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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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Kuniko sich unbemerkt hinter ihrem Rücken vorbei auf den Flur hinaus. Als
Nächstes wollte sie sich Yayoi vorknöpfen. Sie würde nicht eher Ruhe geben, bis sie ein Geständnis aus ihr herausgeholt hatte.
    Aber so lange sie auch wartete, Yayoi ließ sich einfach nicht blicken. Sie blieb trotzdem bei der Stechuhr stehen und behielt unverdrossen den Eingang im Auge, als sie plötzlich das Gefühl bekam, jemand stünde hinter ihr.
    »Yama-chan kommt nicht mehr.« Es war Masako, die mittlerweile ihre Arbeitskleidung anhatte.
    »Ach, du bist’s. Schön, dich zu sehen.«
    »Spar dir dein Gesülze.« Masako schob Kuniko beiseite, zückte ihre Stechkarte und stempelte sie ab.
    »Äh, wie hast du das denn gerade gemeint, Yama-chan kommt nicht mehr – heißt das, sie kommt nie mehr?«, fragte Kuniko, während sie daran dachte, dass sie unbedingt etwas gegen die nervöse Unsicherheit unternehmen musste, die sie in Masakos Gegenwart immer befiel.
    »Du hast es erfasst.«
    »Aber warum denn nicht?«
    »Tja, sie wird es satt haben, sich von dir erpressen zu lassen«, sagte Masako, wobei sie eilig ihre ausgetretenen Stan-Smiths aus dem Schuhschrank nahm, die ganz braun waren vom Fett und der klebrigen Bratensoße auf dem Fabrikboden.
    »Unverschämtheit, wie du mich hier verleumdest! Ich habe lediglich …«
    Masako fuhr herum und brüllte sie an: »Hör endlich auf, Kuniko!« Ihre Augen blitzten wie Rasierklingen, an denen man sich bei der kleinsten Berührung schnitt. Vor Schreck blieb Kuniko wie versteinert stehen.
    »Was willst du... womit soll ich aufhören?«
    »Du hast fünfhunderttausend von Yama-chan eingesackt, Jūmonji hat dir sämtliche Schulden erlassen – was willst du noch?«
    Kuniko fiel die Kinnlade herunter. Masako wusste also längst, dass sie Jūmonji alles verraten hatte. »Woher weißt du das?«
    »Jūmonji hat’s ausgespuckt. Du bist wirklich die blödeste, nichtsnutzigste, niederträchtigste Person, die ich kenne!«
    So ähnlich hatte Masako sie doch schon einmal beschimpft! Kuniko platzten vor Empörung fast die feisten Backen: »So eine Unverschämtheit …!«

    »Wenn hier einer unverschämt ist, dann bist du das!« Masako stieß ihr mit Wucht den Ellbogen in die Schulter. Kuniko taumelte, als der spitze Knochen ihr Schlüsselbein traf.
    »Hey, was soll das?!«
    »Nur, weil du deinen Mund nicht halten konntest, fahren wir jetzt alle in die Hölle! Du bescheuerte Kuh, du, wirklich! Ach, häng dich doch auf!«, zischte Masako und stürmte auf die Treppe zu, die zur Fabrikhalle hinunterführte. Ihr aufrechter, kerzengerader Rücken verschwand um die Ecke. Die zurückgebliebene Kuniko durchlief ein Schauer der Angst, weil ihr erst jetzt bewusst wurde, dass sie da womöglich etwas Schreckliches angerichtet hatte.
    Aber, wie immer bei Kuniko, war die Einsicht nicht von langer Dauer. Wenn sie hier nicht bleiben konnte, überlegte sie, würde sie sich eben eine andere Stelle suchen müssen. Wie schade, wo sie gerade dabei war, sich mit diesem netten Parkplatzwächter anzufreunden! Aber es half nichts, wenn es riskant wurde, war es besser, sich so schnell wie möglich von Masako und den anderen zu trennen.
    Kuniko starrte auf das Holzbrett an der Wand, in dessen Fächern die Stechkarten steckten. Hier war sie bald zwei Jahre beschäftigt gewesen. Sie hatte sich an die Arbeit gewöhnt, aber nun würde sie sich eine schönere, leichtere Stelle suchen, mit besserem Lohn und ohne so unausstehliche Kolleginnen. Eine Stelle, wo nette Männer herumliefen. Irgendwo würde es das schon geben. Diesmal ist mir auch ein Job im Rotlichtmilieu recht, dachte Kuniko heute ausnahmsweise einmal selbstbewusst. Ja, so etwas würde sie sich suchen.
     
    Als sie am frühen Morgen todmüde von der Arbeit zurückkam, passierte etwas höchst Erfreuliches.
    Sie parkte ihren Golf auf dem Parkplatz der Mietskaserne und betrat die heruntergekommene Eingangshalle mit den langen Reihen von Postkästen. Beim Klang ihrer Schritte drehte sich dort ein Mann zu ihr um. Ein freudiges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Ja, das ist aber ein Zufall!«
    Kuniko wusste nicht gleich auf Anhieb, wer der Mann war.

    »Erinnern Sie sich? Wir haben uns doch vorige Nacht auf dem Parkplatz getroffen.«
    »Ach! Nein, das gibt’s doch nicht!«, rief Kuniko gespreizt. »Ich habe Sie gar nicht wiedererkannt!«
    Es war der Parkplatzwächter. Er trug jetzt keine Uniform mehr, sondern eine dunkelblaue Windjacke zu einer grauen Arbeitshose, und

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