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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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erstaunt die Augenbrauen hob.
    »Ja ... ich meine, selbstverständlich, Eure Majestät! Wenn Ihr wünscht fortzufahren«, gab er zurück.
    »Das wünsche ich«, erwiderte sie und gestattete sich ein schiefes Lächeln. Immer noch presste sie ihren Arm gegen die Rippen. Sie saß auffällig steif auf dem Thron. Gahrvai vermutete, dass sie bei jedem Atemzug Schmerzen hatte. Doch wenn dem so war, dann ließ sie es sich nicht anmerken. Nichts in ihrem Gesicht, nichts in ihrer Stimme verriet das.
    »Wir haben noch viel zu tun«, sagte sie zu ihrem Schreiber. Während sie es sagte, wanderte ihr Blick über die Blutlache des Attentäters hinweg zu den Zuhörern auf den Sitzbänken. »Wenn Wir uns nicht von Clyntahn und der ›Vierer-Gruppe‹ aufhalten lassen wollen, sollten Wir uns hiervon erst recht nicht aufhalten lassen. Wir fahren fort!«
    Und das hat sie getan , erinnerte sich Koryn Gahrvai. Noch ganze vier Stunden lang, bis zur Mittagspause. Die Kaiserin schien überhaupt nicht bemerkt zu haben, wie sich ihre Frisur auflöste, immer mehr Strähnen ihr über die Schultern fielen. Ebenso wenig schien sie bemerkt zu haben, dass Merlin Athrawes die Krone aufgehoben hatte, die der Kaiserin beim Sturz vom Kopf gerutscht war. Er stand hinter Sharleyan und hielt die kaiserliche Kopfbedeckung in seiner Armbeuge wie einen Ritterhelm. Hin und wieder klang die Stimme der Kaiserin ein wenig atemlos, als durchzuckten sie immer wieder Schmerzen. Gahrvai vermutete, dass es den meisten ihrer Zuhörer überhaupt nicht auffiel.
    Siebzehn weitere Männer und Frauen wurden an diesem Morgen zum Tode verurteilt und vor den Scharfrichter geführt ... doch es gab auch sechs Begnadigungen. In jedem dieser Fälle hatte Kaiserin Sharleyan – immer noch ohne jegliche Notizen – ausführlich die mildernden Umstände angeführt, die sie dazu bewogen hatten, eine Begnadigung auszusprechen. Sie setzte die Verhandlung fort, als hätte nie jemand versucht, sie zu töten. Am Ende dieses Morgens hatte sie sämtliche ihrer corisandianischen Zuhörer fest im Griff ihrer zarten, zierlichen Hand.
    Endlich verkündete die Glocke das Ende der morgendlichen Sitzung. Die Kaiserin blickte auf und lächelte schief.
    »Wir gehen davon aus, dass niemand enttäuscht sein wird, wenn Wir am heutigen Nachmittag auf eine weitere Sitzung verzichten«, sagte sie. »Unter den gegebenen Umständen halten Wir das für vertretbar.«
    Tatsächlich lachte der eine oder andere ihrer Zuhörer leise. Das Lächeln der Kaiserin wurde breiter. »Wir werten das als Zustimmung«, sagte sie und erhob sich.
    Sie trat vom Podest herunter. Gahrvai kniff die Augen zusammen, als sie nach Merlin Athrawes’ linkem Arm griff. Die Kaiserin schwankte ein wenig, drohte zu stürzen. Immer noch presste sie den Arm gegen die Rippen. Ihre gewöhnlich auffallend anmutigen Bewegungen wirkten jetzt zerbrechlich. Aber sie lächelte Gahrvai selbst und all den anderen, an denen sie vorbeiging, noch freundlich zu.
    Und dann war sie fort.
    »Wie viele Frauen kennen Sie, die das fertiggebracht hätten, was wir da heute gesehen haben?«, fragte Gahrvai nun und blickte erneut seinen Vater und die anderen Gäste an.
    »Bei Shan-wei!«, gab Anvil Rock zurück. »Fragen Sie mich doch mal, wie viele Männer ich kenne, die das fertiggebracht hätten!«
    »Ob Männer oder Frauen, die Antwort lautet: verdammt wenige«, stellte Tartarian fest. »Ich bin mir sicher, dass die Zuhörer im Saal das alle auch wissen. Sicher, da war reichlich politisches Kalkül im Spiel. Sie hat genau gewusst, wie das auf uns wirkt. Aber dass sie es hinbekommt, das zeigt uns in aller Aufrichtigkeit und Wahrheit die Person, die sie ist. Und was sie uns hat sagen wollen, kam meines Erachtens von Herzen. Das war nicht nur aufgesetzt und politisches Kalkül, nein, sicher nicht!«
    »Das glaube ich auch«, gestand Gahrvai. »Nur treibt mich im Moment sehr die Frage um, ob die Berichte, sie sei unverletzt, wirklich stimmen.«
    »Ihre Rippen, meinst du?«, fragte Windshare. Gahrvai nickte, und der schneidige junge Graf zuckte mit den Schultern. »Das ist mir auch aufgefallen. Ist wahrscheinlich nicht sonderlich überraschend. Schließlich ist Merlin genau auf ihr gelandet! Muss ihr ordentlich Prellungen eingebracht haben!«
    »Mir schien es mehr als nur ein paar Prellungen«, widersprach Doyal leise. »Ich halte es für sehr gut möglich, dass die eine oder andere Rippe gebrochen ist.«
    »Unfug!«, widersprach Anvil Rock. »Ich bin von ihr ja

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