwartet habe.«
    Mit einer weiteren Verneigung nahm Graf Anvil Rock dieses Kompliment entgegen, auch wenn es natürlich eine gewisse Spitze besessen hatte. Auch seine Begrüßung entbehrte nicht einer Spitze. Der Status, der Prinz Daivyn im Augenblick zukam, fiel immer noch in das, was Diplomaten als Grauzone bezeichneten. Trotz all der spontanen Jubelrufe, die Sharleyan entgegengeschallt waren, hatten doch nicht alle aus der Menge gejubelt. Ja, Sharleyan vermutete, dass dies vielleicht nur auf die Hälfte all jener zutraf, die sich am Kai versammelt hatten. Bei denen, die nicht gejubelt hatten, waren Sharleyan viele steinerne Mienen und grimmiges Schweigen aufgefallen.
    »Darf ich Euch zum Thron geleiten, Eure Majestät?«, fragte Anvil Rock nun. Sharleyan neigte in wohlwollender Zustimmung kurz den Kopf, bevor sie die Fingerspitzen ihrer rechten Hand an seinen Unterarm legte. Galant (aber völlig unnötigerweise) half er ihr dabei, die fünf Stufen des Podestes zu erklimmen. Sharleyan lächelte ihn an, bevor sie sich von ihm abwandte und Platz nahm.
    Dann blickte sie sich im Thronsaal um, schaute in die Gesichter der Höflinge, sog die emotionale Atmosphäre im Saal ein. Es fiel ihr schwer, sie richtig einzuschätzen, trotz all der Stunden, die sie damit verbracht hatte, die Berichte der SNARCs aus dieser Stadt durchzuarbeiten. Sharleyan war sich recht sicher, die allgemeine Einstellung in Manchyr richtig einzuschätzen. Sie wusste auch mehr über die Aristokraten und die Kirchenmänner in diesem Saal, als jene sich vorstellen konnten. Doch es waren immer noch Menschen, und niemand vermochte das menschliche Verhalten gänzlich vorherzusagen.
    Zu ihrer Rechten hörte sie ein leises Räuspern, und als sie sich umblickte, erkannte sie Erzbischof Klairmant Gairlyng. Ernst blickte er sie an, und sie lächelte und hob dann ein wenig die Stimme.
    »Bevor wir beginnen, wäret Ihr wohl so freundlich, in meinem Namen Gott dafür zu danken, dass ich wohlbehalten hier eingetroffen bin, Eure Eminenz?«
    »Selbstverständlich, Eure Majestät«, erklärte er sich bereit und deutete eine Verneigung an. Dann richtete er sich wieder auf und blickte sich ebenfalls im Thronsaal um.
    »Lasset uns beten!«, sagte er. Überall in dem gewaltigen Saal wurden die Häupter gesenkt, und der Erzbischof hob die Stimme. »Allmächtiger Gott, Herrscher des Universums, wir danken Dir, dass Du in Deiner Gnade unsere königliche Besucherin wohlbehalten zu uns geführt hast. Wir bitten dich, lasse Deine Gnade über sie walten und schenke ihr Deine Güte, auf dass sie auf Deinen Wegen wandeln, Deine Weisungen achten und Dein Recht walten lassen möge. Führe, so bitten wir Dich, alle Staaten dieser Deiner Welt auf den Pfad Deiner Wahrheit und bringe den Frieden der Rechtschaffenheit über sie, auf dass sie in Wahrheit Dein Reich seien und stets jenen Pfad beschreiten, den Du ihnen bereitet hast! Und wir bitten Dich, von Deinem Throne herniederzublicken und Deinen Diener Daivyn und all jene zu segnen, die ihn beraten, ihn anleiten und behüten! Führe, o Herr, auch ihn zu uns und schlichte den Streit zwischen Deinen Kindern, auf dass sich alle Herrscher reinen Herzens und guter Absicht in jener Freundschaft versammeln, die Dein Plan für alle Menschen vorsieht. Darum bitten wir Dich im Namen Deines Dieners Langhorne, der als Erster den Menschen Deinen Willen verkündet hat, zum Ruhme Deines Heiligen Namens. Amen.«
    Eine

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