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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bedeutete, hätte Sharleyan jetzt in Hektors Thronsaal Recht gesprochen, hätten all jene, die ihr vorgeführt wurden, automatisch eines angenommen: Hier würden sie nur erfahren, was das Schicksal ohnehin schon für sie bereitgehalten hatte ... Gerechtigkeit spielte bei der ganzen Sache keinerlei Rolle. All das zusammengenommen erklärte, warum sich Sharleyan jetzt in der prächtig (allerdings sehr dunkel) getäfelten Halle aufhielt, die gemeinhin als der ›Prinzessin-Aleatha-Ballsaal‹ bekannt war.
    Sharleyan entging, warum jemand in diesem Raum freiwillig einen Ball würde abhalten wollen. Nur in einer einzigen Wand gab es Fenster, und die waren auch noch sehr klein. Und nicht nur das: Anbauten am Königlichen Palast aus jüngerer Zeit nahmen diesen Fenstern auch noch fast das ganze Licht. Wahrscheinlich hätte der gewaltige Saal mit seinen düsteren Wänden deutlich beeindruckender gewirkt, wären die Kronleuchter aus massiver Bronze entzündet. Von denen hingen gleich Dutzende von der Decke. Doch so viele Kerzen hätten in dem Saal für entsetzlich stickige Luft gesorgt, vor allem angesichts des drückenden, schwülen Klimas, das in Manchyr ohnehin herrschte.
    Da spricht wohl die Nordländerin aus dir , dachte Sharleyan. Die Leute hier fänden das wahrscheinlich bloß angenehm warm. Vielleicht sogar erfrischend kühl!
    Nein, entschied sie dann. Selbst Corisandianer wären unter solchen Umständen fast vor Hitze umgekommen.
    Sharleyan wusste genau: Nervosität ließ sie auf derlei Gedanken kommen. Die Kaiserin von Charis blickte über die Tischreihen hinweg, die man vor dem Podest aufgestellt hatte, auf dem sie thronte. Abgesehen davon, dass der Ballsaal eben nicht der Thronsaal war, hatte sich Sharleyan noch aus einem anderen Grund für diese Räumlichkeit entschieden: Der Saal war wirklich gewaltig, größer als jeder andere Raum im gesamten Palast. Nun saßen ihr beinahe fünfhundert Männer und Frauen gegenüber und blickten sie über den breiten Korridor zwischen Podest und der ersten Tischreihe an. Diesen Korridor hatten Sir Koryn Gahrvais Gardisten abgeriegelt. Sharleyans Zuhörer waren Adelige, Priester und Bürgerliche, eigens ausgewählt, um die gesamte Bevölkerung des Fürstentums möglichst repräsentativ zu vertreten. Einige von ihnen (und nicht alle davon Bürgerliche) schienen sich in dieser Umgebung sichtlich unwohl zu fühlen.
    Vielleicht lag das ja zumindest zum Teil auch an den sechs Angehörigen der Charisian Imperial Guard, die sich zu beiden Seiten von Edwyrd Seahamper zwischen ihnen und dem Podest aufgestellt hatten. Vielleicht lag es auch daran, dass hinter der Kaiserin von Charis Merlin Athrawes stand: schweigend, ernst und sehr, sehr einschüchternd.
    Dank des Podestes war Sharleyans Thron etwa drei Fuß erhöht. Zu beiden Seiten waren nur geringfügig weniger aufwändig verzierte Sessel aufgestellt, in denen Prinz Daivyns Regentschaftsrat Platz genommen hatte. Zwei weitere Stühle (im Vergleich zu den Sitzen des Regentschaftsrats bemerkenswert schlicht) hatte man unmittelbar vor dem Podest platziert, hinter einem langen Tisch, unmittelbar hinter der Reihe der Gardisten. Auf dem Tisch türmten sich Akten und Dokumente. Auf einem der einfachen Stühle saß Spynsair Ahrnahld, Sharleyans bebrillter jugendlicher Schreiber, auf dem anderen hatte Pater Neythan Zhandor Platz genommen. Sein braunes Haar hatte sich im Laufe der Jahre drastisch gelichtet, und nun schimmerte seine Kopfhaut selbst im gedämpften Licht des Ballsaals bemerkenswert hell.
    Auch Erzbischof Klairmant war anwesend. Doch er hatte es vorgezogen, zu Sharleyans Rechten zu stehen, statt ebenfalls Platz zu nehmen. Warum er das wollte, wusste Sharleyan nicht genau. Vielleicht wollte er den Eindruck vermeiden, auch er sei hier, um die Rechtsprechung zu bestätigen und damit dem Urteil der Kaiserin, wie auch immer es ausfallen mochte, die Zustimmung der Kirche zu geben. Andererseits könnte die eingenommene Haltung einige der Anwesenden davon überzeugen, er stehe hier als ihr Beistand und Ratgeber.
    Und bevor das hier vorbei ist, wird er sehr, sehr müde sein , dachte Sharleyan grimmig. Na ja, dann sollten wir wohl besser anfangen!
    In einer unaufdringlichen und doch herrschaftlichen Geste hob sie die Hand. Als Ahrnahld den kleinen Gong auf dem aktenübersäten Tisch anschlug, hallte dessen glockenheller Ton durch den ganzen Saal.
    »Tretet näher und höret!«, bellte ein Kämmerer – ein charisianischer Kämmerer – mit

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