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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Sairah!«, unterbrach Merlin sie. »Glauben Sie mir, wenn sie wirklich ernstlich verletzt sein sollte, werden Edwyrd und ich augenblicklich einen Heiler holen, was auch immer Ihre Majestät sagt! Aber wahrscheinlich hat sie ganz Recht, was die Gerüchteküche angeht. Wenn sie also wirklich nur Prellungen hat ...«
    »Aber, Eure Majestät ...!«
    Dieser dritte Protest war nur halbherzig geäußert worden, und Sharleyan brachte ein schwaches Lächeln zustande, während sie den Kopf schüttelte.
    »Ich werde niemals behaupten, ich sei so störrisch wie Cayleb – ganz egal, was Merlin meint«, sagte sie. »Aber ich bin störrisch genug, um diesen Streit hier zu gewinnen, Sairah. Also, kümmer du dich doch einfach darum, mir einen Tee zu machen – mit reichlich Zucker, ja? Glaub mir, den kann ich jetzt wirklich gebrauchen!«
    »Sehr wohl, Eure Majestät.« Endlich gestand Sairah die Niederlage ein. Sie warf Merlin einen letzten, gemäßigt entrüsteten Blick zu. Dann stapfte sie an Sergeant Seahamper vorbei. Der Sergeant blickte einmal kurz zu Sharleyan hinüber, schüttelte resigniert den Kopf und richtete den Blick wieder auf Merlin.
    »Viel Glück bei dem Versuch, sie zur Vernunft zu bringen!«, sagte er ein wenig säuerlich. Dann tippte er sich gegen das Ohr, in dem sein kleiner, fast unsichtbarer Ohrhörer steckte. »Mir scheint, dass Seine Majestät sich nicht mehr lange davon abhalten lassen wird, sie gehörig anzuschreien, selbst wenn es in Tellesberg gerade mitten in der Nacht ist!«
    »Vielleicht kann ich Owl ja dazu bewegen, den beiden einen separaten Kanal zuzuweisen«, entgegnete Merlin hoffnungsvoll. Seahamper stieß ein Schnauben aus, warf Sharleyan noch einen letzten Blick zu und schloss dann die Tür.
    »Ich bin doch keine Vollidiotin!«, beklagte sich die Kaiserin. Dann keuchte sie auf, als Merlin sie vorsichtig ein wenig anhob, um ihr das Kleid von den Schultern zu streifen. »Selbst wenn noch ein Attentäter im Saal gewesen wäre, bin ich doch längst nicht so ein Risiko eingegangen wie seinerzeit Maikel in der Kathedrale!«
    »Es hätte kein einziger Attentäter im Saal sein dürfen!«, knirschte Merlin mit zusammengebissenen Zähnen. »Wie in Gottes Namen hat der eine verdammte Pistole an Gahrvais Wachen vorbeischmuggeln können!«
    »Ich habe mir die Aufzeichnungen der SNARCs angeschaut«, meldete sich Seahamper über das Com von der anderen Seite der geschlossenen Tür zum Schlafgemach. »Owl hat mir gezeigt, wie der Mann eingelassen wurde. Er hatte die echte Vorladung eines Meister Grahsmahn dabei. Grahsmahn stand auf der Anwesenheitsliste der ersten Sitzung. Leider ist keiner von uns auf die Idee gekommen, die Wachen anzuhalten, nach verborgenen Waffen Ausschau zu halten. Nun, einfach, weil niemandem eingefallen ist, man könnte so ein Ding überhaupt unter seinem Kasack verstecken! Vielleicht fühlt Ihr Euch besser, Merlin, wenn Ihr das erfahrt: Owl hat die Aufnahmen durch seine Gesichtserkennungssoftware laufen lassen. Unter dem Bart und den ganzen Tätowierungen verbarg sich niemand anderer als unser so schwer fassbarer Freund Paitryk Hainree.«
    Eigentlich hätte es Seahampers Berichts nicht bedurft. Merlin hatte sich schon selbst einen Reim darauf gemacht, wie der Attentäter in den Saal gelangt war. Lichtbildausweise gab es auf Safehold nicht. Daher wäre nie aufgeflogen, dass jemand, ein Attentäter etwa, den Platz mit einem geladenen Gast getauscht hatte. Hainree etwa hätte das Pech haben müssen, dass sich jemand von der ersten Sitzung noch an den echten Grahsmahn erinnerte. Und Hainree war kaltblütig genug, das geringe Risiko einzugehen. Dieser Mann war teuflisch gut darin, Orte zu erreichen, an denen er nichts zu suchen hatte, und sie auch wieder zu verlassen. Seahamper hatte ungerührt getan, als er den Namen erwähnte. Merlin ließ sich davon nicht täuschen. Der Sergeant war im Augenblick auf sich vermutlich sogar noch wütender als Merlin auf sich. Ganz genau so etwas hätte er doch eigentlich verhindern müssen!
    »Jetzt fangt bloß nicht an, Euch Vorwürfe zu machen!«, schalt Sharleyan, während Merlin vorsichtig ihr Unterkleid herunterstreifte. »In einer so großen Menschenmenge? Ein einzelner Mann? Und dann auch noch ein Mann, der alle Papiere bei sich hat, die er braucht? Außerdem, Merlin, wart Ihr Euch mit Edwyrd von Anfang an einig, eine öffentliche Gerichtsverhandlung in dieser Größenordnung sei riskant. Also warum sagt Ihr nicht einfach: ›Ich hab’s ja gleich

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