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Die Un-Heilige Schrift

Die Un-Heilige Schrift

Titel: Die Un-Heilige Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth Santler
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den Büchern Daniel und Ester bediente sich Hieronymus der Septuaginta. Neu hinzu kamen die Bücher Judit, Tobit, Baruch, Jesus Sirach, Weisheit Salomos und 1. und 2. Makkabäer.
Nach 500 Jahren hatte sich die Vulgata durchgesetzt.
    Die Vulgata sollte sich als wahrlich standhaft bewähren: Zwar dauerte es bis ins 9. Jh., bis sie die diversen Vetus-Latina-Schriften überall abgelöst hatte und in der Westkirche allgemein anerkannt und im Gebrauch war, aber dafür hat sie sich bis ins Jahr 1979 als textliches Fundament der katholischen Kirche gehalten; immerhin war sie auch vom Konzil in Trient 1546 für „authentisch“ erklärt worden. 1979 erschien auf Betreiben des 2. Vatikanischen Konzils die Nova Vulgata, eine Überarbeitung der Hieronymus-Übersetzung, als neue Grundlage für die Einheitsübersetzungen in die diversen Landessprachen.
    Die mit der Vulgata erreichte textliche (und inhaltliche) Einheit bezog sich jedoch immer nur auf die westliche katholische Kirche. In den orthodoxen Kirchen des Ostens wich man nie von der – älteren – Septuaginta ab. Orthodoxe kennen zusätzlich ein 1. Buch Esra, das das hebräische und katholische Buch Esra für sie zum 2. Buch Esra macht, sowie zwei weitere Bücher der Makkabäer. Slawische Kirchen fügen noch eine Esra-Apokalypse hinzu, äthiopische Kirchen haben einen noch weiter gefassten Kanon als für sich gültig erklärt.

    Der Nash-Papyrus aus dem 2. Jh. v. Chr. enthält masoretischen Text.
    Anders die Protestanten: Als sich Martin Luther an seine Bibelübersetzung machte, waren die masoretischen Texte aufgetaucht, die hebräischen kanonischen Schriften. Zwar stammen die ältesten mehr oder minder vollständig erhaltenen masoretischen Handschriften aus dem 9. Jh., aufgrund von weit älteren fragmentarischen Funden darf aber angenommen werden, dass der Ende des 1. Jahrhunderts beschlossene jüdische Kanon in den masoretischen Texten getreulich überliefert worden ist.

    Martin Luther in einem Bildnis von Lucas Cranach dem Älteren, 1526
    Da Martin Luther vom Grundsatz „sola scriptura“ ausging – nur die Schrift dürfe als Grundlage der rechten Auslegung herangezogen werden –, interessierte er sich natürlich brennend für diese Texte. Im Ergebnis entstand in seiner Bibelübersetzung ein alttestamentarischer Kanon, der dem hebräischen Tanach folgt. Er enthält etliche Texte nicht, die die katholische Kirche zwar späterhin als deuterokanonisch (zweitkanonisch) abklassifizierte, nichtsdestotrotz den anderen Bibeltexten aber als gleichrangig gegenüberstellt. Luther bezeichnete folgende Schriften als Apokryphen:
     
Buch Judit
Buch Tobit („Tobias“)
Buch Baruch
Jesus Sirach
Weisheit Salomos
1. Makkabäer
2. Makkabäer
(3. Makkabäer)
(4. Makkabäer)
Zusätze zum Buch Daniel
Zusätze zum Buch Ester
(3. Esra)
(Gebet Manasses)
(Psalmen Salomos)
    In Klammern sind jene biblischen Schriften gesetzt, die auch im katholischen Verständnis apokryph, also nicht Bestandteil der Vulgata sind.
    Je nach Konfession unterscheidet sich der mit solch großen Mühen über Jahrhunderte erstellte biblische Schriftenkanon zum Teil erheblich voneinander. Um die Verwirrung zu vervollständigen, anerkannte z. B. Luther etliche „seiner“ Apokryphen als durchaus „nützliche“ Texte, wenn auch nicht „seinen“ kanonischen Texten völlig gleichgestellt. Je nach Ausgabe finden sich daher auch in evangelischen Bibeln, im Anhang oder zwischen die Testamente geschoben, für Protestanten apokryphe bzw. für Katholiken deuterokanonische Schriften. Weiters existieren biblische Werke wie das Buch der Jubiläen, eine etwas andere, detailreicher erzählte Genesis, oder das Slawische Henochbuch, das die Erlebnisse des Henoch vor der Aufnahme in den siebten Himmel schildert. Diese beiden Bücher genießen in den orthodoxen christlichen Kirchen hohe Wertschätzung, wurden von der Westkirche jedoch nie anerkannt.
    All diese von Konfession zu Konfession unterschiedlichen Auffassungen zum Kanon führten letztlich zu einer Reihe von Schriften, die „ein bisschen apokryph“ sind: Im einen christlichen Kanon sind sie fester Bestandteil, im anderen geduldet, im dritten verpönt. Da dazu aber einige gehören, die auf eine bedeutende Wirkungsgeschichte zurückblicken können, möchte ich mich auf den nächsten Seiten mit solchen Texten auseinandersetzen.

Die Bücher der Makkabäer
    Als Verfasser des 1. Buches der Makkabäer wird ein palästinensischer Jude in der Zeit um 100 v. Chr., sicher vor

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