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Die Un-Heilige Schrift

Die Un-Heilige Schrift

Titel: Die Un-Heilige Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth Santler
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sagten über ihn: „Jedes Wort, das er sprach, ob gut oder böse, war eine Tat und wurde zum Wunder.“ Als Joseph erkannte, was Jesus getan hatte, packte er ihn beim Ohr und zog kräftig daran. Darüber wurde der Junge aber ungehalten und sagte: „Genug! Es ist dir bestimmt, zu suchen, aber nicht zu finden! Du hast höchst unklug gehandelt. Weißt du nicht, dass ich dein bin? So betrübe mich nicht.“
Joseph zieht den Jesusknaben kräftig am Ohr – was ihm eine altkluge Belehrung einbringt. 
    6. Zachäus aber, ein Lehrer, stand zufällig daneben und hörte, was Jesus zu seinem Vater sagte. Er wunderte sich, dass ein Kind solche Aussprüche tätigte. Wenige Tage später wandte er sich an Joseph und sagte: „Du hast einen klugen Jungen mit Verstand. Übergib ihn meiner Obhut, auf dass er die Buchstaben lerne, und über die Buchstaben will ich ihm alles Wissen beibringen und ihn lehren, alle Älteren zu grüßen und zu ehren und die Gleichaltrigen zu lieben.“ Und so erklärte er Jesus alle Buchstaben von A bis O, lange und eindringlich. Jesus aber sah den Lehrer an und sagte: „Wenn du selbst nicht einmal das Wesen des A kennst, wie willst du dann andere das B lehren? Du Heuchler, lehre zunächst das A, wenn du dazu in der Lage bist, und dann wollen wir dir auch das B glauben.“
Er begann damit, den Lehrer über den ersten Buchstaben auszufragen, doch Zachäus konnte ihm nichts erwidern. Etliche Zuhörer hatten sich eingefunden und hörten, wie Jesus sagte: „Erfahre, Lehrer, die Anordnung des ersten Schriftzeichens und achte hierbei darauf, wie es Geraden hat und einen Mittelstrich, der durch die zusammengehörenden Geraden, die du siehst, hindurchgeht, wie diese Linien zusammenlaufen, sich erheben und verschlingen, drei Zeichen der gleichen Art und vom gleichen Maß, einander unterordnend und zugleich tragend; da hast du die Linien des Alpha.“
Der ganz junge Jesus hatte ein massives Problem mit Autoritäten; Lehrer klärte er erbarmungslos über ihre Inkompetenz auf.

    Jesus bei den Gelehrten im Tempel. Rembrandt, 1654
    7. Als Zachäus all diese bedeutenden allegorischen Beschreibungen des ersten Buchstabens hörte, geriet er ob der so gescheiten Rede in Verlegenheit und sagte zu den Umstehenden: „Weh mir, ich Unglückseliger sehe mich in die Enge getrieben, ich habe mir selbst geschadet, indem ich dieses Kind aufnahm. Ich bitte dich, Bruder Joseph, nimm es wieder zu dir. Ich kann die Strenge seines Blickes nicht ertragen und will kein einziges Wort von seiner durchdringenden Rede mehr hören. Dieses Kind ist nicht von dieser Erde. Es kann selbst das Feuer bändigen; es ist wohl schon vor der Erschaffung der Welt gezeugt worden.
Ich weiß nicht, welcher Mutterleib es ausgetragen, welcher Schoß es genährt hat, ich weiß es nicht. Es bringt mich völlig aus der Fassung, dass ich seinem Verstand nicht zu folgen vermag. Ich dreifach Unglückseliger habe mich selbst betrogen! Ich wollte einen Schüler und habe einen Lehrer bekommen. Ich, ein Greis, bin von einem Kind besiegt worden; diese Schande greift mir ans Herz.
Wegen dieses Knaben bleibt mir nur noch Verzweiflung und Tod. Ich kann ihm nicht mehr in die Augen sehen. Und wenn sich herumspricht, dass mich ein kleines Kind besiegt hat, was soll ich dann sagen? Was berichten über die Linien des ersten Buchstabens, von denen er sprach? Ich weiß es nicht, denn ich verstehe davon weder den Anfang noch das Ende. Ich bitte dich, Bruder Joseph, führe ihn in dein Haus. Er ist irgendetwas ganz Großes, ein Gott oder ein Engel oder was weiß ich.“
    8 Da wollten die Umstehenden den Lehrer trösten, Jesus aber lachte laut auf und sprach: „Was du gesagt hast, soll nun Früchte bringen, und die Blinden sollen sehen. Ich bin von oben, um sie zu verfluchen und nach oben zu rufen, so wie es mir der aufgetragen hat, der mich um euretwillen gesandt hat.“ Und kaum hatte er geendet, wurden alle, die unter seinen Fluch gefallen waren, wieder geheilt. Von da an wagte aber keiner mehr, ihn zu erzürnen, um nicht zum Opfer seines Fluchs und zum Krüppel zu werden.
Die erste Auferweckung
    9 Einige Tage begab es sich, dass Jesus mit anderen Kindern auf dem Dach spielte und eines dieser Kinder abstürzte und starb. Als die anderen Kinder das sahen, flohen sie und Jesus blieb allein zurück. Da kamen die Eltern des Verstorbenen und beschuldigten ihn: „Du hast ihn heruntergestoßen!“ Jesus antwortete: „Ich habe ihn nicht gestoßen.“ Die Eltern glaubten ihm aber

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