Die Un-Heilige Schrift
schwört nicht ab, sondern beweist, dass auch im wackeren Mut ein Bruderbund zwischen euch und mir besteht. Kämpft einen hehren Kampf um die Frömmigkeit, 24 durch den die gerechte, von unseren Vätern verehrte Vorsehung unserem Volk gnädig sein und den verruchten Tyrannen bestrafen wird!
25 Als der hocherwürdige Jüngling dies gesagt hatte, hauchte er seine Seele aus. (Kautzsch: Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments.)
Makkabäische Wirkungen
Während das Judentum die historischen Ereignisse um den makkabäischen Aufstand zwar hoch schätzt und mit dem Chanukka-Fest, das der christlichen Advents- und Weihnachtszeit zeitlich wie inhaltlich nahe kommt, bis zum heutigen Tag würdigt, empfanden die Verantwortlichen diese Erzählungen doch nicht als würdig, um in den Tanach aufgenommen zu werden. Aufschlussreich auch die Textunterschiede zwischen dem frühen, sachlich gehaltenen ersten Makkabäerbuch und seiner kompromisslosen Ablehnung des Hellenismus (= der fremdkulturellen Vereinnahmung) und dem zweiten, in dem das Märtyrertum hervorgehoben wird und die Geschichtsschilderung zugunsten der als „Erbauung“ gedachten Präsentation von tödlich konsequenter Ergebenheit dem (einem) Gesetz gegenüber in den Hintergrund tritt.
Maccabi Tel Aviv, Maccabi Haifa, Maccabi Petah-Tikva – israelische Sportklubs, die den biblischen Hammer im Namen tragen. Auch die Christengemeinde konnte sich für die Horrorstories erwärmen.
Während diese beiden Texte Einlass in den katholischen Kanon fanden und Luther sie zu „seinen“ Apokryphen zählte, hatte sich die christlich-priesterliche „Exekutive“ längst der Story bemächtigt und jene Version verfasst, die ihren Zwecken am dienlichsten war. Buch 4, entstanden vermutlich unter dem noch vergleichsweise frischen Eindruck von Jesu Kreuzigung, enthält modernes hellenistisches und christliches Gedankengut wie die Überwindung des Feindeshasses und das stellvertretende Leiden des Gerechten für das Volk, das Hauptaugenmerk liegt aber auf der Verherrlichung des Martyriums. Gerade das vierte Buch, das wie das dritte nie in einen biblischen Kanon gekommen und aus jeder konfessionellen Sicht apokryph ist, hat jedoch die Gemeinde am stärksten beeindruckt. Als dann im 4. Jahrhundert die Passio sanctorum Maccabaeorum, die Leidensgeschichte der heiligen Makkabäer, als christliche Paraphrase des 4. Buches erschien, war die christliche Vereinnahmung vollständig. Bis zur Neuausgabe durch Erasmus 1517 war die horrible Geschichte der Gräueltaten an den sieben Brüdern aus der frommen, christlich-religiösen Praxis nicht mehr wegzudenken.
Das Buch Judit
Die Bedeutung des Buches besteht darin, dass sowohl die entartete heidnische Weltmacht als eine übergeschichtliche Wirklichkeit wie auch die Glaubenshaltung des bedrängten Gottesvolkes in Anfechtung und Bewährung deutlich vor Augen gestellt werden. (Kommentar zum Buch Judit, Einheitsübersetzung.)
Ein beachtenswerter Versuch, das Geschehen als besonders erhaben darzustellen – schließlich wurde es sogar in die katholische Bibel aufgenommen. Und Judit beruft sich auch wirklich bei jeder Gelegenheit auf Gott. Dennoch ist das Ganze nicht mehr als ein „Gschichtl“ – mit allerdings sehr beachtlichem Kultpotenzial.
Die Story: König Nebukadnezar erringt einen Sieg gegen ein benachbartes Königreich und wird vom Siegestaumel übermannt. Er beschließt, er sei der Größte überhaupt, und werde alle anderen unterwerfen. Die Drecksarbeit überlässt er natürlich anderen, namentlich Holofernes, seinem Heerführer.
Judit köpft Holofernes. Artemisia Gentileschi, 1612–21
Dieser zieht also los und eilt von Sieg zu Sieg, mit der Zeit unterwerfen sich ihm die nächsten potenziellen Opfer schon in vorauseilendem Gehorsam. Das geht so lange gut, bis er auf das Volk Israel im Lande Juda trifft. Holofernes holt zunächst Erkundigungen ein und erfährt von einem gewissen Achior, welcher Art diese Leute sind: Entweder unbesiegbar oder selbst schon gestraft genug, je nachdem ob sie gerade in ihres Herrn Gnade stehen oder sich an ihm versündigt haben. Er rät dem Holofernes, sich nach dem aktuellen Stand der Dinge zu erkundigen und im Falle, dass die Juden Gottes Wohlwollen genießen, von einem Angriff abzusehen.
Holofernes kann auf solch ein Gerede natürlich nichts geben, da er sich andernfalls der vollkommenen Lächerlichkeit preisgeben würde, und lässt Achior abführen und in jüdischem Gebiet an einen Baum binden.
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