Die Un-Heilige Schrift
der Eroberung Jerusalems durch Pompeius 63 v. Chr., angenommen. Das erste Buch umfasst die Zeit von 175 bis 134 v. Chr. und schildert den Kampf des jüdischen Volkes mit den Seleukiden, die den Tempel mit Hilfe jüdischer Kollaborateure entweihten und das so gedemütigte Volk zur Annahme einer hellenistischen Lebensweise zwingen wollten. Eine Widerstandsbewegung unter der Führung von Judas Makkabäus (von aramäisch Makkaba, der Hammer) bildete sich, die im ausgerufenen „Heiligen Krieg“ die Seleukiden bezwingen konnte. Die Römer waren zu dieser Zeit noch gesuchte Bündnisgenossen.
Buch 2 schildert dieselben Ereignisse, betont jedoch noch viel deutlicher den Gottesbezug der religiös erzählten Geschichte: Das Unglück des Volkes ist als Strafe für schuldhaftes Verhalten zu verstehen. Im Einklang mit der Offenbarung aber vermögen die Juden ihre Feinde zu besiegen, die nationale Einheit wiederzuerlangen und damit der Gottesherrschaft den Weg zu bereiten. Welche Opferbereitschaft dabei von den Unterdrückten verlangt wurde, erzählt das blutrünstig geschilderte
Martyrium der sieben Brüder (2 Makk):
7,1 Ein andermal geschah es, dass man sieben Brüder mit ihrer Mutter festnahm. Der König wollte sie zwingen, entgegen dem göttlichen Gesetz Schweinefleisch zu essen, und ließ sie darum mit Geißeln und Riemen peitschen. 2 Einer von ihnen ergriff für die andern das Wort und sagte: Was willst du uns fragen und von uns wissen? Eher sterben wir, als dass wir die Gesetze unserer Väter übertreten.
3 Da wurde der König zornig und befahl, Pfannen und Kessel heiß zu machen. 4 Kaum waren sie heiß geworden, ließ er ihrem Sprecher die Zunge abschneiden, ihm nach Skythenart die Kopfhaut abziehen und Nase, Ohren, Hände und Füße stückweise abhacken. Dabei mussten die anderen Brüder und die Mutter zuschauen.
5 Den grässlich Verstümmelten, der noch atmete, ließ er ans Feuer bringen und in der Pfanne braten. Während sich der Dunst aus der Pfanne nach allen Seiten verbreitete, sprachen sie und ihre Mutter einander Mut zu, in edler Haltung zu sterben. Sie sagten: 6 Gott der Herr schaut auf uns und gewiss hat er Erbarmen mit uns. Denn so hat es Mose klar gesagt in dem Lied, in dem er öffentlich das Volk anklagte: Und er wird mit seinen Dienern Erbarmen haben.
Martyrium des Eleazar. Illustration Gustave Doré
7 Als der erste der Brüder auf diese Weise gestorben war, führten sie den zweiten zur Folterung. Sie zogen ihm die Kopfhaut samt den Haaren ab und fragten ihn: Willst du essen, bevor wir dich Glied für Glied foltern? 8 Er antwortete in seiner Muttersprache: Nein! Deshalb wurde er genauso wie der erste gefoltert. 9 Als er in den letzten Zügen lag, sagte er: Du Unmensch! Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken, weil wir für seine Gesetze gestorben sind.
Die Brüder weigern sich, ihr göttliches Gesetz zu verraten – und sterben qualvoll.
10 Nach ihm folterten sie den dritten. (…) 13 Als er tot war, quälten und misshandelten sie den vierten genauso. (…) 15 Anschließend nahmen sie sich den fünften vor und misshandelten ihn. (…) 18 Nach ihm holten sie den sechsten. Sterbend sagte er: Lass dich nicht täuschen! Du wirst nichts ausrichten. Denn wir sind selbst schuld an unserem Leid, weil wir gegen unseren Gott gesündigt haben. Darum konnte so Unfassbares geschehen. 19 Glaub aber ja nicht, dass du heil davonkommst; denn du hast es gewagt, mit Gott zu kämpfen.
20 Auch die Mutter war überaus bewundernswert und sie hat es verdient, dass man sich an sie mit Hochachtung erinnert. An einem einzigen Tag sah sie nacheinander ihre sieben Söhne sterben und ertrug es tapfer, weil sie dem Herrn vertraute. 21 In edler Gesinnung stärkte sie ihr weibliches Gemüt mit männlichem Mut, redete jedem von ihnen in ihrer Muttersprache zu (…)
Das Martyrium der Makkabäer
24 Antiochus aber glaubte, sie verachte ihn, und er hatte den Verdacht, sie wolle ihn beschimpfen. Nun war nur noch der Jüngste übrig. Auf ihn redete der König nicht nur mit guten Worten ein, sondern versprach ihm unter vielen Eiden, ihn reich und sehr glücklich zu machen, wenn er von der Lebensart seiner Väter abfalle; auch wolle er ihn zu seinem Freund machen und ihn mit hohen Staatsämtern betrauen.
25 Als der Junge nicht darauf einging, rief der König die Mutter und redete ihr zu, sie solle dem Knaben doch raten, sich zu retten. 26 Erst nach langem Zureden willigte
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